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Der Umweltschutz-Begeisterer

Freitag, 01.03.2024

Nachruf auf Prof. Dr. Harald Kächele

© Heidi Scherm / DUH

Er steht auf der Bühne und strahlt. Das Mikrofon locker in der Hand. „Das, was ihr hier bewegt, was wir gemeinsam bewegen, das ist einfach beeindruckend“, ruft er seinem Publikum zu. An diesem sonnendurchfluteten Sommertag 2023 in Nürnberg hören ihm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Umwelthilfe sehr aufmerksam zu. Seine Energie, seine Ideen und sein Elan stecken sie an auf ihrer Versammlung. Dass Harald Kächele so begeistern konnte, war eine seiner herausragendsten Fähigkeiten. Er konnte Menschen inspirieren, zog sie mit seinem Enthusiasmus in den Bann. Und er hörte ihnen wirklich zu – mit Souveränität auf der Bühne, engagiert in Diskussionsrunden und persönlichen Gesprächen, stets interessiert am Menschen. Er wertschätzte die Meinungen der anderen und er machte keinen Unterschied, ob sie von einer Ministerin kam oder vom jungen Studierenden oder Praktikanten. Denn ihm ging es immer darum, den besten Weg zu finden, etwas zu bewegen, etwas durchzusetzen für Natur, Umwelt, Klima und Menschen. Sein Einsatz für genau diese Dinge prägte sein ganzes Leben.

Harald Kächele wurde am 19. August 1962 in Tailfingen geboren. Schon früh wurde sein Interesse für Umwelt- und Naturthemen geweckt. Und er machte daraus Berufung wie auch Beruf. Seinem Studium zum Agraringenieur folgte der Zivildienst beim BUND Landesverband Niedersachsen. Er erarbeitete dort Positionen zur Gentechnik in der Landwirtschaft – bis hinauf zur EU-Ebene. Den Umweltorganisationen blieb er auch danach immer treu, im Ehrenamt. Und der Themen nahm er sich in seinem Job als Wissenschaftler ebenso an. Seit 1992 forschte er am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und promovierte an der Universität Hohenheim zu den Auswirkungen großflächiger Naturschutzprojekte auf die Landwirtschaft. Seine Expertise wurde geschätzt. Davon zeugen nicht zuletzt sein stellvertretender Vorsitz des Naturschutzbeirates des Landes Brandenburg oder seine Berufung in den Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege des Landes Berlin. Ein einschneidender Schritt war im Jahr 2000 der Ruf an die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) als Professor für Umweltökonomie.

Die Arbeit an der Hochschule in der Lehre war kein Zufall. Das Finden von Talenten, das Feuer entfachen und das auf den Weg bringen junger Menschen war ihm wichtig. Darin war er einfach gut. Er konnte andere nicht nur für die Sache begeistern, er konnte sie dann auch leiten. „Er war für mich ein Mentor und in vielem ein Vorbild“, fasste es in diesen Tagen ein inzwischen selbst sturmerprobter Umweltschützer zusammen. Dieses Anleiten als Mentor gelang ihm bei seinen Doktoranden genauso wie beim Nachwuchs im Ehrenamt und den Mitarbeitenden in den Organisationen, die er prägte. Organisationen wie den BUND Berlin, dessen Ehrenvorsitzender er zuletzt war, wie die Tropenwaldstiftung OroVerde, deren Stiftungsrat er vorstand. Und natürlich wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH).

2001 wurde Harald Kächele zum Vorsitzenden des Bundesvorstands der DUH gewählt. Mehr als 23 Jahre, fast ein Vierteljahrhundert lang, führt er den Umwelt- und Verbraucherschutzverband zu großen Erfolgen aber auch ebenso sicher durch schwierigere Zeiten.

Er prägte eine Ära, vor allem gekennzeichnet vom Aufstieg und der Entwicklung eines vornehmlich in Fachkreisen bekannten Verbands vom Bodensee zu einer breit beachteten, kraftvollen und modernen Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation mit erheblicher Wirkmacht. In diese Ära fallen einschneidende Ereignisse wie die Aufdeckung des Dieselgate-Abgasskandals durch die DUH, die Durchsetzung von Dosenpfand und Umweltzonen, das miterstrittene historische Klimaschutz-Urteil des Bundesverfassungsgerichts und vieles mehr. Die Inhalte lagen ihm immer am Herzen, aber auch die Schaffung von Verbandsstrukturen, die das Fundament für eine schlagkräftige Organisation bilden.  Seiner klugen Organisationsentwicklung verdankt die DUH heute ihre große Stärke.

Die Lücke, die er hinterlässt, ist gewaltig. Als Vorsitzender, als Professor, als Mentor, als Freund, als Vater, als Mann – aber vor allem als positiver, begeisterter und andere begeisternder Mensch.

Harald Kächele starb am 25. Februar 2024 nach schwerer Krankheit. Wir vermissen ihn sehr.

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