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Pressemitteilung

Klimaneutral – was bedeutet das eigentlich?

Dienstag, 25.09.2018

Klimaneutral – dieses Wort begegnet uns im Alltag oft an ganz verschiedenen Stellen. Mittlerweile gibt es klimaneutrale Kaffeebecher, klimaneutrale Fotobücher oder den klimaneutralen Honig. Ebenso werben Unternehmen wie die Deutsche Bank („Seit 2013 arbeiten wir klimaneutral“) oder DHL (klimaneutraler Versand) prominent damit. Aber was bedeutet das eigentlich? Und: Ist das tatsächlich gut für´s Klima?

© Petair/Fotolia

Maximal 2 Grad Erwärmung hat sich die Weltgemeinschaft als Ziel gesetzt, besser nur 1,5 Grad. Das bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen bis 2050 nahezu auf null stehen müssen. Der aktuelle Energiewende-Bericht der Bundesregierung – Bezugsjahr 2016 – sieht hier für Deutschland „rot“. Es geht einfach nicht voran mit der Reduktion.

Zahlreiche Organisationen, Unternehmen sowie Städte und Regionen, scheinen schon weiter als die Bundespolitik zu sein und streben Klimaneutralität in ihren Produkten und Dienstleistungen an.
Sind wir also auf einem guten Weg? Entsteht langsam aber sicher – jenseits der mäßigen offiziellen Bilanz – eine klimafreundliche Wirtschaft in Deutschland?

Was bedeutet "klimaneutral"?

Schaut man sich den Begriff „klimaneutral“ etwas genauer an, wird schnell klar, dass unterschiedliche Dinge damit verbunden werden. Im Grunde bedeutet der Begriff klimaneutral erst einmal, dass durch das Produkt oder die Dienstleistung die Menge an klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre nicht erhöht wird. „Klimaneutral“ ist also auf den ersten Blick eine gute Sache. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, WIE klimaschädliche Gase vermieden werden.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen produziert Mehrweg-Kaffeebecher. In der Produktion, bei der Lagerung und beim Vertrieb der Kaffeebecher fallen Klimagase wie etwa CO2 an. Um seine Kaffeebecher als „klimaneutral“ verkaufen zu dürfen, müssen diese Klimagase auf null reduziert werden. Hier hat das Unternehmen zwei Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: Klimaschädliche Gase werden nicht am Ort der Entstehung, sondern irgendwo anders in der Welt, wo es billiger ist als hier bei uns, in gleicher Menge reduziert. Dies wird auch als Kompensation bezeichnet. Das Unternehmen mit den Kaffeebechern zahlt nun also eine Summe X an eine Organisation, die unserem Becher-Unternehmer ein Zertifikat ausstellt, das besagt, dass er seine Emissionen kompensiert hat. Die Organisation nimmt das Geld und finanziert damit Projekte in zumeist Schwellen- und Entwicklungsländern. So wird z.B. der Einsatz von Solarkochern gefördert, um das Abholzen von Wäldern zu minimieren. Mit diesen Projekten wird der Eintrag von klimaschädlichen Gasen in die Atmosphäre reduziert.

Möglichkeit 2: Das Becher-Unternehmen passt seine eigenen Prozesse an und nutzt z.B. klimafreundliche Rohstoffe und klimafreundliche Energie zur Herstellung der Becher. Auch der Vertrieb der Becher wird umgestellt und erfolgt z.B. über Lastenräder. Diese Variante ist meistens teurer und aufwendiger als Möglichkeit 1.

Bei beiden Varianten gelangt am Ende weniger CO2 in die Atmosphäre. Ist es also egal, für welche Variante sich das Unternehmen entscheidet? Nicht ganz. Kompensation – also die Reduktion an anderer Stelle – verzögert die dringend nötige Entwicklung CO2-freier Produkte.

Den Preis zahlt die nächste Generation

Industriegesellschaften fällt dabei eine besondere Verantwortung zu. Denn sie emittieren erheblich mehr CO2 als sich entwickelnde Staaten. Die CO2-Vermeidung durch Kompensation ist sehr billig und spiegelt nicht die realen Schadenskosten wieder. Kompensation ist also eine Anleihe auf die Zukunft, ein billiger Lebensstil im hier und heute verlagert Schadenkosten auf die nachfolgende Generation und in andere Regionen.

Dazu noch ein Beispiel: Das Mineralölunternehmen BP verkauft für einen geringen Aufpreis „klimaneutrales Heizöl“. Das Geld wird in Klimaschutzprojekte in aller Welt investiert und dort die Menge CO2 eingespart, die beim Verbrennen des Heizöls erzeugt wird. Der Heizölverbrauch bleibt jedoch wie er ist. Energiesparen oder gar die Umstellung auf einen anderen, klimafreundlichen Heizstoff bleiben außen vor.

Der Begriff „klimaneutral“ trifft oft nur auf ganz bestimmte Unternehmensbereiche zu. Selten werden alle Emissionen eines Unternehmens betrachtet, sondern nur der Paketversand, nur die Verwaltung oder nur die verwendeten Lebensmittel. Dass man irgendwo anfangen muss, ist richtig, aber mit dem Begriff „klimaneutral“ sollte man doch sehr vorsichtig umgehen.

Die reine Kompensation von CO2 bringt uns auf lange Sicht nicht weiter, denn…

•    Kompensation irgendwo in der Welt bringt Deutschland beim Klimaschutz nicht voran. Unsere klimaschädliche Lebens- und Wirtschaftsweise zementiert sich.
•    es gibt keinen Anreiz für Innovationen.
•    im ungünstigsten Fall steigen die Emissionen in Deutschland weiter an.
•    Kompensation ist mit Unsicherheiten behaftet und bedarf eines hohen Kontrollaufwands; am Ende muss überprüft werden, ob alle Angaben auch der Wahrheit entsprechen.
•    Kompensation ist ungerecht und belastet die Allgemeinheit: Durch Kompensation kann ein klimaschädlicher Lebens- oder Produktionsstil billig „erkauft“ werden. Die Kosten, die durch Klimaveränderungen entstehen, sind aber deutlich höher und werden der Gesellschaft überlassen. Auf lange Sicht zahlt die Allgemeinheit für das Beharren Einzelner auf einer klimaschädlichen Lebens- und Wirtschaftsweise.

Unternehmen müssen langfristig denken

Wenn auch der Begriff „klimaneutral“ häufiger verwendet wird, von einer Umstellung auf eine klimafreundliche Wirtschaftsweise in Unternehmen kann man nicht immer sprechen. Der Trend geht zum Kompensieren. Doch durch Kompensation verlagern wir die Herausforderung eines CO2-reduzierten Lebensstils zeitlich nach hinten und überlassen sie der nächsten Generation. Dabei sind schon heute vielfältige innovative Ideen verfügbar, die auch unserer Wirtschaft guttun.

Unternehmen müssen langfristiger denken. Und auch die Politik muss z.B. durch Förderung innovativer Verfahren Anreize schaffen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Gäbe es z.B. eine Art Klimaabgabe für den Ausstoß von CO2, hätten alle den Anreiz, möglichst wenig davon in die Atmosphäre zu geben.

Auch als Verbraucher können Sie ein Zeichen für Klimaschutz setzen:

•    Hinterfragen Sie den Begriff „klimaneutral“ bei Produkten und Dienstleistungen.
•    Reduzieren Sie CO2 in Ihrem eigenen Lebensumfeld. Die DUH hält hier z.B. Tipps zum klimafreundlichen Heizen und Wohnen bereit.


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