Wie umweltfreundlich verpacken Aldi, Lidl und Co.?

In welchem Discounter sind Obst und Gemüse am häufigsten verpackt? Welcher Supermarkt macht verpackungsarmes Einkaufen möglich? Wir haben bei zwölf großen Ketten den Verpackungscheck gemacht.
Deutschland gehört in Europa mit 227 Kilogramm im Jahr 2022 zu den Spitzenreitern beim Verpackungsmüll.62 Prozent der Verpackungsabfälle, die zuhause weggeworfen werden, sind Verpackungen von Getränken und Nahrungsmitteln. Höchste Zeit also, dass Kund:innen beim Einkaufen im Supermarkt verpackungsarme Angebote gemacht werden. Wie viele Mehrwegflaschen stehen in den Regalen? Wo gibt es Käse unverpackt an der Frischetheke? Wir machen den Verpackungscheck bei 12 großen Supermarkt- und Discounterketten und stellen im vierten Jahr in Folge fest: bei den meisten Märkten gibt es noch viel Luft nach oben, bis müllfreies Einkaufen Standard ist.
Müllflut bei Supermärkten und Discountern – Biosupermärkte zeigen, wie Abfallvermeidung geht
Bei stichprobenartigen Testbesuchen haben wir Verpackungen im Sortiment von Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Penny, Norma, Netto Marken-Discount, Kaufland, Rewe, Edeka, Denns, Alnatura und Bio Company unter die Lupe genommen. Dabei konnte kein Discounter bei Abfallvermeidung und Ressourcenschonung überzeugen – sie alle haben von uns eine rote Karte erhalten, während sich die beiden Vollsortimenter Rewe und Edeka mit jeweils einer gelben Karte immerhin im Mittelfeld bewegen. Nur die Biosupermärkte schaffen im Gesamtergebnis eine grüne Karte und zeigen, dass weniger Verpackungen und mehr Mehrweg möglich und praktikabel sind.
Wir haben in 48 Testbesuchen (je 4 Märkte pro Kette) in Nord-, Ost- und Süddeutschland, von Januar bis April 2025 überprüft, welche Märkte Maßnahmen zur Verpackungsvermeidung umsetzen, etwa durch den Verkauf von unverpacktem Obst und Gemüse oder den Einsatz von Mehrwegverpackungen. Erstmalig haben wir auch das Mehrwegangebot für Speiseöl, Essig und Wein betrachtet.
Wir haben 4 Kategorien getestet:
Jedes Jahr fallen in Deutschland über 100.000 Tonnen Verpackungsabfälle nur für Obst und Gemüse an, obwohl eine zusätzliche Verpackung oft völlig unnötig ist. Bei den besonders beliebten und robusten Sorten Tomaten, Gurken, Karotten, Paprika, Bananen und Äpfel haben wir untersucht, ob sie in den Testmärkten verpackt oder unverpackt angeboten wurden.
Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Obst und Gemüse ist, abgesehen von den Biosupermärkten, eine herbe Enttäuschung: die Hälfte der untersuchten Sorten sind verpackt. Insgesamt schnitten Discounter besonders schlecht ab. Vollsortimenter landeten überwiegend im Mittelfeld. Einzig Biosupermärkte überzeugten mit größtenteils unverpacktem Obst und Gemüse.

Pro Jahr fallen in Deutschland die unglaubliche Menge von 16,4 Milliarden Einweg-Plastikflaschen als Abfall an. Hinzu kommen rund 5,3 Milliarden Dosen und 5 Milliarden Getränkekartons. Die aktuelle Mehrwegquote für Getränkeverpackungen beträgt lediglich 42,6 Prozent. Das ist weit entfernt von der im Verpackungsgesetz festgelegten Mehrwegquote von 70 Prozent. Um herauszufinden, welche Beiträge die Supermärkte zur Erfüllung der Mehrwegquote leisten, wurden einerseits Zahlen zum Absatz sowie dem Anteil am Sortiment von Mehrweggetränkeverpackungen deutschlandweit von den 12 Supermarktketten abgefragt. Andererseits untersuchten DUH-Tester*innen, ob die besonders wichtigen Getränkesegmente Wasser, Saft, Softdrinks und Bier in den besuchten Filialen in Einweg- oder Mehrwegverpackungen angeboten wurden.
Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Getränke ist ernüchternd. Nur im Biohandel wird überwiegend Mehrweg angeboten. Wieder liegen die klassischen Supermärkte im Mittelfeld. Bei den Discountern gibt es Unterschiede – allerdings auf niedrigem Niveau: Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd setzen zu 100 Prozent auf Einweg. Netto Marken-Discount sticht hingegen unter den Discountern mit einer Mehrwegquote von 50 Prozent positiv hervor.
Erstmals haben wir in diesem Jahr auch die Weinregale nach Mehrwegflaschen abgesucht und nur welche in den Biomärkten gefunden. Um die Mehrwegquote bei Wein zu steigern, sollte das Angebot im Lebensmitteleinzelhandel in den kommenden Jahren deutlich ausgeweitet werden.

Im Schnitt konsumieren Deutsche rund 46 Liter frische Milch und 15 Kilogramm Joghurt im Jahr. Zum überwiegenden Teil werden diese Produkte jedoch in Einwegverpackungen abgefüllt. Der Mehrweganteil im Milchsegment (Frisch- und H-Milch) lag 2022 nur bei 1,2 Prozent. So entstehen jährlich riesige Verpackungsmüllberge.
Die Testergebnisse des Verpackungschecks für Frischmilch und Joghurt sind erschreckend: Ein vollständiges oder auch nur überwiegendes Mehrwegangebot erreichte keine der Ketten in den von uns untersuchten Filialen. Selbst bei den vorne liegenden Biomärkten wurde nur etwa ein Drittel der Produkte in Mehrweg angeboten. Mit etwas Abstand folgen die klassischen Supermärkte und mit nahezu keinem Mehrwegangebot schneiden die Discounter besonders schlecht ab. Bei Pflanzendrinks sieht es ähnlich aus: nur in den Biomärkten kann man sie in Mehrwegflaschen erhalten.

Ein Umstieg auf Mehrwegflaschen bei Speiseöl- und Essig bietet großes Klima- und Ressourceneinsparpotenzial, das im konventionellen Handel noch nicht genutzt wird. In keinem der klassischen Supermärkte und Discounter konnten wir Öl oder Essig in Mehrwegflaschen finden. Praxisbeispiele aus dem Biohandel hingegen zeigen: Wenn eine Mehrweg-Glasflasche bis zu 50 Mal genutzt wird, senkt das die CO?-Emissionen deutlich. Allein der ökologische Ölhersteller Bio Planète vermeidet dadurch jährlich rund 290 Tonnen CO?. Die potenzielle CO2-Einsparung für den Mehrwegeinsatz anstelle von Einwegglasflaschen allein bei Öl liegt bei über 40.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland.
Ob Käse, Brot, Salat, Nudeln oder Kaffee: an Selbstbedienungs- und Frischetheken können mit Mehrweglösungen wie Kaffeebechern, Brotbeuteln oder wiederverwendbaren Dosen viele Verpackungen eingespart werden. Also haben wir an den Käse- und Wursttheken sowie Salattheken, bei Backwaren, Heißgetränken und für trockenes ‚Schüttgut‘ (Nudeln, Nüsse oder Müsli) geprüft, ob man sich die Waren in eigene Behältnisse abfüllen (lassen) oder nur vorverpackt kaufen kann.
Das Ergebnis: praktische vor Ort ausleihbare Mehrwegbecher und -boxen sind eher selten als Standard – und das trotz seit 2023 geltender gesetzlicher Pflicht für die Supermärkte zumindest an Salatbars und für den Coffee-to-go Mehrwegsysteme anzubieten. Doch selbst das lief noch nicht in allen von uns getesteten Filialen einwandfrei. Am praktikabelsten löst es bislang Rewe, wo in allen getesteten Filialen Mehrwegboxen des unternehmensoffenen Mehrwegsystems Einfach Mehrweg an den Salatbars oder Frischetheken ausgeliehen und über die Pfandautomaten leicht zurückgegeben werden können. Je mehr Supermarktketten sich solch einem System anschließen, desto besser. Bei den untersuchten Discountern gibt es größtenteils keine Theken für unverpackte Käse- oder Wurstwaren, Heißgetränke oder Nudeln. Gut lief in allen Filialen die Wiederbefüllung mitgebrachter Brotbeutel.

Gesetzliche Regelungen jetzt dringend notwendig
Es darf nicht sein, dass sich ressourcensparend und klimafreundlich verpackte Produkte auf wenige Biosupermärkte beschränken. Um möglichst vielen Menschen einen verpackungsarmen Einkauf zu ermöglichen, müssen die großen Lebensmitteleinzelhändler endlich aufholen und Klima- und Ressourcenschutz in der Breite umsetzen. Die wiederholt schlechten Ergebnisse unseres Verpackungscheck zeigen: Von sich allein werden die großen Discounter und Supermärkte die Verpackungswende nicht schaffen.
Deshalb muss Umweltminister Carsten Schneider folgende Maßnahmen schnellstmöglich umsetzen, um Abfallvermeidung und nachhaltige Verpackungen zu fördern und diejenigen zu belohnen, die es richtig machen:
- Festlegung eines Abfallvermeidungsziels für Verpackungen von 15 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2018, das somit über die Vorgaben der EU-Verpackungsverordnung hinausgeht
- Keine Plastikverpackungen für vorverpacktes Obst- und Gemüse unter 1,5 kg
- Mind. 10 Prozent der Verkaufsfläche der Supermärkte für unverpackte Lebensmittel oder Drogerieprodukte zur Verfügung stellen
- Umsetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent bis 2030 unter Einbezug der Getränkesegmente Milch und Wein
- Einführung einer Einweg-Abgabe auf Einweggetränkeverpackungen von mindestens 20 Cent zzgl. zum Pfand
- Abgabe auf Einwegverpackungen für verzehrfertige Speisen und Getränke von 50 Cent, so wie in Tübingen
- Mehrweg klar kennzeichnen
- Festschreibung einer Mehrwegquote für vorverpackte Lebensmittel wie Öl & Essig, Aufstriche und Obst- & Gemüsekonserven
- Umlage der EU-Plastiksteuer auf verursachende Unternehmen
- Einführung einer Primärressourcensteuer, die für alle Verpackungsmaterialien gleichermaßen gilt. Denn eine alleinige Steuer auf Kunststoffverpackungen kann zu Ausweicheffekten auf Verpackungen aus anderen Materialien, wie zum Beispiel Papier oder Metall, führen
- Finanzielle Anreize zum Einsatz von Recyclingmaterial und zur Recyclingfähigkeit von Verpackungen
Kontakt

Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben

Elena Schägg
Stellvertretende Leiterin Kreislaufwirtschaft
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Verbraucher*innen brauchen auch beim Einkaufen im Discounter abfallarme Angebote. Stattdessen stehen sie bei Aldi und Lidl immer noch vor Regalen voller Einweg-Plastikflaschen und Dosen sowie zu einem großen Teil vorverpacktem Obst und Gemüse. Dank neuer EU-Vorgaben zum Angebot von Mehrwegflaschen und einem Verbot von Plastikverpackungen für Obst und Gemüse kann sich daran künftig etwas ändern. Wir werden genau hinschauen, ob die Supermärkte und Discounter ihrer Verantwortung nachkommen und sich früh auf die Umsetzung vorbereiten.Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin