Gegen den Wegwerftrend: Reparieren statt neu kaufen
Mit der Selbermach-Bewegung bekommt auch die Leidenschaft zur Reparatur in den letzten Jahren wieder neuen Aufwind. Doch nicht jeder Gegenstand lässt sich ohne weiteres wieder heile machen. Dabei gibt es durchaus Tricks, wie man gute Produkte erkennen – und auch wieder reparieren kann.
Das Handy macht keinen Mucks mehr und das Stuhlbein ist gebrochen. Nicht alles was kaputt gegangen ist, muss auch gleich durch einen Neukauf ersetzt werden. Viel einfacher als Geräte wegzuwerfen und neu zu kaufen, ist eine Reparatur. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Denn die immer kürzeren Lebenszyklen von Produkten führen zu steigenden Ressourcenverbräuchen und immer größeren Abfallbergen.
Um das Prinzip der Reparatur und Abfallvermeidung zu fördern, haben sich die Deutsche Umwelthilfe und andere Organisationen zum „Runden Tisch Reparatur“ (http://www.runder-tisch-reparatur.de/) zusammengeschlossen. Wir kämpfen gemeinsam für reparaturfreundliche Produkte, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und längere Garantiezeiten. Damit Reparaturen und der Kauf gebrauchter Waren noch attraktiver werden, ist ein reduzierter Mehrwertsteuersatz und ein Recht auf Reparatur dringend notwendig.
Auf diese 4 Punkte sollten Sie bei der geplanten Anschaffung neuer Produkte achten:
Bevor Sie sich etwas Neues zulegen, lohnt es sich, zu überlegen, ob Sie das Gerät oder den Gegenstand auch wirklich kaufen müssen. Nutzen statt besitzen ist hier das Zauberwort. Möchten Sie zum Beispiel nur ein paar Löcher bohren, um ein Regal aufzustellen? Wollen Sie im Sommer eine Geburtstagsparty für ihre Kinder geben und selbstgemachtes Eis servieren? In beiden Fällen könnten Sie zuerst bei Nachbarn und Freunden anfragen, ob sie ihnen Bohr- und Eismaschine leihen könnten. Das spart Platz, Geld und Ressourcen.
Informieren Sie sich im Handel, auf Hersteller-Homepages und anhand von Testberichten darüber, ob Sie z.B. bei einem neuen Gerät den Akku austauschen können, wie lange der Hersteller die Lieferung von Ersatzteilen garantiert oder wie teuer die Reparatur eines typischen Defekts wäre. Oft lohnt es sich, beim Kauf etwas mehr Geld für hochwertige Produkte namhafter Hersteller auszugeben und diese dafür länger zu nutzen. Auch Bewertungsportale im Internet können helfen, einen ersten Überblick zu erhalten.
Achten Sie auf stabile Gelenke, Scharniere, Griffe, Schalter, Reißverschlüsse und andere Teile, die einer regelmäßigen Belastung ausgesetzt sind. Vor allem im Niedrigpreissegment werden häufig minderwertige Bauteile eingesetzt, wie beispielsweise Zahnräder und Schraubenhalterungen aus weichem Kunststoff.
Meiden Sie Produkte, die nicht repariert werden können. Beispielweise werden Bauteile von Elektrogeräten immer häufiger verklebt statt verschraubt. Dies macht ein Öffnen unmöglich. Auch wenn leicht zerbrechliche Kunststoffhalterungen geöffnet werden müssen oder ein Spezialwerkzeug nötig ist, ist die Reparaturfähigkeit eingeschränkt.
Weitere Tipps, die Sie beim Kauf beachten sollten, um Umwelt und Portemonnaie zu entlasten, finden Sie hier.
Erste Hilfe bei Reparaturen
Auch hochwertige Produkte können mal den Geist aufgeben. Doch auch defekte Gegenstände sind nicht immer gleich ein Grund zur Entsorgung. Denn: die Reparatur hat wieder Konjunktur! Wer sich nicht selber traut, kann sich an eine Reparaturwerkstatt wenden (eine passende Werkstatt finden Sie z.B. hier: https://www.meinmacher.de/). Mit etwas Glück finden Sie auch in Ihrer Nähe einen Dienstleister, der Ihre kaputten Elektrogeräte, Textilien, Schuhe, Fahrräder, Spielsachen oder andere Gegenstände wieder fit macht.
Kostengünstiger und mit mehr Spaß geht es natürlich meistens selbst. Besonders im Internet finden sich zahlreiche Seiten, auf denen in Videos und per Schritt-für-Schritt-Anleitung so ziemlich alles repariert wird. Oft stellt sich dabei heraus, dass das Reparieren gar nicht so schwer ist, wie anfangs erwartet – und das gilt auch für Menschen, die handwerklich weniger begabt sind. Am einfachsten ist der Weg zum richtigen Profiwissen über eine Suchmaschine oder über Reparatur-Plattformen wie https://de.ifixit.com/.
Wer alleine nicht weiterkommt oder lieber in Gesellschaft repariert, kann ein sogenanntes Repair-Café besuchen. Diese Reparatur-Initiativen funktionieren im Sinne der Nachbarschaftshilfe: Bei Selbsthilfetreffen unterstützen ehrenamtliche Helfer mit Fachwissen und Werkzeugen bei der Reparatur defekter Gegenstände. Eine Übersicht über Initiativen und Termine sowie hilfreiche Materialien bietet die Seite des Netzwerk Reparatur-Initiativen www.reparatur-initiativen.de.
Es fühlt sich nicht nur gut an, etwas Kaputtes selbst wieder flott gemacht zu haben, es schont auch unsere Umwelt. Denn jedes neue Produkt, von der Waschmaschine bis zum Fahrradreifen, kostet in der Herstellung unnötig viele Ressourcen und Energie. Abfälle zu vermeiden – im Großen wie im Kleinen – ist deshalb immer der umweltfreundlichste Weg. Und wenn es die Reparatur nicht mehr tut, dann vielleicht etwas Gebrauchtes!
Mit Street Art gegen Elektroschrott
Um auf die Probleme der zunehmend kürzer werdenden Nutzungsdauer von Elektrogeräten, der abnehmenden Reparaturfähigkeit und des immer größeren Bergs an Elektroschrott aufmerksam zu machen, hat die DUH am 15. März 2018 auf dem Alexanderplatz in Berlin mit einem 11x6 Meter großen 3D-Kunstwerk des argentinischen Straßenkünstlers Eduardo Relero ein Zeichen gegen die Wegwerfwirtschaft gesetzt:
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Veranstaltungsflyer: Reparatur-Workshop |
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Thomas Fischer
Leiter Kreislaufwirtschaft
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