Pressemitteilung
Windenergie an Land: Zubauziel von Scholz nicht in Reichweite
Berlin, 16.1.2024: Das von Bundeskanzler Olaf Scholz formulierte Ziel für den Windenergieausbau wird einer Prognose von DUH und WWF zufolge sehr wahrscheinlich verfehlt. Bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode sollten pro Tag vier bis fünf Windenergieanlagen errichtet werden. Laut Prognose von DUH und WWF sind im besten Fall lediglich 3,3 Anlagen täglich möglich. Als realistisch wird ein Zubau von durchschnittlich 2,8 Anlagen pro Tag angesehen. Schon im vergangenen Jahr blieb der Ausbau der Windenergie rund 21 Prozent hinter dem Jahresziel zurück, im Schnitt kamen nur zwei Anlagen pro Tag hinzu.
Die Organisationen appellieren an Kanzler Scholz, den Windenergieausbau zu priorisieren und Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau zu ergreifen. Die Hochrechnung bezieht sich u.a. auf die maximal möglichen Ausschreibungsvolumina von Sommer 2023 bis 2025 sowie auf die durchschnittliche Verteilung der Realisierungsdauer.
„Die Windenergie benötigt weiterhin politischen Antrieb. Wir müssen schneller neue Anlagen bauen und in Betrieb nehmen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Nur mit ausreichend sauberer Energie aus Wind und Sonne können wir die Transformation schaffen. Alle Sektoren – von Gebäude über Verkehr bis hin zur Industrie – sind darauf angewiesen. Ohne mehr Windkraft geht dem Klimaschutz in Deutschland bald die Puste aus“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.
„Kanzler Scholz hat sein Versprechen nicht gehalten. Statt den Windenergieausbau zu beschleunigen, ist er noch langsamer geworden. Die Realisierungsdauer von Windenergieprojekten liegt inzwischen bei über 27 Monaten – Tendenz weiter steigend! Dabei ist hinlänglich bekannt, woran es hakt. Wir fordern Kanzler Scholz auf, sich aktiv für eine Beschleunigung einzusetzen und Hemmnisse abzubauen. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen beim Ausbau leisten”, sagt Nadine Bethge von der DUH.
Die Organisationen schlagen unter anderem vor, dass Schwerlasttransporte für Projekte im überragenden öffentlichen Interesse grundsätzlich von Genehmigungen freigestellt werden sollten. Kurzfristiges Potenzial zur Beschleunigung liegt in der Klarstellung, dass Veränderungen des Anlagentyps in laufenden Genehmigungsverfahren keinen Neustart des gesamten Verfahrens erfordern. Außerdem braucht es eine Duldungspflicht für den Netzanschluss der Anlagen und kürzere Lieferzeiten von Komponenten, wie Transformatoren und Umspannwerken. Nicht zuletzt braucht es mehr Fachkräfte, um die sich aktiv bemüht werden muss.
Am Dienstag vergangener Woche hatte auch die internationale Energieagentur ihren Bericht zum Stand der Erneuerbaren 2023 vorgestellt. Demnach kamen im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr erneuerbare Kapazitäten hinzu als im Jahr zuvor. Der Schwerpunkt lag aber besonders auf Solarenergie. Vom weltweiten Ziel zur Verdreifachung der Kapazitäten bis 2030, das auch auf der Klimakonferenz in Dubai beschlossen wurde, ist die Weltgemeinschaft noch weit entfernt. Auch Deutschland ist diesbezüglich noch nicht auf dem Zielpfad.
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Die Hochrechnung finden Sie am Ende dieser Seite.
Kontakt:
Lea Vranicar, Pressestelle WWF
030 311 777 467, lea.vranicar@wwf.de
Sönke Nissen, Referent Energie und Klimaschutz DUH
030 2400867-921, nissen@duh.de