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Neue Gasförderung im Ausland: Deutschlands Energiehunger ist grenzenlos

In Deutschland und Europa werden Gas und Öl knapp. Auf der ganzen Welt bringen sich Energiekonzerne in Stellung, um die Lücken zu schließen. Klima- und Umweltschutz bleiben bei diesen lukrativen Geschäften auf der Strecke, wirtschaftliche und soziale Folgen für die Herkunftsländer können verheerend sein.

Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist Deutschland weltweit unterwegs, um Gas einzukaufen. Ob in den Vereinigten Staaten von Amerika, Katar, Kanada, Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Senegal: Deutschland versucht als reiches Land Zugang zu neuen Gasressourcen zu bekommen und sticht dabei weniger begüterte Länder aus. Die Folge: Länder des globalen Südens sind mit Blackouts aufgrund knapper Erdgaslieferungen konfrontiert. Für uns ist klar: Das kann nicht das Konzept für die Energiesicherheit der Zukunft sein. Sowohl Klima- als auch Umweltschutz und soziale Verantwortung müssen zum Maßstab der Energiepolitik werden.

Deutsche Banken finanzieren Gasförderung im Ausland 

Unsere Recherche zeigt, dass deutsche Banken und Unternehmen in den letzten zehn Jahren über 4,5 Milliarden Euro an Krediten für den Bau von LNG-Exportterminals in den USA bereitgestellt haben. Die Finanzierung wurde zudem mittels Anleihen in Höhe von rund 613,4 Millionen Euro gesichert. Neben der Direktfinanzierung von Projekten wurden auch langfristige Lieferverträge zwischen US-amerikanischen LNG-Betreibern und deutschen Unternehmen abgeschlossen. Die meisten Lieferungen sollen 2026 oder 2027 starten und für bis zu 20 Jahre laufen. Dies steht in Konflikt zum deutschen Klimaschutzgesetz, das Treibhausgasneutralität bis 2045 vorgibt. Mit den Geldern und Verträgen werden nicht nur Arbeiten an sieben LNG-Exportstandorten in den USA ermöglicht. Auch die amerikanische Fracking-Industrie wird damit massiv unterstützt, weil die Terminals den gesteigerten Verkauf von Fracking-Gas ermöglichen - mit katastrophalen Konsequenzen für Klima und Umwelt sowie die Gesundheit der örtlichen Bevölkerung. 

Wir geben den Betroffenen eine Stimme

Den Gaskund*innen in Deutschland ist meist nicht bewusst, woher ihr Gas kommt und was die Förderung anrichtet. Das wollen wir ändern. Wir waren mit Journalist*innen und einem Influencer in Louisiana und Texas, haben mit den Menschen dort gesprochen und die Umweltzerstörung durch die Industrieanlagen mit eigenen Augen gesehen. Mit dem Ton- und Bildmaterial klären wir in Deutschland über die Machenschaften der fossilen Industrie auf. Und wir ermöglichen Betroffenen, ihre Geschichte selbst zu erzählen. So war eine Delegation von Frauen aus Louisiana und Texas auf unsere Einladung hin zu Gast in Berlin und konnte hier Vertreter*innen von Politik und Presse treffen. 

Zwischenerfolg

Im Januar 2024 kündigte US-Präsident Joe Biden an, die Genehmigung neuer LNG-Exportterminals auszusetzen und zunächst die Auswirkungen auf Klimakrise sowie auf Wirtschaft und nationale Sicherheit untersuchen zu lassen. Damit haben wir durch unseren endgültigen Brief an Biden mit unseren Europäische Parlament und Zivilgesellschaftlichen Partner*innen einen Zwischenerfolg erreicht. Durch Bidens Entscheidung wird unter anderem das riesige geplante Calcasieu Pass 2 Terminal des LNG-Konzerns Venture Global in Louisiana auf den Prüfstand gestellt. Mit Venture Global haben die deutschen Energie- und Gaskonzerne EnBW und SEFE (ehemals Gazprom Germania) langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Wir begrüßen die Entscheidung des US-Präsidenten und fordern auch in Deutschland ein Moratorium für die Genehmigung und den Bau weiterer LNG-Terminals.

Erfolg in Kanada

Mit unserer Protestmail haben wir unseren Partner*innen in Kanada geholfen, das geplante neue Flüssigerdgas-Terminal des Unternehmens Pieridae Energy Limited an der Ostküste Kanadas zu verhindern. Im November 2023 kündigte Pieridae an, aus dem LNG-Terminal auszusteigen. Das Projekt ist damit auf Eis gelegt. Pieridae hatte einen 20-Jahres-Liefervertrag mit dem deutschen Energieversorger Uniper abgeschlossen.

Gasförderung im Senegal und Mauretanien

BP fördert gemeinsam mit weiteren Investoren Gas und Öl vor der Küste Senegals und Mauretaniens und möchte Teil des Flüssigerdgas (LNG) auch nach Deutschland exportieren. Bundeskanzler Scholz hat dem Präsidenten des Senegal eine Zusammenarbeit angeboten und will bei Investitionen und dem Aufbau von Gaskraftwerksinfrastruktur unterstützen. Statt die vor Ort reichlich vorhandene Sonnen- und Windenergie zu nutzen, werden fossile Projekte vorangetrieben.

Katastrophale Folgen

Die Gasförderung wird für Senegal und Mauretanien enorme negative Effekte haben, wie unzählige andere fossile Projekte in Afrika zeigen. Die Hauptprofiteure werden nicht die Menschen vor Ort sein. Im Gegenteil: Die lokale Fischereiwirtschaft befürchtet Verdrängung und den Verlust vieler Arbeitsplätze. Neue Arbeitsplätze entstehen dagegen kaum. Unser Faktenpapier zeigt: Ganze Ökosysteme wie das größte Kaltwasserkorallenriff der Welt könnten zerstört, Wasser und Land verschmutzt werden. Auch der wichtige Zugkorridor für Vögel auf dem Weg zu den Nationalparks Langue de Barbarie und Djoudj sowie das Reservat Guembuel, der Nationalpark Diawling und das Meeresschutzgebiet Saint Louis sind von Beeinträchtigungen bedroht.
Elhadji Malick Sow ist Aktivist und Landwirt aus dem Senegal. Im Interview mit uns berichtet er, wie er von Europas "Energiegier" direkt betroffen ist. Er fordert den Präsidenten Macky Sall auf, alle Projekte zur Ausbeutung von Gas und Öl sowie von Zirkon zu stoppen. Außerdem fordert er die Regierung auf, das Land an die Landwirte zurückzugeben.

Deutschland profitiert

Die Erschließung der Gasfelder ist nur durch ausländisches Geld möglich. Maschinen und Material kommen häufig ebenfalls aus Ländern des globalen Nordens und die dortigen Regierungen unterstützen die Geschäfte oft mit Exportkreditgarantien. Die katastrophalen Folgen für das Klima, die Gefährdung der handwerklichen Fischwirtschaft vor Ort und die Zerstörung des größten Kaltwasserkorallenriffs der Welt nimmt die deutsche Bundesregierung in Kauf, um ihren Energiehunger zu stillen.

Wir fordern ein Ende dieser schmutzigen Geschäfte. Die Bundesregierung darf die Gas- und Ölförderung im Senegal und in Mauretanien nicht unterstützen!

Keine Steuergelder für neue fossile Projekte in Senegal!


Im Senegal und in Mauretanien sollen mit deutschem Steuergeld neue Gas- und Ölförderungen unterstützt werden. Das wäre ein fataler Bruch des auf dem Klimagipfel 2021 beschlossenen „Glasgow Statements“, in dem bis Ende 2022 die Einstellung aller neuen Unterstützungen für Kohle, Öl und Gas im Ausland verlangt wird. Wir alle können aktiv werden – auch von Zuhause aus! Fordern Sie Olaf Scholz jetzt mit einer Protestmail dazu auf, sich auf das internationale Versprechen von Glasgow zu besinnen: Keine neuen Gasförderungen in Afrika!

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Protestmail Aktion

Im Senegal und in Mauretanien sollen mit deutschem Steuergeld neue Gas- und Ölförderungen unterstützt werden. Fordern Sie Olaf Scholz jetzt mit einer Protestmail dazu auf, sich auf das internationale Versprechen von Glasgow zu besinnen: Keine neuen Gasförderungen in Afrika!


Kontakt

Copyright: © Finke/DUH

Constantin Zerger
Bereichsleiter Energie und Klimaschutz
E-Mail: Mail schreiben

Copyright: © DUH / Erdmann

Diego Pedraza Lahoz
Referent Energie & Klimaschutz
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