Die kalte Jahreszeit: Hochzeit für den Schreiadler-Schutz
Wenn die ersten Blätter von den Bäumen fallen, wird es auch dem kleinsten aller deutschen Adler langsam zu kalt. Dann macht der Schreiadler sich auf den Weg nach Südafrika – eine tausende Kilometer lange Strecke, die er in etwa drei Monaten zurücklegen wird. Während die Vögel die Herbst- und Winterzeit weit weg im Warmen verbringen, beginnen die Maßnahmen für den Artenschutz.
Kleiner Adler, großer Anspruch
Was seinen Lebensraum betrifft, ist der Schreiadler durchaus wählerisch: Er liebt den Wechsel von Wald und Offenland. Dichte Wälder mit viel Altholz und zahlreiche Kleingewässer machen einen Ort für ihn attraktiv. Intensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen hingegen meidet er. Die Deutsche Umwelthilfe sucht deshalb den Dialog mit den Landwirten vor Ort. Gemeinsam mit dem NABU klärt sie darüber auf, wie eine veränderte Nutzung der Flächen für beide Seiten attraktiv sein kann – für die Landwirte und für den Schreiadler. Dazu gehört unter anderem, dass die Grünlandflächen seltener gemäht und beweidet werden als üblich. Zudem soll der Einsatz von Düngemitteln insgesamt reduziert werden, was auch anderen Tier- und Pflanzenarten zu Gute käme. Entsprechende Fördermittel für derartige Naturschutzmaßnahmen können über EU-Agrar-Umweltprogramme beantragt werden – die DUH unterstützt interessierte Landwirte bei der Antragstellung.
Im Gelände wird mit Hilfe einer sogenannte Habitatanalyse geprüft, ob eine gute Mischung von ausgedehnten Waldflächen, Wiesen und Weiden sowie kleinen Gewässern und Waldmooren existiert. Sind diese in einem guten Zustand, d.h. vor allem reich an Amphibien, Reptilien und kleinen Säugetieren, können sie interessante Jagdgebiete für den Schreiadler darstellen. Ist hier noch Nachholbedarf, wird untersucht, inwiefern der Zeitpunkt der Mahd oder die Anzahl der Weidetiere geeignete Maßnahmen darstellen. Trockengefallene Gewässer in Wäldern sollen bspw. wieder vernässt und Entwässerungsgräben wieder aufgefüllt werden, so dass Amphibien hier wieder einziehen können. Um Fördermittel sinnvoll einzusetzen, werden vornehmlich Flächen ausgewählt, die möglichst groß sind und gleichzeitig verhältnismäßig wenige Eigentümer aufweisen.
Sicherheit für den Nachwuchs
Neben der Sicherung der Nahrungsgrundlage für den Schreiadler benötigen die Schreiadler-Nachkömmlinge besonderen Schutz und zwar in direkter Nähe ihrer Nester an den Horstbäumen. Damit Marder, Waschbär und Co. nicht allzu leicht an den Bäumen empor klettern können, werden sogenannte Kletterschutzmanschetten angebracht: Biegsame Plexiglasplatten, die um den Stamm gespannt werden und an denen die Raubsäuger nicht vorbeikommen.
Wie erfolgreich die Schutzmaßnahmen für die Schreiadler am Ende sind, lässt sich erst in ein paar Jahren feststellen. Naturschutz braucht einen langen Atem. Dennoch lässt sich sagen, dass der Bestand der Schreiadler laut den letzten Zählungen seit einigen Jahren stabil geblieben ist. Das macht Mut. Und spornt uns an, weiter für den Schutz dieser bemerkenswerten Art zu kämpfen.
Sie wollen auch zum Schreiadler-Schutz beitragen? Dann unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende!
Die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe zum Schutz des Schreiadlers findet im Rahmen des "Krombacher Artenschutz-Projektes" in Partnerschaft mit dem Naturschutzbund Deutschland statt.