Umweltinformation und Umweltbildung gehören von Beginn an zu den Kernaufgaben der Deutschen Umwelthilfe. Heute zählen wir zu den bekanntesten Umweltorganisationen Deutschlands, klären jede Woche Millionen Menschen über Probleme, Gefahren und Lösungen auf. Wir warnen, wo Konzerne mit dreisten Umweltlügen Verbraucherinnen und Verbraucher täuschen. Wir decken Umweltskandale auf und enthüllen, wenn Politikerinnen und Politiker milliardenschwere Lobbyinteressen über den Schutz von Natur, Klima und Menschen stellen. Von Dieselgate bis Scholz-Papers, von Informationsblättern bis zum UmweltMedienpreis – eindrucksvolle Beispiele dafür aus 50 Jahren DUH.

Das Ereignis, mit dem viele Menschen die Deutsche Umwelthilfe verbinden, ist die Aufdeckung des Diesel-Abgasskandals. Schon ab 2007 konnten wir zeigen, dass Autokonzerne bei der Ermittlung von Spritverbräuchen und Abgaswerten manipulierten. In den Jahren danach verdichteten sich die Hinweise, wie massiv der Betrug war. Doch das Kraftfahrtbundesamt, das Verkehrsministerium und die Bundesregierung weigerten sich auf Druck der deutschen Autokonzerne, etwas zu unternehmen und hielten weiter ihre schützende Hand über sie. Erst als US-Behörden 2015 VW wegen Betrugs überführten, die illegalen Manipulationen öffentlich machten und mit Milliardenstrafen dagegen vorgingen, war „Dieselgate“ nicht mehr vollständig zu verschleiern. Doch selbst jetzt noch versuchten deutsche Behörden, alles so klein wie möglich zu halten. Weil durch den Einfluss der Autolobby auch Prüflabore nicht an der Aufklärung mitwirken wollten, gründeten wir ein eigenes „Emissions-Kontroll-Institut“ (EKI) und wiesen mit bis heute mehr als 3.800 Abgasmessungen das ganze Ausmaß des Betrugs nach: Viele Millionen manipulierte Diesel-Pkw und Nutzfahrzeuge aller Hersteller, Millionen betrogene Käuferinnen und Käufer sowie dutzende Millionen Menschen, die durch die eingeatmeten Abgasgifte gesundheitlich geschädigt werden oder zu Tausenden jedes Jahr sterben. Dieselgate gilt heute als größter Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit. Wir wiesen allen Dieselkonzernen im In- wie Ausland nach, dass und wie sie im realen Fahrbetrieb minder wirksame Abgasanlagen verbauten – zur reinen Profitmaximierung. Wir erstritten uns vor Gericht Einsicht in Akten, die die perfide Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden und Industrie belegten. Und wir kämpfen bis heute vor dem Europäischen Gerichtshof, genauso wie vor den Verwaltungsgerichten in Berlin und Schleswig, erfolgreich gegen das Kraftfahrt-Bundesamt, damit Millionen Betrugsfahrzeuge entweder stillgelegt oder endlich mit einer funktionierenden Abgasreinigung ausgestattet werden. Damit die seit Jahren andauernde illegale Vergiftung unserer Atemluft endlich beendet wird.
Scholz-Papers und Atom-Skandal: Die Hilfe mutiger Whistleblower

Manchmal braucht man beim Aufdecken Hilfe von Insidern. Einige Aspekte von Dieselgate, ebenso wie weitere Skandale, konnten wir dank der Hilfe mutiger Whistleblower aufdecken, die nicht Mittäter sein wollten und sich vertraulich an uns wendeten. So konnten wir 2021 die sogenannten Scholz-Papers enthüllen: Geheimgehaltene Papiere, die zeigten, dass die Russland-Gas-Pipeline Nord Stream 2 nicht – wie von der Bundesregierung behauptet – ein rein privatwirtschaftliches Projekt war, in das man sich nicht einmische, sondern dass der damalige Vizekanzler Scholz selbst den USA eine Milliarde Euro für den Import von amerikanischem Fracking-Gas angeboten hatte, wenn sie die Pipeline akzeptierten. Oder auch 2006, als wir durch die Zuspielung interner Unterlagen erfuhren, dass das deutsche Atomkraftwerk Brunsbüttel dieselben Systemfehler aufwies wie ein Reaktor im schwedischen Forsmark, der kurz zuvor nur knapp an einer Kernschmelze vorbeigeschrammt war. Wir konnten die Behauptung der Betreiber widerlegen, ein Störfall wie in Schweden sei in deutschen Reaktoren nicht möglich. Auf kritische Störfall-Situationen war der Brunsbüttel-Reaktor sogar schlechter vorbereitet als der in Forsmark.
Rechte erkämpfen und erhalten
Viele der Rechte, mit denen wir heute Skandale aufdecken und die Öffentlichkeiten informieren können, mussten wir erst selbst erstreiten. Aufgrund höchstrichterlicher Urteile der DUH beispielsweise vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) haben Umweltvereinigungen heute weitgehende Rechte auf Akteneinsicht und Umweltinformationen, dürfen auf die Einhaltung von Umweltrechten klagen und gegen Zulassungen umweltschädlicher Produkte durch Behörden vorgehen. Verschiedene Bundesregierungen scheiterten mit dem Versuch, diese Rechte durch Gesetzesänderungen zu beschneiden.

Diese von uns erkämpften Rechte nutzen wir heute beispielsweise für aussagekräftige Abfragen. Mit dem Dienstwagencheck etwa veröffentlichen wir jedes Jahr, wie klimafreundlich oder klimaschädlich die verschiedenen Spitzenpolitikerinnen und -politiker in ihren Dienstwagen unterwegs sind. Wir zeigen, ob Behörden ihren Kontrollaufgaben zum Umweltschutz nachkommen. Und auch Wirtschaft und Konzerne nehmen wir unter die Lupe. So zum Beispiel beim Supermarktcheck, mit dem wir aufzeigen, welche Kette wie viel unnötigen Einweg-Müll durch Verpackungen verursacht. Seit 2019 verleihen wir außerdem den „Goldenen Geier“, einen Schmähpreis, mit dem wir die dreisteste Umweltlüge des Jahres küren und viele Fälle von Greenwashing aufdecken. Mit großer Wirkung: das französische Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen des umstrittenen Nestlé-Konzerns wurde vom deutschen Markt genommen, nachdem wir es mit dem Goldenen Geier ausgezeichnet hatten.
Bildungsarbeit und Umweltinformation

Die Art, wie wir die Öffentlichkeit zu Umweltthemen informieren, hat sich über die Jahrzehnte der DUH-Geschichte natürlich stark verändert. In den 1970er-Jahren ging es in der jungen Umweltbewegung noch darum, Umweltprobleme überhaupt ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Deshalb startete die DUH mit der Unterstützung prominenter Naturfilmer und -schützer große Naturschutzkampagnen: Gerhard Thielcke, Frederic Vester, Horst Stern, Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann etwa waren dabei und machten mit Aktionen zu den Bestsellern „Rettet die Vögel“ oder „Rettet den Wald“ die akuten Umweltgefahren bekannt. Die Begleitbücher dazu waren teils Wochen auf der Spiegel-Beststellerliste. In den 1980er Jahren entwickelte die DUH das Instrument der DUH-Infoblätter zu aktuellen Umweltgefahren. Umweltinformationen wurden in den Medien kaum vermittelt, gerade für den schulischen Unterricht fehlten Basisinformationen. Unsere Infoblätter konnten als Klassensätze für Schulen und Jugendgruppen bestellt werden. Sie wurden zu hunderttausenden angefragt und in der schulischen wie außerschulischen Bildungsarbeit eingesetzt.
Heute bieten digitale Medien ganz andere Möglichkeiten. So erreichen wir heute über Newsletter, die DUH-Website, Social-Media-Kanäle und über die Berichterstattung von Medien jede Woche Millionen Menschen. Eine gute und faktenorientierte Umweltberichterstattung in allen denkbaren und sich stetig verändernden Medien liegt der DUH übrigens besonders am Herzen. Um deren Qualität zu sichern und zu fördern, lobt sie seit 1988 den UmweltMedienpreis aus, den Menschen erhalten können, die mit ihren Texten, Audio- und Filmbeiträgen besonders zur Information über Natur-, Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutzthemen beitragen.