Pressemitteilung
Von der „Köttelbecke“ zum Lebensraum am Bach
Als sei es nie anders gewesen, schlängelt sich der Hahnenbach diagonal durch das Wohngebiet in Brauck, einem Stadtteil von Gladbeck. Er lädt mit seinem Wassererlebnispfad zum Joggen, Verweilen oder Naturbeobachten ein. Libellen tanzen, Frösche quaken, Kinder keschern. Kaum zu glauben, dass dieses Ökosystem vor rund fünfzehn Jahren eine derart dreckige Brühe war, dass bei Überschwemmungen Seuchen wie Typhus und Cholera drohten.
Über 80 Jahre lang war der Hahnenbach eine offene Kloake, im Ruhrgebietsjargon: eine Köttelbecke. Die für das Ruhrgebiet einst typische, offene Abwasserführung entstand im Zuge der Industrialisierung. Eine Kanalisation unter der Erde war wegen der Bergsenkungen nicht möglich. Exkremente, saures Wasser aus den Bergwerken und sonstige Abwässer wurden ungefiltert eingeleitet und verpesteten auch am Hahnenbach alles Lebendige.
Große Herausforderungen
In Brauck bildeten einst zwei Zechen und eine Kokerei den Bezugspunkt des Stadtteils. Mit der Dauerkrise der Montanindustrie gingen Arbeitsplätze und Perspektiven verloren. So sah das Land Nordrhein-Westfalen viele Gründe, das Wohngebiet um den Hahnenbach im Jahr 2003 in das Förderprogramm Soziale Stadt aufzunehmen.
Im selben Jahr begannen die Wassermanager von der Emschergenossenschaft mit den Planungen zur Renaturierung der Köttelbecke. Sie sind seit 1899 im nördlichen Ruhrgebiet als Experten der Abwasserreinigung, der Pflege von Gewässern oder zum Schutz vor Hochwasser aktiv. Seit dem Rückgang des Bergbaus bauen sie in vielen Ruhrgebietsorten moderne, unterirdische Kanalisationen und verbessern den ökologischen Zustand der Gewässer.
Der Hahnenbach kam als Pilotprojekt der integrierten Gewässerplanung auf die Agenda. Naturschutz und soziale Belange sollten in Gladbeck-Brauck ineinandergreifen statt, wie bisher üblich, parallel zu verlaufen. Die Planer bezogen möglichst viele Akteure und besonders die Menschen vor Ort ein. 2010 begannen die Bauarbeiten und bereits ein Jahr später wurde der Pfad eröffnet. Auf 1,5 Kilometern lädt er heute mit seinen sechs Erlebnis-Stationen zum Lesen, Lauschen, Springen, Ruhen und Lernen am Wasser ein.
Nachahmen erwünscht
Die Deutsche Umwelthilfe hat Gladbeck-Brauck, das Wohngebiet um den ehemaligen Köttelbach, im Juni 2016 als Grün-Soziales Modellquartier ausgezeichnet. Denn die ökologische Aufwertung, die Förderung urbaner Biodiversität und besonders die Beteiligung der Anwohner in diesem Prozess sind vorbildlich. Hier wurden Impulse für eine soziale und umweltgerechte Stadtentwicklung gesetzt.