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Grüner Drache in Gefahr

Donnerstag, 09.07.2020

Die Smaragdeidechse ist eins der farbenprächtigsten heimischen Tiere: In Deutschland ist das schillernde Reptil jedoch fast ausgestorben.

© Hawi / Adobe Stock

Der Artikel erschien in der DUHwelt 2/20.

An einem Mittag Anfang Mai brennt die Sonne schon kräftig auf den Wanderweg in der Nähe von Koblenz. Ein Wanderer lässt sich am Wegesrand auf einer Bank nieder, um sich zu erfrischen und den Blick hinunter auf die Mosel zu genießen. Da bemerkt er Geräusche im Gebüsch neben ihm, die er nicht zuordnen kann. Er schaut nach und traut seinen Augen kaum: Knapp einen halben Meter neben ihm packt ein schlankes, unterarmlanges Reptil mit leuchtend hellblauem Kopf den Schwanz eines anderen Reptils. Wird der Wanderer hier Zeuge eines Dramas? Im Gegenteil.

Das vordere Tier wehrt sich nicht, sondern schleift das schillernde Exemplar, das an seinem Schwanz hängt, hinter sich durch das Gebüsch, wo beide verschwinden. Die Szene ist fester Bestandteil des Liebesspiels von Smaragdeidechsen. Diese exotisch aussehenden Echsen sind mit einer Länge von mehr als 35 cm unsere größten heimischen Eidechsen. Dabei bleiben sie aber sehr schlank und grazil. Gefährlich werden sie nur Insekten, Spinnen, Asseln und kleineren Eidechsen. Angeblich werden auch Babymäuse nicht verschmäht.

Wenn Schönheit zum Verhängnis wird

Seinen anmutigen Namen trägt die Echse zu Recht. In der Paarungszeit im späten Frühjahr tragen die Männchen attraktiv leuchtendes Türkis an ihrem Kopf. In Kombination mit den glatten Schuppen schimmern die Männchen in der Sonne – ein Anblick, dem kein Smaragdeidechsenweibchen widerstehen kann. Die Schönheit der Tiere ist legendär und macht sie gleichzeitig zur beliebten Beute von Reptiliensammlern, was maßgeblich zu ihrer Gefährdung beiträgt. Während die Tiere in Südeuropa noch recht häufig auftreten, ist die Art in Deutschland akut vom Aussterben bedroht und daher streng geschützt.

Die Smaragdeidechse wird in zwei Arten unterteilt: die Westliche (Lacerta bilineata) und Östliche (Lacerta viridis). Obwohl sie sich äußerlich so gut wie nicht unterscheiden, können sie nicht miteinander gekreuzt werden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Westler liegt in Frankreich, Spanien und Italien mit dem spärlich besiedelten Arealrand an der Mosel, der Donau und dem Kaiserstuhl. Die Ostechsen dagegen besiedeln den gesamten Balkan bis zum Schwarzen Meer. Ihre nördlichsten Vertreter leben bei uns in der Nähe von Passau und auf einem ehemaligen Militärgelände in der Lausitz. Es sind nur noch wenige hundert Tiere. Westliche und Östliche Smaragdeidechse begegnen sich in Deutschland in der freien Natur also nie.

Mensch und Klimakrise gefährden Lebensraum

Neben dem Verlust ihres Lebensraums, u. a. durch Aufforstung oder klimatische Veränderungen, geht das größte Risiko für die hübschen Reptilien von der Isolation aus: Dadurch, dass sie in winzigen Populationen leben, kann beispielsweise ein einziger Waldbrand die gesamte Population für immer vernichten. Das heißt, ein Waldbrand an der falschen Stelle und die Östliche Smaragdeidechse in der Lausitz ist nur noch rauchende Geschichte. Und genau das ist das Problem: In den vergangenen Jahren haben die Waldbrände in der Lausitz aufgrund der trocken-heißen Sommer stark zugenommen. Das Reptil ist noch weiteren Gefahren ausgesetzt, doch mitunter weiß es, sich zu helfen: Wie alle Eidechsen ist auch die Smaragdeidechse in der Lage, ihren Schwanz im Todeskampf mit Fressfeinden wie Katzen, Füchsen, Greifvögeln oder Schlangen abzuwerfen. Diesen Joker kann sie allerdings nur ein einziges Mal ausspielen. Viele ältere Tiere tragen deshalb einen verkürzten Schwanz, da die Schwanzwirbel nach Abwurf nicht mehr nachwachsen, sondern nur noch ein länglicher Knorpel gebildet wird.

Steckbrief

Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata)

Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)

Verwandtschaft: Beide Smaragdeidechsenarten gehören zur Familie der Echten Eidechsen. Nahe Verwandte in Deutschland sind die Berg- oder Waldeidechse, die seltene Mauereidechse sowie die häufigste Eidechse, die Zauneidechse.

Lebensraum und Verbreitung: Offene, warme und sonnenreiche Standorte wie Trockenmauern, extensive Weinberge, Waldränder mit Baumstümpfen und offene Sandflächen. Überwinterung in frostfreien Erdhöhlen. Smaragdeidechsen legen Eier in unterirdischen Gelegen, die von den Weibchen bewacht werden.

Aussehen: Die Jungtiere sind unscheinbar mittelbraun gefärbt. Die erwachsenen Weibchen sind hellgrün, mit verschiedenen hellen Linien. Die Männchen sind ebenso grün, allerdings mit schwarzen Punkten und zur Paarungszeit im Frühjahr mit einem leuchtend blaugrünen Kopf.

Nahrung: Wie alle Eidechsen fressen sie kleine Insekten wie Ameisen, Käfer, Termiten und Raupen, aber auch Asseln, Spinnen und Würmer.

Gefährdung: Die Westliche Smaragdeidechse ist auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Die Östliche Smaragdeidechse ist in Brandenburg und Bayern vom Aussterben bedroht.

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