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Pressemitteilung

Deutsche Umwelthilfe kritisiert Zynismus einer noch unveröffentlichten BDI-Studie: Industrie setzt im Gebäudebereich auf Klimaerwärmung

Donnerstag, 07.09.2017 Dateien: 1

Industrie rechnet sich die Erreichung der Klimaschutzziele schön – BDI verkennt essentielle Bedeutung der Energieeffizienz für die deutsche Wirtschaft – Deutsche Umwelthilfe fordert von der nächsten Bundesregierung wirksame Maßnahmen, um die notwendige Entwicklung eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 deutlich zu beschleunigen

© Ingo bartussek/ Fotolia

Berlin, 07.09.2017: Eine geleakte Studie im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) mit dem Namen „Klimapfade für die deutsche Industrie“ stellt die zentrale Bedeutung der Energieeffizienz für das Erreichen eines klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 in Frage. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht davon aus, dass die Studie zu einem taktisch günstigen Zeitpunkt zwischen Bundestagswahl und Koalitionsbildung veröffentlicht werden soll, um so die Klimaschutzbemühungen in der nächsten Legislatur zu untergraben. Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:

Der BDI offenbart mit dieser Studie, dass er bereits deutlich sichtbare Folgen des Klimawandels in Houston und in den Alpen in Kauf nimmt, um seine Interessen zu sichern. Das Klimaschutzziel von Paris wird mit den in der BDI-Studie berechneten Klimaschutzszenarien möglicherweise auf dem Papier erreicht. Die Realität sieht leider anders aus. Allen in der Studie berechneten Szenarien liegt die Annahme zugrunde, dass der Energiebedarf für Raumwärme in Gebäuden infolge der Klimaerwärmung bis zum Jahr 2050 um circa 13 Prozent im Vergleich zu 2015 sinkt. Die Vorstellung, dass der Klimawandel zu einem niedrigeren Energiebedarf und damit verbundenen Treibhausgasminderungen sowie geringeren Energiekosten in Gebäuden führen wird, ist nicht nur zynisch, sondern auch falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Es wird zu steigenden Energiebedarfen und Kosten für Kühlung kommen. Das heißt, auch in Deutschland werden immer mehr energiefressende Klimaanlagen benötigt.“

Ausgehend von dieser falschen Annahme kommt die BDI-Studie zu dem Ergebnis, dass zur Erreichung der Klimaziele eine nennenswerte und schnelle Anhebung der Sanierungsrate auf über zwei Prozent im Bestand nicht nötig sei. Dazu Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH:

Die energetische Sanierungsrate von Bestandsgebäuden muss auf deutlich über zwei Prozent jährlich gesteigert werden, um die Klimaziele zu erreichen. Auch in Zukunft wird die Mehrheit der Menschen in Deutschland in Bestandsbauten leben, weshalb der energetischen Ertüchtigung im Bestand eine zentrale Rolle zukommt. Aktuell liegt hier die Sanierungsrate bei unter einem Prozent und es herrscht ein regelrechter Sanierungsstau. Hier muss die Politik klare Anreize setzen, um Sanierungen in Deutschland attraktiv zu machen. Die Förderung muss weiterentwickelt, verstetigt und vereinfacht werden. Ein weiteres sehr wirksames Mittel wäre die steuerliche Absetzbarkeit von Sanierungsmaßnahmen, die bereits in der laufenden Legislatur versprochen wurde. Spätestens die neu gewählte Bundesregierung muss sich darum kümmern, um ein klares Signal für den Klimaschutz zu setzen.“

Schlussendlich fehlt in der BDI-Studie dann auch die Unterstützung für ein weiteres sehr zentrales Reformvorhaben: Klare Rahmenbedingungen sowie Planungssicherheit durch ein klimapolitisch anspruchsvolles Gebäudeenergiegesetz. Hier spricht sich die Studie sogar gegen die Notwendigkeit einer Anhebung des Energieeffizienz-Standards für den Neubau ab 2021 aus.

Hier vertritt der BDI ganz klar nicht die Interessen der Unternehmen in Deutschland, die in moderne energieeffiziente Technik und Klimaschutz investieren möchten, sondern die der Bau- und Immobilienwirtschaft, die eine Verteuerung des Bauens und steigende Kosten fürchtet“, so Müller-Kraenner weiter. „Dabei spielen Energieeffizienzstandards bei den gesamten Baukosten eine untergeordnete Rolle und sind keinesfalls die Kostentreiber beim Neubau. Das Bundesbauministerium rechnet bei Mehrfamilienhäusern mit 3,3 Prozent und bei Einfamilienhäusern mit 4,2 Prozent Steigerungsrate für die seit 2016 geltenden Anforderungen der Energieeinsparverordnung. Andere Faktoren wie zum Beispiel ein überhitzter Markt, gestiegene Grund- und Grunderwerbssteuern, Grundstückspreise, Anforderungen an Barrierefreiheit fallen bei der Verteuerung des Bauens deutlich stärker ins Gewicht. Die Gebäude, die heute entstehen, werden vor dem Jahr 2050 nicht wieder saniert. Daher müssen sie bereits heute möglichst mit dem langfristigen Klimaschutzziel für 2050 konform sein. Zwingend notwendig ist eine ambitionierte Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes mit der Anhebung des Energieeffizienz-Standards für den Neubau auf mindestens KfW-Effizienzhaus 40-Standard. Außerdem müssen Anforderungen an die energetische Gesamteffizienz von Gebäuden auch weiterhin mit ambitionierten Anforderungen an den Wärmeschutz einhergehen. Nur so kann das Prinzip „Efficiency First“ konsequent angewendet werden und der Wärmebedarf so weit abgesenkt werden, dass die notwendige Basis für eine hundertprozentige erneuerbare Wärmeversorgung im Gebäude geschaffen wird. Gerade für die effiziente Kopplung der Sektoren Strom und Wärme mittels elektrischer Wärmepumpen bedarf es zunächst eines guten Wärmeschutzes. Nur mit Effizienz und Erneuerbaren zusammen werden die Pariser Klimaziele erreicht und eine starke Klimaerwärmung, mit der der BDI offenbar schon rechnet, verhindert.“

Links:

Kontakt: 

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de 

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 240086774, 0170 7686923, metz@duh.de 

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf,
030 2400867-20, presse@duh.de

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