Palmöl, Erdöl & Co. – keine Kerzen mehr auf Kosten der Regenwälder und des Klimas!

Mit Kerzen kann man Feste bereichern, abseits des Alltags zur Ruhe kommen oder auch gedenken. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern ist jedoch nicht bewusst, dass der Konsum von Kerzen auch zur Abholzung von Regenwäldern beitragen kann, wenn diese Palmöl aus unsicheren Quellen enthalten. Mit dem DUH Kerzencheck zu nachhaltigem Palmöl konnte die DUH zahlreiche Hersteller und Händler im Jahr 2020 zu mehr Transparenz für nachhaltiges Palmöl in Kerzen bewegen – einige „Schwarze Schafe“ lassen die Verbraucher*innen jedoch im Dunkeln stehen.

Zu den zentralen Rohstoffen in der Kerzenwachsherstellung gehören Paraffin und Stearin, die umstritten sind: Paraffin ist ein Nebenprodukt aus der Verarbeitung von Erdöl. Wachs aus pflanzlichem Stearin und gehärtetem Pflanzenfett wird meist aus Palmöl hergestellt, das jedoch aufgrund von Regenwaldrodungen immer wieder in die Schlagzeilen gerät. Pflanzenfette, wie Palmstearin, werden für die Kerzenherstellung allerdings immer bedeutender als Ersatz für Paraffinwachs.

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DUH Kerzencheck zu nachhaltigem Palmöl: Kerzenanbieter, die Mindestmaßnahmen gegen Regenwaldzerstörung ergreifen

Auf den Etiketten selbst ist die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe von Kerzen bislang selten erkennbar – Hersteller und Händler sind nicht dazu verpflichtet, Angaben zu den verwendeten Rohstoffen und deren Nachhaltigkeit zu machen. Deshalb hat die DUH die Webseitenangaben der Kerzenhändler- und Hersteller geprüft und diese innerhalb einer Frist zu mehr Transparenz aufgerufen. Mit dem DUH Kerzencheck informiert die DUH Verbraucher*innen nun darüber (Stand: Nov. 2020), welche Kerzenanbieter die Öffentlichkeit transparent über den Einsatz nachhaltigen, entwaldungsfreien Palmöls in ihren Kerzen aufklären. Aufgedeckt wird auch wer potentiell die „Schwarzen Schafe“ sind, weil unklar bleibt, ob sie Kerzen mit Palmöl beziehen und ob dieses aus zertifiziert nachhaltigem Anbau ohne neue Waldrodungen bezogen wird.

Vorreiter und „Schwarze Schafe“ - DUH analysiert Umgang mit nachhaltigem Palmöl bei Kerzenanbietern

In zwei Schritten hat die DUH im Sommer 2020 den Umgang von Kerzenanbietern mit nachhaltigem Palmöl auf dem deutschen Markt analysiert. Zuerst wurde eine anonyme Umfrage unter relevanten Marktteilnehmenden durchgeführt, um den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, eigene Sichtweisen und Begründungen zum Thema anzugeben. In einem zweiten Schritt wurde der DUH Kerzencheck, eine Webseitenanalyse, durchgeführt – es wurde überprüft, inwiefern die analysierten Unternehmen auf ihren Webseiten Angaben zur Verwendung (nachhaltigen) Palmöls in ihren Kerzen machen.

Nachdem die Unternehmen durch die DUH über ihre Einstufung informiert wurden und sie nochmals Zeit bekamen, ihr Ergebnis zu verbessern, ergriffen 16 der 52 analysierten Unternehmen die Chance und verbesserten ihre Kommunikation zu nachhaltigem Palmöl in ihren Kerzen. Die Ergebnisse verschiedener Unternehmen aus sieben Branchen sind hier zu finden. Nur bei Eigenmarkenkerzen der Unternehmen der grünen Kategorie können Verbraucherinnen und Verbraucher davon ausgehen, dass das Risiko der Entwaldung für ihre Kerzen durch den Palmölbezug ausschließlich aus nachhaltigem Anbau reduziert wurde (Tab. 1).

Denn Ölpalmen, aus deren Früchten Palmöl gewonnen wird, werden hauptsächlich in Indonesien und Malaysia in Südostasien angebaut. Dort wurden durch die sich ausbreitenden Plantagen über Jahrzehnte hinweg große Teile des tropischen Regenwaldes zerstört und viele seltene Arten, wie der Orang-Utan, bis an den Rand des Aussterbens gebracht. Dabei gibt es eine Möglichkeit, um gegen neue Abholzungen und Menschenrechtsverletzungen vorzugehen: Der Bezug von Palmöl auch aus nachhaltig zertifiziertem Anbau von regelmäßig überprüften Plantagen. Nachhaltiges Palmöl setzt voraus, dass Plantagen nicht auf neu gerodeten Flächen errichtet wurden und auch die Brandrodung ist verboten. Auf bestehenden Plantagen müssen neben diversen Umweltauflagen zudem Arbeits- und Menschenrechte eingehalten werden. Einige Kerzenanbieter sind deshalb bereits auf Palmöl aus nachhaltigem Anbau umgestiegen und setzen sich für eine Verbesserung der Standards ein – dies jedoch meist im Stillen und ohne eine entsprechende Kennzeichnung der Produkte.

Bundesregierung darf Verbraucher*innen nicht länger im Dunkeln tappen lassen

© Freder / istockphoto

Im Jahr 2017 waren Schätzungen zufolge lediglich 30 % des durch den Konsum von Kerzen in Deutschland verbrauchten Palmöls nachhaltig zertifiziert. Für das Jahr 2020 wurde ein nachhaltiger Anteil von etwa 70 % geschätzt – jedoch würden Kerzenanbieter das erklärte Ziel des Bundeslandwirtschaftsministeriums, bis 2020 vollständig auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl umzusteigen, somit deutlich verfehlen. Und das obwohl nachhaltig zertifiziertes Palmöl schon seit Jahren in ausreichender Menge verfügbar ist.

Der Ansatz der Bundesregierung, dass Kerzenanbieter freiwillig nachhaltiges Palmöl einsetzen und mögliche Mehrkosten übernehmen, ist also unzureichend. Verbraucherinnen und Verbraucher können derweil kaum Notiz von der Problematik nehmen, dass ein Kerzenkauf Regenwaldrodungen begünstigen kann. Denn für Non-Food-Palmölprodukte, wie Kerzen, gibt es bisher keine Deklarations- oder Labelpflicht. Die DUH fordert deshalb gesetzliche Vorgaben zum Bezug entwaldungsfreien Palmöls nach Mindeststandards und zur Deklaration der anteilig verwendeten Rohstoffe, samt Nachweise für nachhaltigen Anbau bei Palmöl, aber auch Soja- oder Kokosöl. Nur ein EU-weites Gesetz kann ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit und Transparenz bei palmölhaltigen Produkten, wie Kerzen, anderen Chemieprodukten, Waschmitteln, Pflegeprodukten und Kosmetika sicherstellen. Dies sollte auch andere entwaldungskritische Rohstoffe umfassen wie Soja, Kautschuk, Kakao, Kaffee, Holz, Papier, Leder usw.

Alternative Rohstoffe und Produkte zum Paraffin

Alternativ können Kerzenhersteller neben Palmöl aus zertifiziert nachhaltigem Anbau auch auf heimisches Rapsöl, andere Biomasse, Abfallstoffe oder Bienenwachs zurückgreifen. Allerdings ist Bienenwachs nicht in großen Mengen verfügbar. Verbraucher, die ein bisschen weniger Romantik vertragen, können zudem auch langlebige LED-Kerzen wählen.

Würde alles Palmöl für die Kerzenherstellung nachhaltig eingekauft, könnte Deutschland den Ölpalmanbau auf einer Fläche von bis zu 289 km² positiv beeinflussen – eine Fläche so groß wie die Stadt Dortmund. Ein zentraler Punkt im Zusammenhang mit Zertifizierungen und Siegeln, der hier nicht unerwähnt bleiben soll: Bei der Umsetzung des zertifiziert nachhaltigen Anbaus gibt es Defizite. „Greenwashing“ ist als abfälliger Begriff über Siegel bzw. Zertifizierung längst keine Seltenheit mehr. Die Bundesregierung muss die Verbesserung von Siegeln sowie weitere politische Maßnahmen parallel vorantreiben und gesetzlich verankern. Dabei wird klar: An erster Stelle muss ein maßvoller Konsum von Kerzen stehen, um Flächen angesichts der weltweiten Nachfrage nach Palmöl – vor allem als Lebensmittel – nicht übermäßig zu beanspruchen.

Wir dürfen nicht tatenlos abwarten, bis die Politik ihren Zielen zu 100 % nachhaltigem Palmöl auf dem deutschen Markt gerecht wird. Durch unseren bewussten Konsum können wir einen Unterschied machen:

  • Einige Hersteller nutzen bereits nachhaltige Inhaltsstoffe und machen auf ihren Produkten oder Webseiten Angaben zu deren Nachhaltigkeit. Durch Ihren gezielten Einkauf gekennzeichneter Kerzen können Sie engagierte Kerzenhersteller und -händler unterstützen.
  • Wenn Ihre bislang gekauften Lieblingskerzen von Herstellern oder Händlern stammen, die keine Angaben zu den Inhaltsstoffen bereitstellen, dann kontaktieren Sie den Kundenservice – je mehr Anfragen dort ankommen, desto eher werden die Unternehmen einen Umstieg zu nachhaltigen Rohstoffen auch freiwillig vorantreiben.
  • Schauen Sie im DUH Kerzencheck nach, welche Unternehmen sich anhand eines nachhaltigen Einkaufs der gegen die Zerstörung von Regenwäldern einsetzen oder zumindest ab 2021 Verbesserungen anhand von öffentlichen Selbstverpflichtungen ankündigen.

Kerzen aus klimaschädlichem Erdöl sowie aus konventionellem Palmöl müssen Geschichte werden! Wir fordern die Bundesregierung dazu auf, die selbst gesetzten Ziele in Bezug auf klimafreundliches, entwaldungsfreies Palmöl zu überprüfen und deren Erreichung durch gesetzliche Maßnahmen sicherzustellen. Für den Schutz des Klimas und den Erhalt der Biodiversität sowie für die Landwirte und Angestellten auf den Plantagen fordert die DUH den sofortigen Umstieg auf 100 % entwaldungsfreie Palmöl-Lieferketten – nicht nur bei Kerzen, sondern auch bei Futtermitteln, Chemieprodukten, Hygiene- und Reinigungsprodukten und Lebensmitteln. Konkret fordert die DUH:

  • Die Bundesregierung muss eine gesetzlich verbindliche Regulierung für ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit bei Palmöl-Produkten schaffen, die neue Waldrodungen auf dem deutschen Markt sicher ausschließt.
  • Eine EU-weite, gesetzliche Regulierung zum Ausschluss nicht-nachhaltiger Palmölprodukte vom Import, sollte schnellstmöglich umgesetzt werden.
  • Solange eine gesetzliche Regulierung zu nachhaltigem Palmöl fehlt, sollten Handelsunternehmen den Herstellern von Markenartikeln eine Frist zur Umstellung und Kennzeichnung bis spätestens Ende 2021 einräumen und eine Auslistung von Palmöl-Produkten mit nicht-nachhaltigem Palmöl ab 1. Januar 2022 vornehmen.
  • Die Bundesregierung muss endlich eine gesetzliche Deklarationspflicht von Palmöl für alle Non Food-Produktgruppen einführen, wie sie bereits bei Lebensmitteln existiert.
  • Auch die Kennzeichnung des nachhaltigen Ursprungs von Palmöl auf Basis eines Zertifikates oder gleichwertigen Nachweises muss gesetzlich verbindlich werden.
  • Es braucht klare Vorgaben zur Einbindung und Unterstützung von „unabhängigen“ wie auch „abhängigen“ Kleinbauern.
  • Die Erkenntnisse stehen stellvertretend auch für andere Branchen aus dem Non-Food-Sektor, wie z.B. die Wasch- und Reinigungsmittelunternehmen. Die DUH fordert deshalb nicht nur die Kerzenanbieter zum Handeln auf – jedes Unternehmen, das noch nicht-zertifiziertes Palmöl bezieht, muss schnellstens aktiv werden!

Deutschland hat 2015 die Amsterdam-Erklärung unterschrieben und sich damit unter anderem zum Ziel gesetzt, bis Ende 2020 auf 100 % nachhaltig produziertes Palmöl umzusteigen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt das Ziel des vollständigen Umstiegs auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl bisher über die freiwillige Initiative „Forum für nachhaltiges Palmöl“ (FONAP). Die Bundesregierung nimmt sich der Thematik der Wald- und Moorzerstörung durch Palmöl zwar an, geht bisher aber noch zu zögerlich mithilfe von freiwilligen Maßnahmen vor.

Bis heute gibt es in Deutschland keine verpflichtenden Importvorgaben für entwaldungsfreies Palmöl oder ähnliche Agrargüter. Auch erfassen Handelsstatistiken den Anteil nachhaltiger Importe – Rohstoffe und Endprodukte – bisher nicht. Dadurch ist der aktuelle Stand zur Erreichung des 100 %-Ziels nicht bekannt. Die Bundesregierung lässt den Anteil nachhaltigen Palmöls jedoch regelmäßig über Studien mithilfe der verfügbaren Daten und Experten erheben. Diese schätzen, dass das Ziel des vollständigen Umstiegs auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl bis Ende 2020 von Deutschland nicht erreicht wird. Das Prinzip der freiwilligen Umstellung auf nachhaltigere Rohstoffe stellt sich somit als nicht wirksam heraus.

Indes arbeitet auch die EU-Kommission an Maßnahmen zum Waldschutz und an einer möglichen Verordnung zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten, welche neben Menschenrechten auch Kriterien zum Waldschutz und weiteren Umweltthemen enthalten soll. Seit Juli 2020 hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne und dadurch die Chance, den Waldschutz erfolgreich voranzubringen.

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