Geschönte Spritverbräuche der Autobauer: Tanken, nachrechnen, staunen

Mancher Autokäufer wundert sich über den Spritverbrauch seines Pkw: Der Neuwagen verbraucht deutlich mehr Kraftstoff als vom Hersteller angegeben. Der Grund dafür sind kreative Messmethoden der Hersteller.

Kreative Messmethoden

© pavelkubarkov - Fotolia

Die Autohersteller ermitteln die Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Emssionsangaben nach einem von der Europäischen Union festgelegten Testzyklus und berufen sich darauf, keine Handhabe bezüglich realistischer Verbrauchstests zu haben. Die EU-Norm, welche die Messmethode regelt, lässt jedoch großen Gestaltungsspielraum bei den Prüfungen zu. Das verführt die Hersteller, die Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen unter unzulässigen Rahmenbedingungen durchzuführen.

  • Beispielsweise werden für den EU-weit normierten CO2- und Verbrauchstest gerne besonders rollwiderstandsoptimierte Fahrzeuge eingesetzt, mit denen der so genannte "Ausrollwert" ermittelt wird. Ein niedriger Wert führt unmittelbar zu niedrigeren Verbrauchswerten.
  • Verbunden mit besonderen Leichtlaufölen und -reifen, einem extrem erhöhten Reifendruck sowie einem Ausfahren der Toleranzen lassen sich die Verbräuche weiter vermindern.
  • Elektrische Verbraucher wie Autoklimaanlagen werden deaktiviert und die Messungen grundsätzlich mit vollgeladener Batterie durchgeführt. Weitere Methoden sind, die Lichtmaschine während des jeweils zwanzigminütigen Tests komplett ausgeschaltet zu lassen - im wahren Leben bliebe das Fahrzeug nach kurzer Zeit mit leerer Batterie liegen. Auf der Rolle bringt dieses Verfahren nochmals einen kräftigen Minderverbrauch.
  • Außerdem werden häufig eine Klimaanlage oder ähnliche Geräte aus dem zu testenden Fahrzeug entfernt, die das Fahrzeug schwerer machen und damit den Kraftstoffverbrauch erhöhen würden. In allen serienmäßig ausgestatteten Fahrzeugen finden sich diese Geräte jedoch. Dadurch werden Bedingungen geschaffen, die real so nicht existieren. Dieses Vorgehen ist eindeutig rechtswidrig und muss von staatlicher Seite unterbunden werden.

Staatliche Kontrollen und Verschärfung der Meßmethoden

Leichtlaufreifen optimieren beim Testen den Rollwiderstand. (Bild: G. Schoenemann/Pixelio.de)© G. Schoenemann/Pixelio.de

Die Intention der Hersteller ist deutlich, denn niedrige Verbrauchswerte spielen beim Autokauf inzwischen eine ausschlaggebende Rolle.

Die von den Herstellern veröffentlichten Verbrauchsangaben unterliegen jedoch keiner staatlichen Kontrolle. Deshalb ist es unumgänglich, dass der Staat auf diese Täuschung reagiert und durch eigene Nachprüfungen sicherstellt, dass die der Kaufentscheidung zugrundeliegenden Spritverbrauchs- und CO2-Angaben im realen Fahrbetrieb auch erreichbar sind. Ehrliche Verbrauchsangaben sind zudem aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit maßgeblich.

Die Grundlage einer realen Messung sind deshalb enge Parametergrenzen. Die Deutsche Umwelthilfe fordert, die Testbedingungen zu konkretisieren um ein reales nachprüfbares Ergebniss zu erzielen. Solange die Testzyklen wie bisher ablaufen, werden weiterhin etliche Kunden betrogen und müssen ihre Kaufentscheidungen auf Grund falscher Angaben treffen.

So wird gemessen:

Die Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs erfolgt unter EU-genormten Laborbedingungen:

Teil I der Prüfung besteht aus einem Stadtbetriebszyklus, der Messungen in Leerlauf, Beschleunigung, Konstantfahrt, Verzögerung usw. vornimmt. Hieraus ergibt sich der vom Hersteller bzw Händler angegebene Kraftstoffverbrauch „innerorts“ (l/100km).

Teil II der Prüfung besteht aus einem außer städtischen Fahrzyklus. Der außer städtische Fahrzyklus besteht aus ebenfalls aus Messungen in Leerlauf, Beschleunigung, Konstantfahrt, Verzögerung usw.. Diese Messung ergibt den vom Hersteller bzw. Händler angegebenen Kraftstoffverbrauch „ausserorts“ (l/100km).

Aus diesen beiden Werten ergibt sich der Kraftstoffverbrauch „kombiniert“. Neben dem Kraftstoff-verbrauch wird bei diesen Tests auch der CO2-Ausstoß gemessen, der von den Herstellern bzw. Händlern nur im kombinierten Wert (g/km) angegeben werden muss.

Kontakt

Copyright: © Steffen Holzmann / DUH

Agnes Sauter
Bereichsleiterin Ökologische Marktüberwachung
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Copyright: © DUH / Heidi Scherm

Dorothee Saar
Bereichsleiterin Verkehr und Luftreinhaltung
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