Hier sorgen Dieselabgase für dicke Luft

#abgasalarm

Wir haben 2018 das Projekt „NO2 Citizen Science“ ins Leben gerufen und mithilfe eines europaweiten Netzwerks und lokaler Unterstützung eine Übersicht der Stickstoffdioxid (NO2)-Belastung der Außenluft erstellt. Mittlerweile umfasst sie über 6000 Messpunkte aus 16 europäischen Ländern. Die Ergebnisse zeigen: Das gesundheitsschädliche Dieselabgas NO2 ist in hochfrequentierten städtischen Gebieten landesübergreifend eine große Bedrohung. Und damit nicht genug! Es gibt außerdem nicht genügend offizielle Messstationen und die bereits vorhandenen befinden sich häufig nicht an den am stärksten verschmutzten Orten. Daher sind unsere Messungen und der Vergleich mit den offiziellen Daten wesentlicher Bestandteil des Projekts. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse liefert unser Bericht.

Hauptursache für die hohe NO2-Belastung der Stadtluft sind Diesel-Fahrzeuge. Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen oder arbeiten, sind davon besonders betroffen. Das gilt leider auch im engsten Umkreis von Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Kindergärten und Senioreneinrichtungen, wo ebenfalls sehr hohe Werte festgestellt wurden. Ausgerechnet auf Augenhöhe von Kindern, also circa einem Meter, ist die Atemluft oft noch stärker mit den schädlichen Dieselabgasen belastet, als auf offizieller Messhöhe zwischen 1,5 und 4 Meter.

Neue Grenzwerte zum Schutz der Umwelt und Gesundheit?

Aktuell liegt der EU-weit verbindliche Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid bei 40 µg /m³. Den neuesten WHO-Empfehlungen zufolge, die im September 2021 veröffentlich wurden, sollte der Grenzwert für NO2 bei max.10 µg /m³ im Jahresmittel liegen – zum Schutz von Umwelt und Gesundheit! Unsere aktualisierte Karte zeigt nun alle Überschreitungen dieses empfohlenen Grenzwerts, die im Rahmen des Projekts gemessen wurden. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einer Überarbeitung der Europäischen Luftqualitätsrichtlinie und einer Anpassung der Grenzwerte.

Also available in English

© picoStudio / Fotolia

Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an und erfahren Sie, wann die nächste große Messaktion startet.

Bisherige Messungen

Alle
DUH
GreenCity e.V. ¹
Land Berlin
rbb / TU Berlin
SWR
UBA
VCD e.V.
WDR

Externer Inhalt

Hier wird eine GoogleMap eingebunden.

Da es sich um einen externen Inhalt handelt, bitten wir entsprechend den aktuell geltenden Datenschutzanforderungen um Ihre Einwilligung, indem Sie Externe Inhalte akzeptieren. Anschließend wird Ihnen der Inhalt wie gewohnt zur Verfügung stehen.

Legende:
Stickstoffdioxidbelastung in µg/m³
10 - <20
20 - <30
30 - <40
>40
* Bei der Zahl in den farbigen Kreisen handelt es sich um die Anzahl der Messungen

Wir wollen gesunde Atemluft in ganz Deutschland. Dazu muss die NO2-Konzentration in der Umgebungsluft gesenkt werden. Der EU-weit gültige Grenzwert für NO2 liegt bei 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter (µg/m³) im Jahresmittel. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA Air Quality Report 2018) starben in Deutschland im Jahr 2015 13.100 Menschen vorzeitig aufgrund der Luftbelastung mit NO2. Dabei sind nach Einschätzung vieler medizinischer Expertinnen und Experten die Grenzwerte für Stickstoffdioxid zu schwach angesetzt. Das Umweltbundesamt (UBA) hat mit einer im März 2018 veröffentlichten Studie verdeutlicht, dass im Jahr 2014 bereits bei Konzentrationen deutlich unterhalb des Grenzwertes etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle sowie 437.000 der Diabetes-Erkrankungen und 439.000 der Asthmaerkrankungen der NO2-Belastung der Atemluft zuzurechnen sind. Hauptverursacher des giftigen Stickstoffdioxids sind Diesel-Pkw. Selbst Diesel-Pkw der Schadstoffklasse Euro 6 stoßen ein Vielfaches an Stickstoffdioxid aus als ein vergleichbarer Benziner. Teilweise bis zu 17-mal mehr als erlaubt.

Das amtliche Messnetz deckt mit 247 (Stand 2017) verkehrsnahen Messstationen in 147 Städten nur zu einem Bruchteil potenziell belastete Gebiete ab. Die große Mehrheit der knapp über 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland hat keine Daten zur Luftqualität. Da dort keine amtlichen verkehrsnahen offiziellen Messstationen existieren, sind diese Städte und Gemeinden auch vom „Sofortprogramm Saubere Luft“ der Bundesregierung ausgeschlossen. Messungen unterschiedlicher Initiativen zeigen aber, dass an stark befahrenen Straßen auch in mittelgroßen oder kleinen Gemeinden ähnlich hohe NO2-Konzentrationen auftreten können wie an Hauptverkehrsstraßen von Großstädten. Ein Kernelement der Messaktionen ist es, mehr Informationen über die Luftsituation zu erhalten und so weitere Hot Spots zu identifizieren. Die Messungen werden von Bürger*innen und lokalen Aktivist*innen durchgeführt und die bedenklichen Ergebnisse in unserer Karte veröffentlicht. Neben den Messungen in Deutschland unterstützen wir Verbände und Organisationen aus anderen Ländern, NO2-Messungen durchzuführen. Auch diese Ergebnisse werden wir veröffentlichen.

Die für Kleinkinder besonders giftigen Dieselabgase konzentrieren sich in Bodennähe. Da Kinder sich mit ihrer Nase noch näher an den Auspuffrohren befinden, sind sie in einem besonders hohen Maße dem giftigen Stickstoffdioxid ausgesetzt. Dazu kommt, dass Kinder eine viel höhere Atemfrequenz haben als Erwachsene. So wirken Luftschadstoffe bei Kindern intensiver. Dies wird bislang bei offiziellen Messungen zu wenig berücksichtigt: Die amtlichen Messstellen messen auf einer Höhe von 1,5 bis zu 4 Metern Höhe. Deshalb misst die DUH zusätzlich auf einer Höhe von 1 Meter.

Bislang hat die DUH in drei Mitmachaktionen (Citizen Science-Aktionen) Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, Straßenabschnitte mit besonders hoher Luftverschmutzung zu melden. Unter den eingehenden Vorschlägen wählte die DUH in einem ersten Schritt 500 Orte aus. Die Luftqualität wurde an den ausgewählten Orten von engagierten Menschen gemessen. In den Citizen Science- NO2-Messaktionen im Februar und Juli 2018 standen kleinere Städte und Kommunen ohne offizielle Messstationen im Fokus. Die Messungen ergaben auch in kleineren Gemeinden oder Randzonen von Großstädten vielerorts deutliche Hinweise dafür, dass der Jahresmittelwert für das Dieselabgas NO2 teils erheblich überschritten sein kann.

Die Kleinstadt Alsfeld kämpfte im Februar 2018 zum Beispiel mit einer NO2-Belastung von 53,5 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter, in Starnberg waren es im Juni 2018 54,6 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter und Fürth 50,7 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter. Bei unserer dritten großen Messung im März 2019 konzentrierten wir uns auf Kitas, Kinderarztpraxen, Schulen, Altenheime und Krankenhäuser. Wir haben an jedem Messpunkt zusätzlich zudem Röhrchen auf 2 Metern Höhe, ein Messröhrchen auf 1 Meter Höhe montiert, um so die Luftqualität auf Kinderhöhe zu untersuchen. Neben zahlreichen Grenzwertüberschreitungen an Orten, an denen sich Kinder, Ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen aufhalten, stellte sich zudem heraus, dass die Atemluft auf Kinderhöhe (1 Meter) oft noch stärker mit NO2 belastet ist als auf 2 Metern.

Messgerät: Passivsammler

Funktionsweise: Die Passivsammler enthalten eine chemische Substanz (Triethanolamin), die die Messkomponente Stickstoffdioxid (NO2) absorbiert.

Messdauer: vier Wochen

Start der Messungen: Es wird eine rote Verschlusskappe am Passivsammler entfernt und durch einen grünen Wetterschutz-Aufsatz ersetzt. Nun beginnen die Röhrchen NO2 zu „sammeln“. Die Röhrchen können mit Kabelbindern an Verkehrsmasten, Straßenlaternen oder Ähnlichem befestigt werden. Unsere übliche Messhöhe beträgt 2 Meter.

Ende der Messung: Um die Messung zu beenden, wird der grüne Wetterschutzaufsatz wieder entfernt und durch die rote Verschlusskappe ersetzt.

Wir messen ausschließlich Stickstoffdioxid (NO2). Für die Ermittlung der Feinstaubbelastung wäre ein anderes Messverfahren nötig. Die Auswertung der Messröhrchen erfolgt durch das akkreditierte Schweizer Analyselabor Passam AG.

Die Messwerte, die das Labor Passam AG im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe ermittelt, bilden nicht den Jahresmittelwert ab, sondern den Durchschnittswert für den Zeitraum der Messaktion. Die ermittelten Werte geben Hinweise darauf, welche Messorte mit NO2 belastet sind und ob eine offizielle Langzeitmessung der Luftqualität zu prüfen ist.

  • kurze Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen
  • öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Fahrten mit dem Pkw vermeiden
  • Fahrgemeinschaften bilden, Fahrgeschwindigkeit mit dem Pkw verringern
  • sich an der Erstellung lokaler Aktionspläne beteiligen
  • wirksame Luftreinhaltemaßnahmen fordern (z.B. Umweltzone)
  • Ihr Recht auf Saubere Luft juristisch durchsetzen
  • emissionsarme und effiziente Fahrzeuge nutzen
Teilen auf:

Cookie Einstellungen

Diese Webseite verwendet Cookies und ähnliche Technologien, um die Bedienung der Webseite zu erleichtern und eine persönlichere Ansprache zu ermöglichen – auch außerhalb unserer Webseiten. Auch können wir so auswerten, wie unsere Nutzer unsere Seiten verwenden, um unsere Seiten so weiterentwickeln zu können. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Essentiell

Externe Inhalte

Engagement

Statistik

Verwendung von Cookies

Diese Webseite verwendet Cookies und ähnliche Technologien (im Folgenden „Technologien“), die es uns beispielsweise ermöglichen, die Häufigkeit der Besuche auf unseren Internetseiten und die Anzahl der Besucher zu ermitteln, unsere Angebote so zu gestalten, dass sie möglichst bequem und effizient sind, unsere Marketingmaßnahmen zu unterstützen und externe Medien einzubinden. Diese Technologien können Datenübertragungen an Drittanbieter beinhalten, die in Ländern ohne angemessenes Datenschutzniveau (z. B. Vereinigte Staaten ) ansässig sind. Weitere Informationen, auch über die Verarbeitung von Daten durch Drittanbieter und die Möglichkeit, Ihre Einwilligung jederzeit zu widerrufen, finden Sie in Ihren Einstellungen unter „Einstellungen“ und unter folgenden Links:

Impressum Datenschutz