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Ob Diesel-Fahrverbot, Mehrweg statt Einweg-Müll oder Klimaklagen: Wir bleiben immer dran und machen Druck, bis sich etwas zum Positiven verändert. Für diese Hartnäckigkeit sind wir bekannt, geliebt und gefürchtet in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Diese Hartnäckigkeit ist uns enorm wichtig. Denn manche Veränderungen für Menschen und Umwelt brauchen einen langen Atem und über Jahre oder gar Jahrzehnte aufgebaute Expertise.

© Albert Wotke

Der Kampf für die Saubere Luft beispielsweise beschäftigt die DUH seit den 1980er-Jahren. Die Emissionen aus den Großfeuerungsanlagen im Ruhrgebiet und aus den Auspuffen der immer mehr werdenden Autos in unseren Städten verpesteten die Atemluft genauso, wie sie durch den sauren Regen zum großflächigen Absterben der Wälder führten. Der Kampf für die Saubere Luft ist das früheste bis heute fortgeführte Schwerpunktthema der DUH. War es zu Beginn der Einsatz für die Rauchgasreinigung von Industrieanlagen, verlagerte sich der Schwerpunkt später auf die Schadstoffe in Öl und Kraftstoff sowie die von der DUH dafür eingeforderten Abgas-Reinigungsanlagen. Wir waren beteiligt an vielen Erfolgen zur Reduktion von Luftschadstoffen wie Schwefel, Stickoxiden, Ruß und Feinstaub aus der Industrie, der Landwirtschaft, privaten Kaminen oder dem Verkehr. Manches fand eher in Fachkreisen Beachtung, anderes in der Breite der Gesellschaft. Aber eines erregte die Gemüter wie nichts sonst: Der Kampf um die Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte in unseren Städten. Denn 2005 traten erstmals Grenzwerte in Kraft, zunächst für gefährlichen Feinstaub. Die Grenzwerte sollten verhindern, dass weiterhin hunderttausende Menschen in Europa jedes Jahr an den Folgen zu dreckiger Luft starben. Das Problem: Die Grenzwerte traten in Kraft, wurden weit überschritten – und die Behörden in Deutschland taten trotzdem nichts, um für die Einhaltung und damit den Schutz der Bevölkerung zu sorgen. Trotz öffentlicher Proteste durch die DUH, trotz Medienberichten und Aufrufen. So entschieden wir uns, Betroffene bei Klagen zu unterstützen und mit Musterverfahren in zunächst fünf Städten ihr „Recht auf Saubere Luft“ durchzusetzen. In aufsehenerregenden Verfahren erkämpften wir in der Folge in mehr als 70 Städten Umweltzonen. 2010 traten dann neue Grenzwerte in Kraft – nämlich jene für das Diesel-Abgasgift Stickstoffdioxid. Und das Muster war wieder dasselbe: Die Werte wurden verpflichtend, wurden überschritten – und nichts geschah.

© Michael Weber/imageBROKER via Adobe_Stock

Ein Staat, der sich nicht an seine eigenen Gesetze hält und damit die Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger riskiert. Das war eigentlich nicht zu begreifen. Letztlich klagten wir allein in 40 Städten, in denen die geltenden Stickoxid-Grenzwerte teils extrem überschritten wurden. Und wir erkämpften uns das Recht, nicht nur Betroffene zu unterstützen, sondern diese Klagen selbst als Verband führen zu dürfen. Wir gewannen Verfahren um Verfahren. Möglich war das neben der brillanten Arbeit unseres Anwalts Remo Klinger nur dadurch, dass wir so hartnäckig und langjährig an diesem Thema arbeiteten. Wir hatten die notwendige Expertise, um alle Schein-Argumente der Gegenseite zu entlarven. Und mit den Erfolgen kam die Aufmerksamkeit. Denn für bessere Luft mussten die Städte Bus, Bahn, Rad- und Fußverkehr stärken – und den Autoverkehr reduzieren. Im Autoland Deutschland ein ungeheurer Vorgang. Das Damoklesschwert „Diesel-Fahrverbot“ stand in vielen Städten im Raum. Und orchestriert durch Personen aus der Automobilwirtschaft kamen auch Hass und Hetze gegen die DUH – insbesondere nachdem wir auch noch Dieselgate aufdeckten (mehr dazu hier). Die Wut der Menschen sollte gegen uns gelenkt werden – diejenigen, die unbequeme Wahrheiten ans Licht brachten – statt gegen die Konzerne, die den Tod hunderttausender Menschen verursachten oder die Politiker, die dieses Verhalten deckten.
Viele rieten uns in dieser Zeit extremer Anfeindungen, weniger hartnäckig zu sein, lieber auf unser Image und unsere Sicherheit zu achten, statt Umwelt- und Gesundheitsschutz durchzusetzen. Doch das wäre nicht die DUH gewesen. Wir blieben hartnäckig, gingen durch alle Instanzen. In Bayern änderte die Regierung sogar Gesetze und Zuständigkeiten, weshalb wir das Klageverfahren für München wieder von vorne beginnen mussten. Aber letztlich haben wir alle Verfahren erfolgreich abgeschlossen und die Einhaltung der Grenzwerte endlich durchgesetzt. Doch wenn Sie denken, na gut, dann ist es aber jetzt abgeschlossen, dann liegen Sie falsch. Inzwischen hat die Weltgesundheitsorganisation ihre Empfehlungen für globale Luftqualitätsstandards um den Faktor vier verschärft. Dagegen lief erneut die Automobilindustrie Sturm – mit Erfolg. In der EU gelten erst ab 2030 deutlich ambitioniertere Grenzwerte. Diese sind dann auch immer noch doppelt so hoch wie die von der WHO empfohlenen. Wir bereiten uns derzeit darauf vor, zumindest diese Standards ohne weitere zeitliche Verzögerung zum Wohle der betroffenen Menschen notfalls auf dem Klageweg durchzusetzen. Zeitgleich kämpfen wir für eine nochmalige Verschärfung der Grenzwerte auf Basis der WHO-Empfehlungen bis 2035. Sicher ist dabei eins: Die Deutsche Umwelthilfe bleibt hartnäckig.

Jahrzehntelanger Einsatz für Sauberes Wasser

© Dade/DUH

Saubere Luft ist nur eines der Themenfelder, die die DUH so hartnäckig und langjährig bearbeitet. Eine weitere existenzielle Lebensgrundlage für Natur und Mensch sind unsere Gewässer – die Fließgewässer als Lebensadern unserer Landschaft, die Stillgewässer und auch das Grundwasser, die Küstengewässer und Meere. Sie sind wertvolle, aber bedrohte Ökosysteme, die wichtige Funktionen erfüllen als Ort der Erholung, Lebensraum, für Trinkwasser und Klimaresilienz. Die DUH hat Mitte der 90er Jahre das bundesweite Netzwerk „Lebendige Flüsse“ gestartet und an der Elbe nach den verheerenden Hochwässern entscheidend zur Schaffung einer viele hundert Hektar großen Überflutungsfläche bei Lenzen beigetragen. Aus den Erfolgen dieses Flüsse-Netzwerks entstand die Idee eine weltweiten Seennetzwerkes „Living Lakes“, für das 1998 von DUH-Vorständen und Geschäftsführern die internationale Naturschutzstiftung Global Nature Fund gegründet wurde.
Ganz besondere Sorgen bereitet uns die Vergiftung unseres Grundwassers mit Chemikalien, Pestiziden und Nitrat aus der Massentierhaltung und aus Autoabgasen. Deutschland hat – nach Malta – von allen EU-Staaten den höchsten Anteil an Grundwassermessstellen, an denen die Nitratgrenzwerte überschritten werden. Die DUH startete 2018 ihre ersten Klagen in diesem Bereich – erst gegen die Bundesregierung und im Anschluss an die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Alle diese Verfahren haben wir gewonnen und zuletzt im März 2025 erneut vor dem Bundesverwaltungsgericht obsiegt. Damit sind die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu zusätzlichen wirksamen Maßnahmen verpflichtet, um die Nitratverschmutzung unseres Grundwassers zu reduzieren.
Aber wir kümmern uns auch um die anderen Schadstoffe in unseren Gewässern. Neben Mikroplastik und Pestizidrückständen sind das Ewigkeitschemikalien wie PFAS, die sich dort nicht abbauen und auch nicht herausfiltern lassen.

Hartnäckigkeit gegen fossile Riesen

Saubere Energie. Auch für die Energiewende müssen wir hartnäckig bleiben, damit Erneuerbare ausgebaut werden und keine fossilen Energieprojekte den Umstieg blockieren. Als einer der ersten Umweltverbände beschäftigten wir uns neben dem Kohle- auch mit dem Erdgasausstieg. Wir setzen uns gegen LNG-Terminals ein, die Deutschland insbesondere in der geplanten Zahl und Größe niemals braucht. Denn gerade das darüber angelandete Fracking-Gas aus den USA ist das schmutzigste Gas, das wir nach Deutschland importieren können. Fracking geht mit massiver Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen einher. Vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine konnten wir den Bau der LNG-Terminals in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade sogar noch verhindern. Neue Erdgasgewinnung vor Borkum scheiterte bislang auch an unseren Protesten und Rechtsverfahren. Und wir unterstützen die Menschen vor Ort auf den Inseln wie Borkum und Rügen bei ihrem Kampf gegen die fossilen Riesen, die ihre Haupteinnahmequelle zu zerstören drohen, den Tourismus. Auch hier bleiben wir hartnäckig, bis Deutschland komplett auf erneuerbare Energien umgestellt ist!

Regierungen in die Pflicht nehmen: Erfolgreiche Klimaklagen

© DUH

Hartnäckig sein heißt auch, gegen Regierungen vorzugehen, wenn sie sich nicht an Gesetze und Pflichten halten. Das haben wir bei Sauberer Luft und Sauberem Wasser bereits erlebt. Beim Klimaschutz ist es ebenso. Im Oktober 2019 bat uns eine 11-jährige Schülerin aus München in einem Brief, ihr dabei zu helfen, die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz zu verklagen. Sie wollte, dass die Menschen in 100 bis 150 Jahren noch wissen, wie Schnee aussieht. Dieser Brief hat uns nicht nur sehr berührt – er hat uns überhaupt erst auf die Idee gebracht, dass es die Kinder und jungen Erwachsenen sind, die ganz besonders klageberechtigt sind, was ihre Zukunft angeht. Gemeinsam mit zehn weiteren Jugendlichen war dann auch Marlene eine der erfolgreichen Klägerinnen, die im April 2021 das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts erwirkte und den Artikel 20a im Grundgesetz zu einem „Recht auf eine lebenswerte Zukunft“ aufwertete.

© privat

Deshalb sind unsere Klimaklagen gegen die Bundesregierung, gegen Landesregierungen und gegen Unternehmen so wichtig. Wir kämpfen vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte genauso wie vor Zivilgerichten, damit große Wirtschaftsunternehmen ihre Verbrauchertäuschung mit angeblich klimaneutralen Produkten beenden, die in Wahrheit besonders klimaschädlich sind. Und wir kämpfen vor den Verwaltungsgerichten darum, dass die Regierungen ihre eigenen Klimagesetze einhalten. 2023 und 2024 haben wir vier bahnbrechende Urteile zum Klimaschutz vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erstritten, in denen die Bundesregierung wegen ihrer unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen verurteilt wurde. In einer der Klagen, im Landnutzungssektor, ist das Urteil bereits rechtskräftig und kann von uns vollstreckt werden. In den Verfahren zu Maßnahmenprogrammen in den anderen Sektoren ist die Bundesregierung in Revision gegangen und will Zeit schinden, die im Klimaschutz nicht mehr übrig ist. Hier geht es jetzt darum, so schnell wie möglich letztinstanzliche Urteile zu bekommen – und damit endlich ausreichenden Klimaschutz. Wenn nicht aus Einsicht, dann eben mit Hartnäckigkeit vor Gericht.

Jahrzehntelanger Kampf für Mehrweg

Seit Jahrzehnten ist die DUH aktiv gegen die Einweg-Müllflut und für umweltfreundliche Mehrweg-Lösungen. Dabei stellen wir uns immer wieder erfolgreich Einweg-Giganten wie Coca-Cola oder auch Tetra Pak in den Weg, die beständig versuchen, Mehrweg in Deutschland aus dem Markt zu drängen. Wir decken dreiste Werbelügen der Einweg-Industrie auf, so wie seit 2014 „Das Märchen vom guten Getränkekarton“. So musste Tetra Pak eine Werbekampagne zum vermeintlichen 100-Prozent-Recycling von Getränkekartons beenden. Und wir gehen gegen Greenwashing-Werbung für Einweg-Produkte vor. So haben wir 2023 zweifelhafte Aussagen in Lidl‘s gemeinsamer Kampagne mit Günther Jauch für vermeintlich umweltfreundliche Einweg-Plastikflaschen entlarvt und richtiggestellt. Seit mehr als 15 Jahren organisieren wir gemeinsam mit der „Mehrweg-Allianz“ die bundesweit größte Verbraucherinformationskampagne und Mitmachaktion „Mehrweg ist Klimaschutz“, seit 2020 in einem zweijährigen Rhythmus auch die Deutsche Mehrwegkonferenz. Mit durchgesetzt haben wir das EU-Verbot der Produktion von Einwegbesteck und -geschirr, Trinkhalmen, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäben aus Plastik seit Sommer 2021. Ein politischer Erfolg war auch die Einführung einer Mehrwegangebotspflicht in der Gastronomie für verzehrfertige Speisen und Getränke. Jahrelang hatten wir uns hierfür stark gemacht. Doch eine Regelung ist nur so gut wie deren Umsetzung. Und weil die Behörden die 2023 eingeführte Mehrweg-Angebotspflicht für To-Go-Speisen und -Getränke so gut wie nicht kontrollieren, übernehmen wir das und sorgen durch eigene Testbesuche und Klagen dafür, dass Verstöße sanktioniert und die Regeln zum Umweltschutz eingehalten werden.

© Ann-Kathrin Marggraf / DUH


Unternehmen werden auch in Zukunft damit rechnen müssen, dass wir hartnäckig bleiben im Kampf für umweltfreundliche Mehrweg-Lösungen. Seit mehr als 15 Jahren erzeugen wir öffentlichen Druck und fordern von den Vereinen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga immer wieder mehr Nachhaltigkeit und weniger unnötigen Müll im Sport. Mit erheblicher Wirkung, wie ein Beispiel zeigt. Während früher in den Stadien der ersten beiden Fußballligen der Männer Einweg-Getränkebecher dominierten, sorgten unser Einsatz und zahllose aufklärende Hintergrundgespräche dafür, dass letztlich 2023 alle Vereine auf Mehrweg-Becher umstellten. Wir bleiben dran, damit auch in anderen Ligen, anderen Sportarten, bei Festivals, Konzerten, auf Weihnachtsmärkten und vielen weiteren Events mehr Mehrweg die Lösung wird. Nicht nur für Getränke in Bechern, sondern auch für Speisen.

„Alle Jahre wieder“: Einsatz für #Böllerciao

Alle Jahre wieder führt die Schwarzpulver-Silvesterböllerei zur stärksten Luftbelastung mit giftigem Feinstaub des Jahres, über zehntausend verletzten Menschen, tausenden ausgebrannter Wohnungen und vor allem immensem Tierleid sowie tonnenweise Müll auf den Straßen wie in der Natur. Deshalb setzen wir uns in einer immer größer werdenden Allianz für ein Ende der archaischen Silvesterböllerei ein. Politisch wäre das eigentlich leicht umzusetzen: Es müssten lediglich zwei Sätze in der Sprengstoffverordnung geändert werden. Doch bisher fehlt den Innenministerinnen und -ministern von Bund und Ländern der Mut oder das Verantwortungsbewusstsein, um Mensch, Tier und Natur in Deutschland rund um den Jahreswechsel zu schützen. Doch wir bleiben dran: Jedes Jahr wächst unser Bündnis #böllerciao um weitere Organisationen – vom Tierschutz bis hin zu Verbänden von Ärztinnen und Ärzten, auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist dabei. Kurz nach dem Jahreswechsel 2024/2025 konnten wir gemeinsam mit der GdP Berlin über 2 Millionen Unterschriften für ein Böllerverbot an das Bundesinnenministerium überreichen. So viel Unterstützung hatten unser offener Brief an Nancy Faeser und eine entsprechende Petition der GdP gesammelt. Diesen immensen Zuspruch darf die Politik nicht ignorieren. Wir bleiben dran, denn wir wollen ein böllerfreies und friedliches Silvester für alle. Und mit den klaren Argumenten auf unserer Seite und unserer Hartnäckigkeit werden wir auch das erreichen.

© DUH / Mika Grunwaldt