Wildnis ist die bessere Alternative
Als nach der Wende in der DDR der Bedarf an Braunkohle als Energieträger sank, wurden im Lausitzer Revier viele Tagebaue geschlossen. Zurück blieben Tagebaurestlöcher und Kippen – die Bergbaufolgelandschaften. Charakteristisch für sie ist eine mosaikartige Struktur von Lebensräumen. Trockene und feuchte Standorte wechseln sich hier ab: Magerrasen, nährstoffarme Rohböden, Tümpel und Bergbauseen mit Steilböschungen oder Abbruchkanten. „Dies macht die Landschaft für viele bedrohte Arten interessant, die in der Kulturlandschaft kaum noch überleben können“, erklärt Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH. Auf den Rohböden leben Wechselkröte und der Wiener Sandlaufkäfer. Auch die Sandstrohblume findet geeignete Standorte. Die Tagebauseen sind Schlafplätze für Tausende Kraniche und Wildgänse.
Sinnloses Sanieren
Seitdem die Pumpen in den Tagebauen ruhen, sorgt ansteigendes Grundwasser für Probleme. Auf manchen Flächen verflüssigt sich der Boden, was seit 2010 bereits gewaltige Erdrutsche und Grundbrüche zur Folge hatte. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft sperrte daraufhin große Areale, um Personen- und Sachschäden zu verhindern. Über 30.000 Hektar Bergbaufolgeflächen sind in der Lausitz nicht befahr- oder begehbar. Um sie entsprechend den Vorgaben des Bergrechts wieder nutzbar zu machen, wäre es notwendig, das wieder ansteigende Grundwasser abzuleiten und den sandigen Boden mit Rüttelmaschinen zu verdichten. Die sanierten Flächen sollen anschließend als Acker, Grünland und Forst dienen. Auch Straßen und Schifffahrtswege sollen entstehen – dafür möchte das Land Sachsen bis zu einer Milliarde Euro Bundesmittel einwerben.
„In der Lausitz gibt es ein enormes Entwicklungspotential für Wildnis. Wir wollen die Politik davon überzeugen, der Natur hier ihren Lauf zu lassen“, erklärt Stöcker. Nach seiner Einschätzung brauchen weder die heimische Wirtschaft noch der Tourismus solche Verkehrswege. „Ob Land- und Forstwirtschaft auf den sanierten Flächen Fuß fassen werden, ist äußerst fraglich. Denn die Bodenverhältnisse bleiben ungünstig“, erklärt der DUH-Naturschutzexperte. „Die Steuergelder könnte man woanders sinnvoller einsetzen.“