Pressemitteilung
Neue internationale Absichtserklärung zu Methanemissionen: Deutsche Umwelthilfe fordert Regulierung der Öl- und Gasimporte statt heißer Luft
Berlin, 11.11.2022: Auf der UN-Klimakonferenz in Ägypten verkünden die EU und die USA heute eine gemeinsame Initiative zur Senkung der Methanemissionen aus fossilen Importen. Inhalt der unverbindlichen Erklärung, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Vorfeld einsehen konnte, ist eine Verpflichtung zur genaueren Berichterstattung und effektiveren Reduktion von Methanemissionen entlang der gesamten Lieferkette von fossilem Öl und Gas. Das geht in der Substanz nicht über die Maßnahmen hinaus, die in der EU und den USA ohnehin geplant sind.
Damit haben die europäischen Regierungen ein Jahr nach dem Global Methane Pledge immer noch keine ausreichenden Maßnahmen gegen die wachsenden Methanemissionen des Energiesektors ergriffen, kritisiert die DUH. Eine besonders klaffende Lücke in der EU-Methanverordnung, die aktuell verhandelt wird, ist die fehlende Regulierung der Methanemissionen von fossilen Öl- und Gasimporten. Die EU und Deutschland haben hier angesichts ihrer extrem hohen fossilen Importe eine besondere Verantwortung, das gefährliche Klimagas Methan so schnell wie möglich entlang der gesamten Lieferkette zu senken.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner kommentiert: „Unverbindliche Erklärungen in der Staatengemeinschaft und freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie reichen nicht, um die Methanemissionen in der Vorkette unserer Öl- und Gasimporte zu reduzieren. Die EU muss ihren Einfluss als einer der größten fossilen Importeure dafür nutzen, Änderungen in den Lieferländern anzustoßen, die ihren Methanausstoß bislang noch nicht regulieren. Dafür braucht es eine EU-Methanverordnung mit klaren Vorgaben zu den Produktions- und Transportbedingungen in den Lieferländern. Das geht in anderen Bereichen wie der illegalen Abholzung auch. Stattdessen verwässern die Mitgliedstaaten im EU-Rat fleißig die Methanverordnung und blockieren jedwede Einbeziehung fossiler Importe. Das ist ein Jahr nach Verabschiedung des Global Methane Pledge und inmitten der Gaskrise nicht hinnehmbar!“
Die Erdgas-, Erdöl- und Kohleindustrie ist einer der Haupt-Emittenten des Klimagases Methan und gleichzeitig die Branche, in der Reduktionen laut Analysen der Internationalen Energieagentur kostengünstig oder gar kostenneutral am einfachsten möglich sind. Nach Schätzungen der Europäischen Kommission entstehen 75 bis 90 Prozent der Methanemissionen, die durch den fossilen Energieverbrauch der EU verursacht werden, außerhalb der EU.
Constantin Zerger, DUH-Leiter Energie und Klimaschutz: „Trotz grün geführtem Energieministerium verhält sich die Bundesregierung bei der Reduzierung von Methanemissionen viel zu passiv. Statt sich für dringend notwendige Verbesserungen einzusetzen, hat sie bei der Aushöhlung der Methanregulierung nur zugesehen. Lediglich im Europäischen Parlament ist die Regulierung der Öl- und Gasimporte noch im Gespräch. Anstatt neue heiße Luft zu produzieren, müssen die Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin jetzt die Öl- und Gasimporte regulieren, die für den Löwenanteil des Methanausstoßes im Energiesektor verantwortlich sind.“
Hintergrund:
Methan ist das zweitwichtigste Treibhausgas nach CO2. Es ist laut Weltklimarat (IPCC) für etwa 0,5 Grad Celsius der globalen Erwärmung verantwortlich. Über 20 Jahre betrachtet ist es 83 Mal klimaschädlicher als CO2. Es wirkt damit wie ein Booster für die Klimakrise und birgt die Gefahr, dass wir kurzfristig gefährliche Klimakipppunkte erreichen. Umgekehrt kann mit einer Reduktion der Methanemissionen kurzfristig beim Klimaschutz viel erreicht werden.
Kontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz
0160 4334014, zerger@duh.de
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de