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Die Natur hat viel zu bieten

Donnerstag, 06.10.2016

Seit Jahrhunderten versucht der Mensch, Bäche und Flüsse zu kontrollieren. Dabei geht einerseits wertvolle Natur verloren und andererseits führen Fluss-Verbauungen oftmals gar nicht zu der ersehnten Sicherheit vor Hochwasser.

© Silvio Heidler
© Silvio Heidler


Das Kanalisieren und Betonieren hat eine lange Tradition. Vor etwa 200 Jahren hat man in Mitteleuropa begonnen, Flusslandschaften systematisch umzugestalten. Es galt, unwirtliche Sümpfe trocken zu legen und fruchtbares Schwemmland für Äcker zu gewinnen. Man begradigte Flüsse und vertiefte die Fahrrinnen für Schiffe. Hinzu kamen Bauwerke wie Deiche, Flutmauern und Talsperren. All diese Eingriffe prägen heute das Gesicht unserer Flüsse.

Ein Fluss ist ewig jung

Wo Flüsse frei fließen dürfen, gestalten sie die Landschaft. Ökologen bezeichnen dies als Eigendynamik. Sie lässt ein einzigartiges Mosaik von Lebensräumen entstehen: Stillbereiche im Fluss, in denen die Larven von Fischen heranwachsen; Kiesinseln; steile Abbruchkanten; Stromtalwiesen. Lässt man die Natur gewähren, siedeln sich in feuchten Uferbereichen nach und nach Weiden, Erlen und Eichen an – ein Auwald entsteht. Jedes kleine Biotop, das ein Fluss schafft, dient Tieren und Pflanzen als Heimat. Zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Mitteleuropas brauchen intakte Auen.

Ein Fluss mit natürlicher Aue hat sogar noch mehr zu bieten: Er liefert durch seine Ufersedimente filtriertes Wasser, das Trinkwasservorräte auffüllt und den Meeren ungesunde Nährstofffrachten erspart. Zudem entlasten feuchte Wiesen und Wälder das Klima, indem sie Kohlendioxid binden.

Der Kampf gegen Hochwasser-Katastrophen


Schneeschmelze, starke Regenfälle und Hochwasser gehören zum natürlichen Jahreslauf. Zur Katastrophe werden sie dort, wo der Mensch dem Fluss zu nahe kommt. Lange Zeit galten Deiche und Flutmauern, künstliche Vertiefungen, Talsperren und Rückhaltebecken als wichtigste Maßnahmen. Doch sie alle stören den Naturhaushalt massiv und sind nachweislich eine Ursache für das Artensterben. Eine Hochwasserwelle im Rhein fließt heute in 23 Stunden von Basel nach Karlsruhe – 1955 brauchte sie noch 64 Stunden für dieselbe Strecke. Hinzu kommt: Das Unterhalten und Sanieren der technischen Hochwasserschutz-Einrichtungen ist teuer.

Ein Umdenken hat begonnen

„In der freien Landschaft dürfen wir nicht länger bis ans Ufer pflügen und säen oder gar neue Häuser bauen. Wir müssen mehr und mehr Deiche zurückverlegen und gleichzeitig die Natur am Fluss wieder zulassen“, erklärt DUH-Naturschutz-Expertin Sabrina Schulz. Sie spricht von einem großen, ganzheitlichen Ansatz: Der ökologische Hochwasserschutz müsse an möglichst vielen Flussabschnitten umgesetzt werden. „Denn dann haben wir eine kumulierende Wirkung in puncto Hochwassersicherheit.“ Schulz kennt allerdings auch die Hürden. Es gilt, die diversen Zuständigen aus Städten, Kreisen und Bundesländern für die Idee zu gewinnen.

Auf politischer Ebene wächst die Zustimmung zum Gewässerschutz, zumal das EU-Recht bereits seit 2000 einen guten ökologischen Zustand der Flüsse und Bäche fordert. Dass Natur- und Hochwasserschutz zusammengehen können, belegen gelungene Projekte wie etwa die Deichrückverlegung in der Lenzener Elbtalaue oder die Wiedervernässung eines Polders im Nationalpark Unteres Odertal.

Sabrina Schulz begleitet ein Projekt des Landes Thüringen an der Weißen Elster, einem Nebenfluss der Saale. Hier soll ein Altgewässer wieder mit dem Hauptarm verbunden werden. Schulz will mit Landnutzern, Fachleuten aus dem Wasserbau, Vertretern aus Naturschutzverwaltung und -verbänden sowie Anwohnern sprechen und hofft, dass demnächst an der Weißen Elster die Bagger für die Natur arbeiten.

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