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Nestlés neue Riesen-Kapsel: Viel Müll, wenig Kaffee

Mittwoch, 05.09.2018

Nestlé baut sein Negativimage als besonders umweltbelastender Lebensmittelkonzern aus und bringt ein neues Kapselsystem inklusive XXL-Variante auf den Markt. Doch die Kaspeln produzieren viel Müll und passen nicht in die alten Geräte. Unser Fazit: Kaffeekapseln am besten vermeiden.

© Schneider/DUH

Die Kunden wollen Kaffee und keinen Müllberg. So zumindest könnte man die seit langem sinkenden Umsatzzahlen auf dem hart umkämpften Markt der Kaffeekapseln verstehen. Das trifft auch den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Ein neues Kapselsystem namens Vertuoline soll´s nun richten. Doch weniger Müll bedeutet das nicht. Im Gegenteil: Der bisherige Abfallberg aus 3,1 Milliarden verbrauchten Kaffeekapseln pro Jahr dürfte durch die neuen Nespresso-Kapseln sogar noch ansteigen. Besser für Umwelt und Geldbeutel sind da wiederbefüllbare Aufbrühsysteme ohne Filter, der klassische Maschinenkaffee oder wiederbefüllbare Mehrwegkapseln.

1 Kilo Kaffee = 270g Aluminium und 670g Verpackung

Nachdem die besonders umweltschädlichen Aluminium-Kaffeekapselsysteme bisher vor allem für kleinere Mengen Kaffee angeboten wurden, führt Nestlé diese nun auch für den klassischen Standardkaffee in großen Portionen ein. Das Vertuoline-System besteht aus Aluminiumkapseln in fünf verschiedenen Größen für Kaffeeportionen von 40 (Espresso) bis 414 Milliliter (Alto). Allein die Aluminium-Kapseln für Espresso führen zu einem nie dagewesenen Ressourceneinsatz, weil das Verhältnis von Inhalt und Verpackung ganz besonders schlecht ist. 

Nicht nur die Umwelt leidet, auch der Geldbeutel: Die Variante „Alto“ von Nestle (die größte der Kapseln) kostet bei einem Kapselpreis von 70 Cent satte 53 Euro pro Kilo, der Espresso (mit 40 ml die kleinste Kapsel der Vertuoline) kommt mit einem Kapselpreis von 45 Cent sogar auf 81 Euro pro Kilo Kaffee!


Und wir haben noch weiter gerechnet: Für die Verpackung von nur einem Kilo Kaffee in den neuen Espresso-Kapseln fallen rund 270 Gramm Aluminium und 670 Gramm bedruckte Pappe als Umverpackung an. Zur Nutzung des Vertuoline-Angebots sind zudem neue Nespresso-Maschinen notwendig, was zum Austausch zigtausender Automaten führen und die Umwelt zusätzlich belasten wird. 

Nestlé verschärft Müllproblem 

Während die EU und ihre 28 Mitgliedstaaten den Einwegabfall-Irrsinn und die Vermüllung der Umwelt beenden wollen, verschärft Nestlé das Problem indem es seine unökologischen Kapseln auf den klassischen Kaffee in großen Portionen ausweiten will. Dabei wäre der einzig richtige Weg ein Ende von Einweg und eine Rückbesinnung auf Abfallvermeidung und Mehrweg.

Statt auf teure und umweltschädliche Einwegsysteme mit Kunststoff- oder gar Aluminiumkapseln zu setzen, sollten Kaffeeliebhaber lieber auf bewährte Systeme zurückgreifen.

Gute Alternativen ohne Kapselmüll:

Espressokocher mit Siebeinsatz 
Pressstempelkanne/ French Press
Klassischer Maschinenkaffee
Wiederbefüllbare Mehrwegkapseln aus Edelstahl
Oder ganz einfach: Kaffee rein in die Tasse und mit heißem Wasser aufgießen


Können Alu-Kapseln nicht recycelt werden?

Entgegen der Darstellung der Hersteller bereitet das Recycling der Aluminium-Kapseln Probleme. Die Kapseln werden bei der Entsorgung häufig in den Restmüll geworfen und anschließend verbrannt. Dabei oxidiert das Aluminium und geht verloren. Aber auch die im Gelben Sack entsorgten Alukapseln werden immer wieder nicht korrekt sortiert und landen dann ebenfalls in der Verbrennung. Aufgrund vieler Verunreinigungen – u.a. Kaffeesatz, Lacke, Restinhalte, Fehlsortierungen, Verbundmaterialien – wird die Aluminiumfraktion üblicherweise mit einer Pyrolyse vorbehandelt. Dabei werden die organischen Anteile verbrannt, bzw. verschwelt und abgetrennt, da sie andernfalls beim nachfolgenden Schmelzprozess stören würden. 

„Beim Recyclingvorgang von Aluminium können die Materialverluste durch die Verfahrensschritte der Pyrolyse und Schmelze ganz erheblich sein und schnell 20 Prozent oder mehr betragen. Besonders problematisch an Kaffeekapseln aus Aluminium ist zudem, dass sie derzeit aus neuem Aluminium hergestellt und aus alten Kapseln keine neuen werden. Der geschlossene und unendliche Recyclingkreislauf von Aluminiumkaffeekapseln ist ein Märchen“, kritisiert DUH-Abfallexperte Thomas Fischer.

Nach aktuellen Berechnungen der DUH auf der Grundlage von Daten des Deutschen Kaffeeverbandes und Herstellerangaben wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 3,1 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Das entspricht einem Müllberg von 8.000 Tonnen Verpackungen aus Aluminium und Kunststoff sowie zusätzlich 5.000 Tonnen Papier. Erfahren Sie mehr über das Problem Kaffeekapseln >> 

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