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Der Schreiadler: Population im Sinkflug

Der Schreiadler ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Weniger als 100 Brutpaare wurden bei der letzten großen Zählung ermittelt. Jetzt kommt es auf jeden einzelnen Vogel an, um die Art bei uns zu retten.

Schreiadler sind sehr reviertreue Vögel, oft brüten sie über viele Jahre oder gar Jahrzehnte im gleichen Horst. Der sensible Greifvogel hat hohe Ansprüche an seinen Lebensraum: Er liebt den Wechsel von Wald und Offenland. Verschiedene Baumarten, eine gemischte Altersstruktur im Wald und zahlreiche Kleingewässer machen einen Ort für ihn attraktiv. Durch die intensive Landwirtschaft verringert sich dieser Lebensraum jedoch immer drastischer. In Deutschland kommt der Schreiadler nur noch in geringer Zahl in Mecklenburg-Vorpommern und dem nordöstlichen Brandenburg vor.

Während der Balz führt das Männchen eine beeindruckende Flugshow vor – den sogenannten Girlandenflug. Nach der Paarung legt das Weibchen bis Anfang Mai zwei Eier. Gleich nach dem Schlüpfen attackiert der ältere Nestling den Zweitgeborenen mit Schnabelhieben und hindert ihn am Fressen; meist verendet das zweite Küken schon nach wenigen Tagen. Biologen sprechen hierbei vom „obligatorischen Kainismus“. Der Trieb ist angeboren und findet selbst in Jahren mit gutem Nahrungsangebot statt. Die Ursachen für dieses Phänomen sind noch nicht ganz geklärt.

Birds of prey - Captive Aquila pomarina - Lesser Spotted Eagle© tutye/Fotolia

Extrem empfindlich für Störungen

Zur Nahrungssuche ist der Schreiadler gerne zu Fuß unterwegs. Er jagt kleine wirbellose Tiere, Amphibien oder Reptilien. Bis zum Aufbruch in die Winterquartiere wird der Jungvogel von den Eltern gefüttert. Ab Anfang September treten die Schreiadler dann ihre bis zu 10.000 Kilometer lange Reise in den Süden Afrikas an.

Schreiadler sind Thermiksegler, das bedeutet, sie lassen sich von warmen Luftschichten in große Höhen tragen und segeln dann in die gewünschte Zugrichtung hinab. Da über dem Meer keine Thermik entsteht, sind die Vögel auf eine schmale Zugstrecke über den Bosporus, das östliche Mittelmeer und den Suez-Kanal angewiesen. Der Weg birgt viele Gefahren. Besonders am Mittelmeer sind die Greifvögel durch die illegale Jagd bedroht.

© tutye/Fotolia

Höchste Schutzpriorität

Zunehmend geraten Schreiadler auch in ihren nordostdeutschen Brutrevieren in Bedrängnis, in denen sie ab Anfang April wieder eintreffen. Immer mehr landwirtschaftliche Flächen werden intensiv bearbeitet und in den Brutwäldern nimmt der Druck durch die hohe Nachfrage nach Holz zu. Zudem wird vermutet, dass die steigende Anzahl von Windenergieanlagen zu einer Vertreibung der Vögel führt.

Landwirte, Förster und Naturschützer können viel dazu beitragen, um Störungen des Schreiadlers zu verhindern. Die Reviertreue der Vögel kann dabei gut genutzt werden. Nur wenn alle Schutzbemühungen ineinandergreifen, wird es gelingen, unseren kleinsten verbliebenen „echten Adler“ im Nordosten Deutschlands zu erhalten.

Steckbrief

Name: Schreiadler (Aquila pomarina)

Aussehen: Mit seinen rund 65 Zentimetern Größe ist der Schreiadler der kleinste der in Deutschland heimischen Adler. Seine Flügelspannweite beträgt ca. 1,60 Meter. Die Männchen sind wie bei vielen Greifvogelarten kleiner und leichter als die Weibchen. Die Vögel sind fast einheitlich braun, an Kopf und Flügeln etwas heller.

Lautäußerung: „Tjück! Tjück! Tjück!“ rufen die Vögel im Frühjahr. Bei der Balz stößt das Männchen ein charakteristisches „wiiik“ aus.

Verbreitung: Weltweit rechnet man mit etwa 20.000 Brutpaaren. Das westliche Verbreitungsgebiet endet in Nordostdeutschland, im Osten reicht es über die baltischen Länder bis nach Russland hinein. Im Süden kommt der Vogel über Griechenland und die Türkei bis zum Kaspischen Meer hin vor.

Nahrung: Sein Speiseplan ist abwechslungsreich: Kleine Wirbeltiere, Insekten, Reptilien oder Amphibien werden gefressen. Seine Nahrung jagt der Schreiadler zu Fuß und hält sie – anders als andere Greifvögel – im Schnabel.

Gefährdung und Schutz: In Deutschland ist der Schreiadler vom Aussterben bedroht. Intensive Waldbewirtschaftung bedroht die Brutplätze der Vögel, durch landwirtschaftliche Nutzung gehen die Nahrungsplätze verloren. Illegale Abschüsse gefährden den Schreiadler während seines Winterzuges. Lebens- und Nahrungsraumschutz sind Grundvoraussetzungen, um die Art langfristig zu erhalten.  Naturschützer setzen sich für den Schutz der Tiere auf deren Zugwegen ein.

Kontakt

Copyright: © Steffen Holzmann

Ulrich Stöcker
Teamleiter Wildnis und Naturkapitalungen
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Förderer:

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