Pressemitteilung
Überfischung und Zerstörung der Ozeane: Nur "Guter Fisch" gehört auf den Tisch
Berlin, 17.11.2022: Überfischung, Zerstörung von Lebensräumen und hohe Beifangmengen sind häufige unerwünschte Begleiterscheinungen der kommerziellen Fischerei. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es äußerst kompliziert, den Überblick zu behalten und zu erkennen, ob „Guter Fisch“ überhaupt noch zu haben ist. Deshalb haben die Verbraucherzentralen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem World Wide Fund For Nature (WWF) eine gemeinsame Liste „Guter Fisch“ erstellt.
Die Daten der letzten Jahre sind besorgniserregend: Die Mehrzahl der Fischbestände weltweit werden bis an ihre biologischen Grenzen oder dar-über hinaus befischt. Nur noch wenige Bestände sind in einem guten Zustand. Dabei sind Fische wichtig für das gesamte Ökosystem Meer: „Auch kommerziell genutzte Fischarten müssen ihre Rolle als Räuber oder Beute im Ökosystem erfüllen können. Dazu müssen die Fischbestände groß genug sein und dürfen nur nachhaltig befischt werden. Durch unsere Untersuchungen haben wir sichergestellt, dass das für die Fische in dieser Liste zutrifft“, sagt Dr. Rainer Froese, Meeresökologe und Fischereiwissen-schaftler am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Damit uns Fisch als Teil der Ernährung, aber auch im Ökosystem erhalten bleibt, ist eine nachhaltige, bestandsschonende Befischung äußerst wichtig, betont auch die DUH. „Wir dürfen nur so viel Fisch aus den Meeren holen, wie auch wieder natür-lich nachwachsen kann. Doch für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist sehr schwer zu wissen, welche Fische nachhaltig gefangen werden und welche Fischerei die Gesundheit unserer Meere und Fischpopulationen nicht gefährdet. Die ‚Guter Fisch‘-Liste kann den Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen zu verstehen, worauf es beim Fischfang und -kauf ankommt“, so Dr. Katja Hockun, Fachreferen-tin für Meeresschutz bei der DUH.
Für unverarbeitete Fisch- und Tiefkühlprodukte sind die Angaben zu Fischart, Fangmethode und Fanggebiet verpflichtend. Diese sollten genau mit der Liste verglichen werden, damit am Ende kein Fisch aus einem stark bedrohten Bestand im Einkaufswagen landet.
Neben der Herkunft ist die Fangmethode deshalb ein wichtiges Kriterium, da verschiedene Fangmethoden je nach Methode und Gerät Auswirkungen auf die Bestände, aber auch auf den Meeresboden und andere Tiere in diesem Ökosystem haben.
„Guter Fisch muss auch bedeuten, dass die Fischerei naturverträglich ist, schädliche Umweltauswirkungen vermieden werden. Ein Teil der Lösung sind alternative Fanggeräte, die ungewollte Beifänge vermeiden. Es gilt, sie schnell weiterzuentwickeln und in die Praxis zu bringen“, sagt Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz.
Verschiedene Institutionen haben in der Vergangenheit Fischratgeber ent-wickelt, doch je nach ausgewählten Kriterien liefern diese unterschiedliche Bewertungen. Einen Vorteil dieser Liste stellt deshalb vor allem die einheitli-che Information dar: „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher essen gerne Fisch, wissen aber auch um die Probleme der Überfischung. Deshalb freuen wir uns, zusammen mit den beteiligten Institutionen eine Liste erstellt zu haben, die für den nachhaltigen Fischeinkauf eine echte Einkaufshilfe darstellt“, sagt Dr. Britta Schautz, Ex-pertin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Berlin.
„Die Liste ‚Guter Fisch‘ ist wertvoll für alle Menschen, die etwas gegen die Ausbeutung der Meere tun wollen. Sie ist kurz und leicht verständlich – sozusagen die Faustregel für den Supermarkt“, sagt Dr. Philipp Kanstinger, WWF Fischereiexperte.
Aber nicht nur für Verbraucherinnen und Verbraucher kann diese Liste eine Hilfe darstellen. Auch im Hinblick auf die jährlichen Verhandlungen zur Fangquotenvergabe sollte diese Liste genutzt werden, damit sich politische Entscheiderinnen und Entscheider ein aktuelles Bild über Bestände verschaffen können.
Die „Guter Fisch“ Liste wird jährlich aktualisiert und beinhaltet nicht nur die Bestandsgrößen der gelisteten Fischarten, sondern berücksichtigt auch ökologische Aspekte. Und eben diese sind entscheidend, ob ein Fisch ein „Guter Fisch“ ist.
Link:
Die Liste sowie die zugrundeliegenden Kriterien findet man unter dieser Adresse: https://www.verbraucherzentrale-berlin.de/guter-fisch
Kontakt:
Dr. Katja Hockun, Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)
030 2400867895, hockun@duh.de
Dr. Grit Kittelmann, Verbraucherzentrale Berlin
030 21485213, kittelmann@vz-bln.de
Dr. Britta Schautz, Verbraucherzentrale Berlin e. V.
030 214 85212
Dr. Kim Detloff, Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU)
01520 9202205, kim.detloff@nabu.de
Ann Kristin Montano, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
01517 4374850, amontano@geomar.de
Dr. Philipp Kanstinger, WWF Deutschland
01511 8854956, philipp.kanstinger@wwf.de