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Eine Umweltschutzorganisation erreicht ihre Erfolge nur durch die Menschen, die mit ihr kämpfen. Sie braucht engagierte Mitglieder, hervorragende Mitarbeitende, treue Förderer und Unterstützerinnen. Nur gemeinsam kann man etwas erreichen. Und besonders viel Spaß macht es, wenn auch Menschen außerhalb des eigenen Wirkungskreises oder andere Organisationen mit dazukommen. Viele wichtige Erfolge haben wir in 50 Jahren in guter Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern erreicht.

Ein Beispiel für eine solche ungewöhnliche Allianz ist die das Ringen um schwefelfreie und benzolarme Kraftstoffe. Zu diesem Zweck arbeitetete die Deutsche Umwelthilfe rund um die Jahrtausendwende mit dem Autofahrerclub ADAC und dem Verband der Automobilindustrie zusammen. Das gemeinsame Ziel: Luftschadstoffe an der Quelle verringern und Sommersmog vermeiden. Auch Daimler und Volkswagen unterstützten die Initiative der DUH, denn sauberer Sprit erleichtert die Einführung neuer Motoren und Abgas-Techniken. Die Aktion hatte durchschlagenden Erfolg: Bereits 2001 und damit 15 Jahre früher als ursprünglich von der EU geplant, gab es in Deutschland nurmehr schwefelarme und ab 2003 sogar schwefelfreie Kraftstoffe. Leider war es das letzte Mal, dass die deutsche Autoindustrie wichtige Umweltziele unterstützte, statt sie zu bekämpfen.

Der Brief einer Schülerin und das historische Klimaschutzurteil

© Robert Lehmann / DUH

Besonders schön ist die Zusammenarbeit mit vielen engagierten und umweltbewegten Menschen. Beispiel dafür ist einer der größten und bekanntesten Erfolge in der Geschichte der Deutschen Umwelthilfe: der historische Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 21. April 2021. Erreichen konnten wir ihn nur gemeinsam mit elf mutigen und engagierten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ausgelöst hatte all das die damals 11-jährigen Marlene aus München. Sie schrieb einen Brief an DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, in dem sie ihn bat, ihr zu helfen, die Regierung zu verklagen, damit diese endlich genug Klimaschutz betreibt. Jürgen Resch und Anwalt Prof. Remo Klinger antworteten Marlene nicht nur – sie halfen ihr tatsächlich und ermöglichten es ihr und 10 weiteren jungen Menschen, eine Verfassungsbeschwerde einzureichen. Das Urteil war eine Zäsur im Klimaschutz. Denn der Staat ist nun verfassungsrechtlich dazu verpflichtet, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten und ausreichenden Klimaschutz zu gewährleisten für eine lebenswerte Welt für uns und alle künftigen Generationen.

Gemeinsam möglich machen: Die Haus- und Straßensammlungen

Haus- und Straßensammlung in Karlsruhe (1986)© DUH Archiv

Die Zusammenarbeit gerade mit jungen Menschen hat die DUH von Beginn an gelebt. Prägend waren in den 1980er, 90er und 2000er-Jahren die Haus- und Straßensammlungen. Die Deutsche Umwelthilfe übernahm die Abwicklung der Sammlungen und die bürokratischen Notwendigkeiten, sodass vor allem viele Schulklassen und örtliche Umweltgruppen die notwendigen Finanzmittel sammeln konnten –  für eigene Umweltprojekte, aber auch für überregionale Projekte der DUH und anderer Verbände.

Bürger machen Wissenschaft – und Saubere Luft

© DUH; Ingo Bartussek/Fotolia

Nicht nur Spenden, auch wichtige Daten sammeln wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Tausende waren es bei der bundesweiten Mitmachaktion „Decke auf, wo atmen krank macht“ 2018/19. Bürgerinnen und Bürger, die unter schmutziger Luft an ihrem Wohnort, Arbeitsplatz, Kindergarten oder ihrer Schule litten, wo es aber keine amtlichen Messungen gab, konnten ihre Luftverschmutzungs-Hotspots melden. Die DUH wählte hunderte dieser Orte aus und führte umfassende Stickstoffdioxid-Messungen (NO2) durch. So ergab sich in den folgenden Jahren – auch dank der Unterstützung eines europaweiten Netzwerks – eine Übersicht der NO2-Belastung der Außenluft, die über 6.000 Messpunkte aus 19 europäischen Ländern umfasste. Die Ergebnisse zeigten: Das gesundheitsschädliche Dieselabgas NOx ist in hochfrequentierten städtischen Gebieten landesübergreifend eine große Bedrohung. Es gibt außerdem nicht genügend offizielle Messstationen. Und die vorhandenen befinden sich häufig nicht an den am stärksten verschmutzten Orten.

Initiative für grüne Schulhöfe

© Carolin Ludwig

Und wenn es an die umweltfreundliche und klimaangepasste Umgestaltung des eigenen Umfeldes geht, ist die Beteiligung der direkt Betroffenen für uns selbstverständlich. Besonders wichtig sind uns dabei die Schulhofprojekte: In enger Zusammenarbeit mit der ganzen Schulgemeinschaft, mit Lehrkräften, Eltern, den Gemeinden, lokalen Unternehmen und vor allem den Schülerinnen Schülern entstanden seit 2018 schon mehr als 80 naturnähere Schulgelände in mehreren Bundesländern. Statt stark versiegelter grauer Flächen ohne Aufenthaltsqualität, die sich in Hitzesommern enorm aufheizen, setzen wir auf Begrünen, Beschatten und Entsiegeln. So entstehen tolle Entspannungs-, Spiel- und Lernorte mit grünen Klassenzimmern, Schulgärten, Insektenhotels und vielem mehr.

Bündnis für ein Tempolimit

Gemeinsam – das kann auch heißen: Ganz breite gesellschaftliche Bündnisse initiieren, um aus verschiedenen Blickwinkeln und Richtungen einen wichtigen Fortschritt anzuschieben. Ein Beispiel ist das von der DUH gestartete Tempolimit-Aktionsbündnis, in dem sich verschiedenste Organisationen für ein Tempolimit auf Autobahnen, sowie strengere Limits auf Straßen außerorts und innerorts einsetzen. Mit dabei sind Umweltverbände, die sich vor allem auf Klima und Luftreinhaltung fokussieren, die Gewerkschaft der Polizei und die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland, denen es besonders um die Gesundheit von Einsatzkräften und Verkehrsteilnehmern geht, Fuss e.V:, die sich um die Rechte von Fußgängerinnen und Fußgängern sorgen oder Sozialverbände wie der VdK, die sich stark machen für die Rechte von Menschen mit Behinderung und Menschen mit geringem Einkommen, die häufig an stark befahrenen Straßen wohnen müssen. Ebenso ist es beim #Böllerciao-Bündnis der DUH, das sich für ein böllerfreies Silvester einsetzt und in dem sich Umwelt- und Tierschützer gemeinsam mit Ärzten, Polizeigewerkschaftern, Seniorenvertretern und vielen mehr engagieren (hier mehr dazu).