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Pressemitteilung

63.100 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub und 9.200 durch Stickstoffdioxid: Deutsche Umwelthilfe fordert strengere Grenzwerte und Sofortmaßnahmen für Saubere Luft

Dienstag, 24.11.2020

• Bericht der Europäischen Umweltagentur: Zahl der vorzeitigen Todesfälle steigt bei Feinstaub in Deutschland sogar an

• DUH fordert: Grenzwerte für Partikel und NO2 müssen spätestens 2021 europaweit an die deutlich strengeren Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation angepasst werden

• Bundesregierung muss Sofortmaßnahmen insbesondere in den Bereichen Holzfeuerung und Landwirtschaft ergreifen

© Grzegorz Polak - Fotolia

Berlin, 24.11.2020: Vor dem Hintergrund der gestern von der Europäischen Umweltagentur (EEA) vorgestellten Daten zur Luftqualität in Europa fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deutlich strengere Grenzwerte für Luftqualität. Die erschreckenden Ergebnisse der obersten EU-Umweltbehörde zeigen, dass in Deutschland die Schadstoffbelastung dringend verringert werden muss. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Feinstaubbelastung, die im Vergleich zum Vorjahresbericht in der Mehrzahl der Mitgliedstaaten und auch in Deutschland zugenommen hat.

In Deutschland stieg die Anzahl der vorzeitigen Todesfälle, die auf die Belastung der Luft mit feinen Partikeln (PM 2,5) zurückzuführen sind, auf mehr als 63.000. Zentrales Problem sind die an den Interessen der Industrie ausgerichteten, viel zu laschen Grenzwerte. Die aktuell geltenden Feinstaub-Grenzwerte entfalten keine Schutzwirkung. Trotz ihrer Einhaltung steigt in ganz Deutschland die Zahl der vorzeitigen Todesfälle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt deshalb, die Grenzwerte deutlich nach unten zu korrigieren: Von 25 auf 10 μg/m³ bei Feinstpartikeln (PM 2,5) sowie eine deutliche Reduzierung der maximal erlaubten Überschreitungstage von 35 auf 3 mit Blick auf den Tagesmittelwert für größere Partikel (PM 10). Die WHO-Empfehlung für PM 2,5 ist im untersuchten Jahr 2018 an fast allen deutschen Messstationen (93 Prozent) überschritten worden.

„Die immer noch zu hohe Belastung der Atemluft mit Schadstoffen führt zu vielen hunderttausend Erkrankungen und zu zehntausenden vorzeitigen Todesfällen in Deutschland – jedes Jahr. Aus Umwelt- wie Gesundheitsgründen muss sich die Luftqualität schnell verbessern. Wir brauchen strenge, am Gesundheitsschutz orientierte Grenzwerte, die konsequent eingehalten werden. Die derzeitigen EU-Grenzwerte reichen keinesfalls aus, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Auf EU-Ebene muss die Kommission ihrer Ankündigung zur Überarbeitung der Grenzwerte noch in 2021 Taten folgen lassen und diese baldmöglichst an die neuen WHO-Empfehlungen anpassen, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam Sofortmaßnahmen ergreifen, um die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in Deutschland zu senken und es den Menschen endlich zu ermöglichen, überall Saubere Luft zu atmen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Wo Sofortmaßnahmen notwendig sind, zeigt der EEA-Bericht ebenfalls auf, indem er die Sektoren benennt, in denen am meisten Handlungsbedarf besteht: So tragen Landwirtschaft und Feuerungsanlagen – allen voran jene in Haushalten – bislang am wenigsten zur Minderung der Luftbelastung bei. „Auch bei Holzöfen und Holzheizkesseln muss die Politik deutlich strengere Vorgaben zur Emissionsminderung machen. Wir haben uns erfolgreich für den Blauen Engel für Kaminöfen mit wirksamer Abgasreinigung eingesetzt. Der muss nun flächendeckend als Mindeststandard festgeschrieben und alte Öfen ohne Partikelabscheider müssen konsequent durch Blaue Engel-Holzöfen ersetzt oder abgeschaltet werden“, fordert Resch.

„Die Landwirtschaft steht bislang zu wenig im Fokus, wenn es um Luftreinhaltung geht. Dabei tragen die hohen Ammoniakemissionen wesentlich zur Belastung mit PM 2,5 bei und sind auch mitverantwortlich für den Anstieg der PM 2,5 Konzentrationen“, so Dorothee Saar, Leiterin des Bereichs Verkehr und Luftreinhaltung der DUH.

Auch beim Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) zeigt der Bericht der EEA weiterhin die zweithöchste Zahl an vorzeitigen Todesfällen nach Feinstaub: Europaweit 55.000, davon 9.200 jedes Jahr in Deutschland. Die WHO hat für 2021 angekündigt, eine Verschärfung der NO2-Grenzwerte zu empfehlen. Erste europäische Staaten wie die Schweiz oder Österreich haben bereits die Jahresmittelwerte abgesenkt.

Im Vergleich 2016 zu 2018 ist laut EEA in Deutschland die Belastung mit NO2 um 23 Prozent gesunken. „Der erfreuliche Rückgang der NO2-Belastung bestätigt uns in unserem Kampf für die Saubere Luft in den 40 am stärksten belasteten Städten in Deutschland. Dort wo wir auf dem juristischen Weg konkrete Maßnahmen für mehr Bahn, Bus und Fahrrad durchgesetzt und den Autoverkehr eingeschränkt haben, hat sich die Luft nachweislich deutlich stärker verbessert als in Nicht-Klagestädten. Allerdings ist vielerorts die Belastung weiterhin zu hoch. Insbesondere im Winterhalbjahr steigen die NO2-Werte aufgrund der illegalen Abschalteinrichtungen in Diesel-Motoren stark an“, so Resch weiter.

Der Bericht beschreibt ebenfalls den Sondereffekt der Minderungen der Schadstoffkonzentrationen während des europaweiten Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Die Minderungen lagen für NO2 unabhängig von meteorologischen Bedingungen bei bis zu 60 Prozent. „Diese erfreulich hohen Effekte belegen die Wirksamkeit von Maßnahmen der Verkehrswende für die Luftqualität. Je weniger Autos in unseren Städten fahren, umso besser wird die Luft. Allerdings zeigen die Oktober-Werte in vielen Städten, dass mit der beginnenden Normalisierung des Pkw-Verkehrs auch die Werte auf Vor-Corona Zeiten ansteigen“, so Resch.

Links:

Zum EEA Bericht: https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2020-report

Kontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung
030 2400867-72, saar@duh.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

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