Carsharing wird immer beliebter. Doch Carsharing ist nicht gleich Carsharing. Bei den einzelnen Anbietern gibt es große Unterschiede – für den Nutzer und die Umwelt.
Bereits 1,7 Millionen Menschen nutzen Carsharing. Diese Zahlen legte der Bundesverband Carsharing 2017 in Berlin vor. Man freut sich über den seit Jahren wachsenden Markt. Aus Umweltsicht hat Carsharing das Potenzial, die Anzahl privat zugelassener Autos zu reduzieren und zur verstärkten Nutzung auch des ÖPNV beizutragen. Das gilt jedoch vor allem für stationäre Angebote, bei denen die Fahrzeuge von Mitgliedern an festen Stationen ausgeliehen und nach stunden- oder tageweiser Nutzung wieder dorthin zurückgebracht werden. Das eigene Auto, das oft nur für den großen Wocheneinkauf oder für einen Sonntagsausflug genutzt wird, kann durch dieses Angebot ersetzt werden.
Free Floating ist kein Umweltschutz
In den vergangenen Jahren ist nun eine andere Form der Autovermietung hinzugekommen. Dabei handelt es sich in Wirklichkeit um „Kurzzeit-Mietwagen“, die in wenigen deutschen Großstädten als Free Floating-Carsharing (FFC) um Kunden werben und zukünftig verstärkt öffentlich gefördert werden sollen. Betrieben werden diese innerstädtischen Mietwagen-Angebote von den Autokonzernen Daimler (Car2go) und BMW (Drive now). Sie verteilen die Mietwagen in der ganzen Stadt und erlauben dem Nutzer, das Fahrzeug wiederum auf einem freien Parkplatz abzustellen.
Die wachsende Zahl solcher stationsunabhängiger Carsharing-Fahrzeuge in Großstädten ist aus Sicht der DUH jedoch bedenklich, da sie dazu führt, dass auch kurze Wege mit dem Auto zurückgelegt werden, wobei sich das Verkehrsaufkommen in hochbelasteten Innenstädten weiter erhöht. Studien zeigen, dass die typischen Nutzungszeiten von FFC keine verkehrlichen Entlastungen bringen, sondern im Gegenteil ein Angebot an die Bequemlichkeit der Nutzer machen, die ansonsten wesentlich ökologischer mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs wären. Dass das Angebot an Free Floating- Carsharing dazu führt, dass private (Zweit-)Wagen abgeschafft werden, wie gerne von den Anbietern behauptet wird, ist nicht erkennbar.
Kurzzeit Mietwagen stehen meist still
Hinzu kommt, dass selbst in der Carsharing-Haupstadt Berlin die Free-Floating-Fahrzeuge im Schnitt nur etwa eine Stunde am Tag genutzt werden und entsprechend etwa 95 Prozent der Zeit auf dem Parkplatz rumstehen. Die minutengenaue Abrechnung verschärft den Druck auf die Fahrer, das Fahrzeug möglichst schnell zu fahren und möglichst schnell wieder abzustellen. Unter Fahrradfahrern und Fußgängern gelten diejenigen Fahrzeuge, die unter Zeitdruck fahren, als große Gefahr. Im Bereich des gefährdenden illegalen Parkens fallen FFC-Fahrzeuge überproportional häufig auf. Wie auch beim sonstigen KFZ-Verkehr in Städten entfällt auch beim Carsharing rund ein Drittel der Zeit und damit auch der Kosten, auf die Suche nach dem Parkplatz.
Ausbau von ÖPNV und Radwegen
Nur bei merkbaren Einschränkung und Verteuerung des privaten KFZ-Verkehrs kann FFC einen Beitrag zur Stadtmobilität leisten. Das gilt vor allem dann, wenn die Regulierung und Bepreisung des Parkplatzangebots als wichtige Faktoren miteinbezogen werden. Darüber hinaus muss bei der Auswahl der Flotte nach Umweltkriterien geschaut werden. Denn immer größere Fahrzeuge, die meist mit Dieselkraftstoffen fahren, sind nicht nur ein Platz- sondern auch ein Umwelt- und Gesundheitsproblem.
Statt Mietwagen zu fördern, wären Investitionen in Radwege, Busse, Bahnen und Umwelttaxis dringend geboten. Free-Floating-Angebote können hier nur in Lückengebieten als Ergänzung dienen.
Kontakt
Dorothee Saar
Bereichsleiterin Verkehr und Luftreinhaltung
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