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Pressemitteilung

Deutsche Umwelthilfe warnt vor neuem Milliardengrab - Pfaffensteigtunnel würde Bundeshaushalt voraussichtlich mit bis zu 3,5 Milliarden Euro belasten

Donnerstag, 28.08.2025
© baranozdemir via Canva

Berlin, 25.8.2025: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Aufnahme der Finanzierung des Pfaffensteigtunnels in den Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2026 scharf. Der in Baden-Württemberg geplante längste Bahntunnel Deutschlands soll die sogenannte Gäubahn aus der Schweiz an den Stuttgarter Flughafen anbinden und wird den Bundeshaushalt voraussichtlich deutlich mehr als die im aktuellen Bundeshaushalt für 2026 stehenden 1,69 Milliarden Euro belasten. Bereits im März 2024 wurden die Gesamtkosten mit realistisch 2,7 Milliarden Euro beziffert. Angesichts der sich jetzt bereits abzeichnenden mehrjährigen Verschiebung der Baumaßnahme rechnet die DUH allein wegen der Baupreissteigerungen mit einem um 30 Prozent erhöhten Betrag von 3,5 Milliarden Euro. Angesichts der massiv steigenden Kosten ist davon auszugehen, dass der Nutzen-Kosten-Index (NKI) des Pfaffensteigtunnels weit unter 1 fällt. Damit wäre das Projekt nach den geltenden Förderregeln des Bundes eigentlich nicht finanzierbar.

Dazu erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch:

„Während die Bahn in der Fläche ihr Schienennetz immer mehr verkommen lässt und die Streckenelektrifizierung selbst stark befahrener Diesellok-Strecken aus Geldmangel faktisch eingestellt wurde, soll für den Anschluss des Stuttgarter Provinzflughafens ein neuer Milliardenbetrag verbrannt werden. Ursprünglich mit 919 Millionen Euro veranschlagt, liegen die Kosten für das Megaprojekt Pfaffensteigtunnel inzwischen bei realistischeren 3,5 Milliarden Euro. Dabei ist der Pfaffensteigtunnel für den Güterverkehr nicht nutzbar und bringt auch keinen Vorteil für die Fahrgäste. Hochgradig sinnvoll und dringend notwendig ist dagegen der zweigleisige Ausbau der Gäubahn, der vermutlich nur 40 Prozent der Tunnelkosten verursachen, aber ein Vielfaches an Nutzen bringen würde. Für die Einhaltung der Klimaziele unverzichtbar und gleichzeitig deutlich kostengünstiger ist der dauerhafte Erhalt des Stuttgarter Kopfbahnhofs und die weitere Anbindung der Gäubahn. Dafür setzen wir uns mit unseren beiden laufenden Klageverfahren in den Hauptsacheverfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim ein.“

Hintergrund:

Die Deutsche Bahn geht von einer Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels im Jahr 2032 aus. Angesichts der vielen hundert Einwendungen aus den betroffenen Gemeinden ist jedoch eine mehrjährige Verzögerung aufgrund wahrscheinlicher Klageverfahren über zwei oder sogar drei Gerichtsinstanzen hinweg sehr wahrscheinlich. Während der Verhandlung der Klage der DUH vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart im Februar 2025 erklärte der Bahnvertreter überraschend, dass im Zeitplan keine Verzögerungen durch gerichtliche Verfahren eingeplant sind.

Es sollten Lehren aus in Länge und Komplexität vergleichbaren Tunnelprojekten der Bahn gezogen werden. So sind die Kosten bei dem nur 4,2 Kilometer langen, ebenfalls doppelröhrigen Tunnel in Offenburg von ursprünglich 1,18 Milliarden Euro auf derzeit 3,8 Milliarden Euro explodiert, bei einer zeitlichen Verzögerung von rund sechs Jahren. Der doppelröhrige Pfaffensteigtunnel ist fast dreimal so lang, Verzögerungen sind auch hier vorprogrammiert. Das nächste Milliardengrab droht. 

Egal ob der Pfaffensteigtunnel gebaut wird oder die Pläne später scheitern: In jedem Fall bedeutet das Vorhaben für viele Jahre eine Kappung der Gäubahn oder sogar eine dauerhafte Abtrennung. Deshalb fordert die DUH, die Pläne sofort zu stoppen und stattdessen auf den Erhalt der Panoramastrecke und des Stuttgarter Kopfbahnhofs umzusteuern. Nur so kann eine Unterbrechung vollständig vermieden werden.

Link:

Weitere Informationen zu den aktuellen Klageverfahren können Sie unserer Pressemitteilung entnehmen: https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/keine-gaeubahn-unterbrechung-am-stuttgarter-hauptbahnhof-deutsche-umwelthilfe-reicht-hauptsache-klag/   

Kontakt: 

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170 resch@duh.de  

DUH-Newsroom:

030 2400867-20, presse@duh.de 

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