Stickstoff in der Umwelt
Ohne Stickstoffverbindungen geht gar nichts auf unserem Planeten. Sie sind Grundbausteine des Lebens, zum Beispiel für die Erbsubstanz DNA. Pflanzen benötigen Stickstoff zum Wachsen. Allerdings findet sich Stickstoff auch in schädlichen Verbindungen, die in großen Mengen zu den größten Umweltbedrohungen unserer Erde gehören. Was wir dagegen tun können? Politischen Druck machen. Und weniger Fleisch essen, weniger Lebensmittel wegwerfen und bewusster konsumieren!
Der meiste Stickstoff auf der Welt tritt in Form von gasförmigem Stickstoff auf, der harmlos ist. Stickstoffverbindungen wie Ammoniak (NH3), Stickstoffdioxid (NO2), Lachgas (N2O), und Nitrat (NO3-) sind in der Natur ein kostbares Gut. Durch den Menschen wird jedoch viel zu viel Stickstoff freigesetzt. Dieser Stickstoff-Überschuss belastet Seen und Flüsse, verändert Böden, zerstört die Biologische Vielfalt, schadet der Gesundheit und heizt den Klimawandel an.
Mehr als 60% des Stickstoffs entsteht in der Landwirtschaft, weitere wichtige Quellen sind die Industrie und Verbrennungsmotoren. Durch übermäßiges Düngen mit Gülle und synthetischem Dünger gelangt Stickstoff in die Umwelt. Denn dann können die Pflanzen nicht den gesamten Stickstoff aufnehmen. Das Problem entsteht vor allem dort, wo viele Nutztiere auf kleinem Raum gehalten werden. Die anfallende Gülle kann nicht mehr bedarfsgerecht auf die Felder ausgebracht werden, Felder werden zur Abfalldeponie der überschüssigen Gülle. Biogasanlagen können ebenfalls zum Problem beitragen. Bei der Gewinnung von Strom und Wärme durch Biogasanlagen fallen Gärreste an, die sich ebenfalls zur Düngung eignen. Auch bei diesem Prozess können regional zu viele Gärreste anfallen, um sie bedarfsgerecht auf die Felder auszubringen.
Folgen eines übermäßigen Stickstoffeintrags
Stickstoffliebende Pflanzen breiten sich verstärkt aus und verdrängen Pflanzen, die sich an stickstoffarme Standorte angepasst haben. Die Artenvielfalt nimmt weiter ab. Wenn der Stickstoffüberschuss durch Niederschläge aus dem Boden gewaschen wird, gelangt er als Nitrat ins Grundwasser. Da unser Trinkwasser zu einem Großteil aus Grundwasser besteht, muss mit Nitrat belastetes Grundwasser teuer und aufwändig aufbereitet werden, damit der Mensch es bedenkenlos konsumieren kann. Vom Grundwasser oder direkt vom Feld gelangt der Stickstoff als Nährstoffüberschuss in Seen, Flüsse und Meere. Durch das verstärkte Algenwachstum in den betroffenen Gewässern können sauerstofflose Todeszonen entstehen, die eine Bedrohung für unsere Fischbestände sind. Von diesem Sauerstoffverlust sind derzeit etwa 700 Meeresregionen in aller Welt betroffen! Auch das Klima leidet: Stickstoffüberschüsse führen zu einer Freisetzung von Lachgas, einer Stickstoffverbindung in der Atmosphäre, die rund 300-mal so klimawirksam ist wie CO2. Die Gruppe der Stickstoffoxide schadet neben der Umwelt vor allem unserer Gesundheit, denn sie sind giftig.
Was kann Ich tun?
Fleisch, Wurst, Eier und Milchprodukte sind häufig Produkte der industriellen Massentierhaltung und vergrößern den Stickstoff-Fußabdruck eines jeden Menschen. Sie sollten also deutlich seltener auf den Speiseplan. Konsumentinnen und Konsumenten können mit ihrer Kaufentscheidung zeigen, dass sie umweltschädliche und naturzerstörerische Tierhaltung nicht unterstützen. Auch Lebensmittelverschwendung ist mitverantwortlich für den Stickstoffüberschuss: In Deutschland sind Nahrungsmittel im EU-Vergleich für die Verbraucherinnen und Verbraucher sehr günstig. Damit kann die Wertschätzung für landwirtschaftliche Erzeugnisse sinken und ihre Verschwendung ansteigen. Für eine weitreichende Veränderung braucht es aber mehr als den Tatendrang der Konsument*innen. Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Politik auf, den Wandel mitzugestalten.
Umbau der Landwirtschaft ist nötig, um unsere Erde zu schützen
Als Hauptverursacherin schädlicher Stickstoffverbindungen muss vorrangig die Landwirtschaft umgestellt werden. Aber auch die Landwirtschaft kann jahrelanges Politikversagen nicht von einem Tag auf den anderen ausgleichen. Vielmehr muss mit verlässlichen, aber ambitionierten Maßnahmen und Gesetzen ein landwirtschaftliches System aufgebaut werden, welches die Umwelt schont und Landwirte und Landwirtinnen ein stabiles Einkommen sichert. Die Bundesregierung darf sich nicht länger hinter langwierigen Strategieprozessen verstecken, sie muss jetzt aktiv werden. Die Deutsche Umwelthilfe fordert eine flächengebundene Tierhaltung für reduzierte und somit umweltverträgliche Tierzahlen. Zudem braucht es ein effektives Nährstoffmanagement, das heißt einen umweltgerechten Umgang mit Düngemitteln.
Etwa 10-15 Prozent der schädlichen Stickstoffemissionen entstehen in anderen Sektoren: Verkehr, Industrie- und Energiewirtschaft sowie Abfall- und Abwasserbehandlung. Da der Stickstoffüberschuss vielfältige Quellen und gleichzeitig vielfältige Wirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit hat, müssen für die Lösung unterschiedliche Politikfelder und Akteure einbezogen werden. Die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) können hier einen geeigneten Rahmen bieten.
The Trouble Makers
Weiterführende Links
- Stickstoff: Fluch & Segen (DUHwelt 3/2016)
- Nitrat
- Ammoniak: Vom Acker in die Lunge
- Clean Heat
- Problem Methan
Interview:
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Reinhild Benning
Senior Beraterin für Agrarpolitik
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