Industrie bekommt Rückstände aus Verpackungsaufdruck nicht in den Griff
Lebensmittelüberwachungsämter der Länder haben seit 2007 zwölf unterschiedliche Druckchemikalien in hierzulande verkauften Lebensmitteln gefunden. Die so genannten Photoinitiatoren, die zur Aushärtung der auf Verpackungen aufgebrachten Druckfarben dienen, gelangen bei der Verpa-ckungsherstellung durch Abrieb von der Außenseite in das Füllgut oder wandern direkt durch das Verpackungsmaterial ins Innere.
In mindestens neunzehn Fällen stellten Behörden so hohe Konzentrationen an chemischen Drucksubstanzen fest, dass Produkte zurück gerufen oder gesperrt werden mussten. Einige Lebensmittel beinhalteten einen Chemikaliencocktail aus mehreren Photoinitiatoren. So enthielt eine Bio-Reiswaffel von REWE insgesamt sechs unterschiedliche Druckchemikalien. In Knorr Mexican Tacos wurde ein Spitzenwert von bis zu 50 Milligramm pro Kilogramm der Chemikalie 4-Methylbenzophenon gemessen und überstieg damit den so genannten Unbedenklichkeitswert von 0,6 Milligramm pro Kilogramm um das 83-fache.
Bereits im Dezember 2009 wies das Verbraucherschutzministerium (BMELV) darauf hin, dass 4-Methylbenzophenon als krebserzeugend gilt. Es ist nicht akzeptabel, dass das BMELV auf die Risiken von Druckchemikalien hinweist, sich aber außerstande sieht, in angemessener Weise für Abhilfe zu sorgen. Der Einsatz von Druckfarben für Lebensmittelkontaktmaterialien in Deutschland wird zurzeit weder gesetzlich oder auch nur durch Empfehlungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) geregelt.
Eine Vielzahl von Produkten betroffen
Inzwischen weitet sich das Problem aus. Kontaminationen von Druckchemikalien in Lebensmitteln sind nicht mehr nur ein Problem von Getränken in Kartonverpackungen. Behördenuntersuchungen ergaben eine breite Palette von belasteten Produkten wie beispielsweise Müslis, Haferflocken, Mehl, Tütensuppen, Cornflakes, Müsliriegel oder Reiswaffeln. Für lediglich zwei der zwölf in Lebensmitteln festgestellten Druckchemikalien liegen dem BMELV Risikobewertungen vor. Zu den gesundheitlichen Auswirkungen der zehn übrigen Druckfarbenbestandteile kann das BMELV keine verlässlichen Aussagen machen, da keine toxikologischen Daten existieren. Die Markt führenden Verpackungshersteller Tetra Pak und Elopak verweigern bis heute jede Auskunft zu den Produktionsverfahren als auch zu den derzeit eingesetzten Druckchemikalien und ihrer Toxizität.
Lösungsansätze gegen Chemikalienübergänge
Zum Schutz der Gesundheit aller Verbraucher dürfen nur noch chemische Substanzen zugelassen werden, die nachweislich als unbedenklich eingestuft werden. Die DUH fordert eine umgehende Erstellung von Positivlisten mit zugelassenen Drucksubstanzen und die verbindliche Festlegung von Höchstkonzentrationen für den Übergang auf Lebensmittel. Darüber hinaus müssen Druckverfahren eingesetzt werden, bei denen es zu keinem Kontakt zwischen der Außen- und Innenseite der Verpackung kommt.
Kontakt
Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
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