Ein Stromnetz für den Klimaschutz
Bei der internationalen Klimakonferenz in Paris 2015 hat sich Deutschland mit vielen anderen Ländern darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das bedeutet, dass spätestens 2050 so gut wie keine Treibhausgase mehr bei der Stromversorgung entstehen dürfen. Dafür brauchen wir noch viel mehr Windkraft- und Solaranlagen, als bisher im Land vorhanden sind. Und wir müssen weg von klimaschädlichen Energieträgern wie Kohle, Erdgas und Erdöl.
Das Stromnetz ist ein wichtiger Baustein bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Energieversorgung. Es ist die Verbindung zwischen den Stromerzeugern und den Verbrauchern. Ein Unterschied ist, dass es in Zukunft viel mehr Erzeugungsanlagen gibt, die im Land verteilt stehen. Und diese erzeugen nicht kontinuierlich Strom, sondern nur wenn der Wind weht bzw. die Sonne scheint.
Der Netzentwicklungsplan
Damit sich das Stromnetz in Deutschland stetig weiterentwickelt, setzen sich die vier Übertragungsnetzbetreiber regelmäßig zusammen und erstellen einen sogenannten Netzentwicklungsplan (NEP). Dieser beinhaltet alle Maßnahmen, die die Netzbetreiber in den kommenden 10-15 Jahren als notwendig erachten, also z.B. Leitungsverstärkungen, neue Leitungen oder den Umbau eines Umspannwerks. Im Februar 2019 legen die Netzbetreiber einen aktualisierten NEP vor, der die derzeit absehbaren Entwicklungen berücksichtigen muss.
Der Szenariorahmen
Bevor die Netzbetreiber feststellen können, welche Veränderungen im Stromnetz notwendig sind, muss klar sein, was die nächsten Schritte der Energiewende sein werden. Wo werden wie viele Windkraftanlagen gebaut? Welche alten Kraftwerke werden wann abgeschaltet? Auch der Strombedarf, der sich zum Beispiel durch effizientere Geräte oder mehr Elektroautos ändern kann, muss vorausgesagt werden. Mit dem Szenariorahmen wird 10-15 Jahre in die Zukunft geschaut und die erwarteten Veränderungen bei der Stromversorgung in Zahlen übersetzt. Um Unsicherheiten bei der Prognose abzufangen, werden mehrere Szenarien aufgestellt, die sich in ihren Parametern unterscheiden.
Aktuell bereitet sich die Stromnetzplanung darauf vor, dass der Kohlestrom deutlich abnehmen wird und der Bau von Windkraft- und Solaranlagen mit großen Schritten voranschreitet.
Der Strom der Zukunft ist erneuerbar
Das Stromnetz der Zukunft muss mehr Strom aus vielen neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen transportieren und weniger Strom aus stillzulegenden Kohlekraftwerken. Werden die Weichen falsch gestellt, kann etwa folgende absurde Situation entstehen: Die Windkraftanlagen erzeugen Strom, der aber wegen fehlender Leitungen nicht dorthin geleitet werden kann, wo er gebraucht wird. Oder es werden Leitungen verstärkt, die vom Kohlekraftwerk wegführen, obwohl in Zukunft hier keine Leitung mehr benötigt wird.
Unser Einsatz für das Klima
Die DUH setzt sich für ein Stromnetz ein, das die Erreichung des Klimaziels von Paris ermöglicht und begleitet dafür intensiv die Stromnetzplanung. Die Energiewende darf nicht durch fehlende Leitungen ausgebremst werden, gleichzeitig soll aber auch keine Leitung zu viel gebaut werden. Die DUH fordert daher nicht einfach nur neue Leitungen zu bauen, sondern dafür zu sorgen, dass vorhandene Leitungen optimal ausgelastet werden.
Die DUH ist zudem da vor Ort, wo Fragen zur Stromnetzplanung auftauchen, gibt Antworten und erläutert die Beteiligungsmöglichkeiten – zum Beispiel mit dem Bürgerdialog Stromnetz. Denn die Menschen vor Ort möchten verstehen, warum eine neue Leitung in ihrer Region gebraucht wird.
Die Deutsche Umwelthilfe begleitet die Erstellung der Netzentwicklungspläne und den Dialog vor Ort seit mehreren Jahren. Wir haben dazu beigetragen, dass der Klimaschutz immer mehr als Basis für den NEP zugrunde gelegt wird. Auch zukünftig wird die DUH ihre Ideen und Positionen in die Stromnetzplanung einbringen.