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Pressemitteilung

Dringende Schutzmaßnahmen gefordert: Bericht warnt davor, dass sich die Antarktis einem Klima-Kipppunkt nähert

Montag, 14.10.2024

Vier Meeresschutzgebiete würden 26 Prozent des Südpolarmeeres schützen

© Cheryl Ramalho

Hobart, Australien, 14.10.2024: Laut eines neuen Berichts der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) erleben die Antarktis und das sie umgebende Südpolarmeer beispiellose Temperaturanomalien mit häufigeren Hitzewellen im Meer und einem schrittweisen Rückgang des Meereises. Diese Informationen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die für den Schutz der antarktischen Meeresfauna und -flora zuständigen Regierungen vom 14. bis 25. Oktober in Hobart, Australien, zu ihrer 43. Jahrestagung zusammenkommen.

Der Bericht mit dem Titel Protecting a Changing Southern Ocean (Bericht zum Schutz eines sich wandelnden Südpolarmeeres) zeigt eine Reihe unverhältnismäßiger Bedrohungen für die Antarktis auf und fordert die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Widerstandsfähigkeit des Südpolarmeeres durch die Einrichtung von vier vorgeschlagenen Meeresschutzgebieten (MPAs) zu stärken: das MPA der Antarktischen Halbinsel (“Domain 1 MPA”), das MPA der Phase 1 des Weddellmeeres, das MPA der Phase 2 des Weddellmeeres und das MPA der Ostantarktis.

CCAMLR vereinbarte bereits 2009, ein repräsentatives System von MPAs im Südpolarmeer einzurichten. Seitdem wurden nur zwei von sechs geplanten Meeresschutzgebieten geschaffen. Die weitere Entwicklung ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten, da seit 2016 keine MPAs mehr ausgewiesen wurden. Bei einem CCAMLR-Harmonisierungssymposium, das im Juli dieses Jahres stattfand, wurden jedoch einige Fortschritte beim MPA-Vorschlag für das “Domain 1 MPA” erzielt. Das Symposium brachte Wissenschaftler:innen, politische Entscheidungsträger:innen, Industrie und Naturschützer:innen zusammen, um das Krill-Fischereimanagement mit dem vorgeschlagenen MPA auf der Antarktischen Halbinsel (Bereich 1) abzustimmen, einer Region, die - wie der Bericht hervorhebt - unverhältnismäßige Auswirkungen durch Klimakrise, Tourismus und Fischerei erfährt. ASOC fordert CCAMLR auf, dieses Thema während der Jahrestagung in den nächsten zwei Wochen voranzutreiben. In den letzten Jahren hat sich die Fischerei auf Krill – ein kleines Lebewesen, das der Dreh- und Angelpunkt des antarktischen Ökosystems ist und jährlich mindestens 20 Millionen Tonnen Kohlenstoff in der Tiefsee speichert – zunehmend auf die Halbinsel konzentriert. Dies führt zu einer lokalen Verknappung und hat negative Auswirkungen auf Raubtiere, wie beispielsweise Pinguine.

Das Harmonisierungssymposium hat gezeigt, dass es möglich ist, bei den Diskussionen über MPAs und Fischereimanagement Fortschritte zu erzielen – Fragen, die CCAMLR nur mit Mühe lösen konnte. Jetzt muss dieser Geist der Zusammenarbeit auf der kommenden CCAMLR-Tagung fortgesetzt werden, damit wir das MPA für die Antarktische Halbinsel ausweisen und das vorsorgliche Management der Krillfischerei verbessern können“, sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition.

Der Klimawandel hat die Entscheidungsfindung in der Antarktis überholt. Die Wissenschaft ist eindeutig: Die Einrichtung eines MPA auf der Antarktischen Halbinsel würde wichtige Futterplätze für Wildtiere wie Wale, Pinguine und Robben schützen und sicherstellen, dass die wichtigen Leistungen, die Krill für den Planeten erbringt - einschließlich der Kohlenstoffbindung - intakt bleiben
.“, fügte Emily Grilly, Antarctic Conservation Manager beim WWF, hinzu.

Wie der Bericht weiter feststellt, würde dieses Netzwerk von MPAs 26 Prozent des Südpolarmeeres und fast 3 Prozent des globalen Ozeans schützen. Sechsundzwanzig der 27 CCAMLR-Mitglieder sind Unterzeichner des Kunming-Montreal Global Biodiversity Frameworks, das die Nationen dazu verpflichtet, bis 2030 30 Prozent der Weltmeere durch die Einrichtung von MPAs zu schützen (30x30). Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine rasche Ausweitung der MPAs in der Hohen See erforderlich, auch im Südpolarmeer, das etwa 10 Prozent der globalen Meeresfläche ausmacht. Die internationalen Fortschritte bei der Verwirklichung des 30x30-Ziels werden auf der 16. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD COP16) vom 21. Oktober bis 1. November in Kolumbien bewertet, während die CCAMLR-Jahrestagung noch läuft.

Angesichts der Alarmglocken, die für das Südpolarmeer läuten, ist dies ein entscheidendes Jahr für CCAMLR, um ihrem Mandat als Hüterin des antarktischen Meereslebens gerecht zu werden und konkrete Ergebnisse zu erzielen. Es ist jetzt an der Zeit, zu handeln und die Widerstandsfähigkeit dieser klimatisch anfälligen Polarregion durch die Einrichtung dieses wichtigen Netzes von MPAs zu stärken. Diese eine inspirierende politische Entscheidung wäre der größte Akt des Meeresschutzes in der Geschichte und würde einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des 30x30-Ziels leisten“, sagte Andrea Kavanagh, Direktorin für den Schutz der Antarktis und des Südpolarmeeres beim Pew Bertarelli Ocean Legacy Project.

Während die Staats- und Regierungschefs um Wege ringen, die Schutzverpflichtungen auf der CBD COP16 in die Tat umzusetzen, ist es für die CCAMLR-Mitgliedstaaten höchste Zeit, mit dem Tempo der Veränderungen in der Antarktis und den globalen Verpflichtungen zum Schutz des Ozeans Schritt zu halten. CCAMLR ist in einer einzigartigen Position, um den Schutz in internationalen Gewässern voranzutreiben und durch die Schaffung eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten einen wichtigen Schritt zum Schutz der Weltmeere zu machen“, sagte Jehki Härkönen, Ocean Policy Advisor bei Greenpeace International.

Die auf dieser CCAMLR-Tagung getroffenen Entscheidungen könnten die Zukunft des Südpolarmeeres - und unseres Planeten - bestimmen. Die Welt schaut darauf, ob die Mitglieder der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis ihren Auftrag zum Schutz des Südpolarmeeres erfüllen und die notwendigen mutigen Schritte zum Schutz dieser fragilen und klimatisch gefährdeten Region unternehmen werden“, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).


Hinweise für die Redaktion

  1. Die Antarktis und das sie umgebende Südpolarmeer dienen als riesige Kohlenstoffsenke, tragen zur Steuerung der Ozeanzirkulationsmuster bei und beherbergen eine einzigartige biologische Vielfalt, die für die Gesundheit der Meeresökosysteme weltweit von entscheidender Bedeutung ist.

    Zu den im Bericht zum Schutz eines sich wandelnden Südpolarmeeres genannten Bedrohungen gehören:

    • Schnelle und unvorhersehbare Veränderungen des Meereises. Im Jahr 2022 wurde die geringste Meereisausdehnung des australischen Winters seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet, dicht gefolgt von 2023. Die extrem niedrige Meeresfläche wird mit dem Versagen der Brutkolonien der Kaiserpinguine, der Verkleinerung des Krillverbreitungsgebiets und den Veränderungen der Phytoplanktonverbreitung im Südpolarmeer in Verbindung gebracht.
    • Extreme Temperaturanomalien, einschließlich der größten jemals aufgezeichneten Temperaturabweichung mit einer Anomalie der Oberflächentemperatur von 38,5 °C in der Ostantarktis im Jahr 2022.
    • Marine Hitzewellen, d. h. längere Perioden mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, die erhebliche Auswirkungen auf die marine Biodiversität und die Ökosysteme haben können. Zwischen 2002 und 2018 wurden im Südpolarmeer 19 marine Hitzewellen registriert.
    • Ozeanversauerung, für die das Südpolarmeer besonders anfällig ist, da kühleres Wasser mehr CO2 absorbiert als wärmeres Wasser und der Tiefenwasserauftrieb im Südpolarmeer sowohl kalt als auch bereits reich an CO2 ist.
    • Das CCAMLR-Fischereimanagement im „olympischen Stil”, das einen „Ansturm auf den Fisch“ bewirkt. 15 Nationen beabsichtigen, in der Fangsaison 2023-2024 im  Südpolarmeer zu fischen, obwohl die langfristigen Auswirkungen auf das Ökosystem sehr unsicher sind.
    • Der Tourismus, der in der Antarktis-Saison 2022-2023 einen wichtigen Meilenstein erreicht hat, als die Besucherzahlen zum ersten Mal die Marke von 100.000 überschritten.
    • Plastik und Mikroplastik, das in der Antarktis inzwischen allgegenwärtig ist, wurden in Meerwasserproben von Küstengebieten, in Schneeproben und in Kotproben von Pinguinen gefunden.

  2. CCAMLR ist das internationale Gremium, das für die Erhaltung der

    antarktischen Meeresökosysteme und das Management der Fischerei im

    Südpolarmeer zuständig ist.

  3. CCAMLR gerät zunehmend ins

    internationale Rampenlicht, weil die Fortschritte der Kommission bei der

    Erhaltung des Meereslebens ins Stocken geraten sind. Obwohl sie 2009

    die Einrichtung eines repräsentativen Netzwerks von MPAs im Südpolarmeer

    beschlossen hat, wurde die letzte bedeutende Maßnahme im Jahr 2016

    getroffen, als ein Konsens über die Einrichtung des derzeit größten MPAs

    der Welt in der antarktischen Rossmeer-Region erzielt wurde. Seitdem

    wurden keine neuen MPAs mehr ausgewiesen, obwohl drei der vier

    eingereichten Vorschläge vom wissenschaftlichen Ausschuss der CCAMLR

    gebilligt wurden. Das liegt daran, dass CCAMLR nach dem Konsensprinzip

    arbeitet, d. h. wenn auch nur ein einziges Mitglied gegen eine

    Initiative ist, scheitert sie.

Über ASOC

Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) ist ein Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen aus der ganzen Welt, die die Integrität der Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeeres vor den Eingriffen des Menschen schützen wollen. Ihre Aufgabe ist es, die einzigartigen und gefährdeten Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeeres zu schützen, indem sie der NGO-Gemeinschaft eine einheitliche Stimme verleiht.

Pressekontakte:

●    German – Meike Schützek, info@meikescchuetzek.com, +49 17682797897
●    English – Barbara Cvrkel, bcvrkel@pewtrusts.org, +1 2025105670
●    French and Spanish – Patricia Roy, patricia@communicationsinc.co.uk, +34 696 905 907
●    Region Lateinamerika - Karen Rauch, karen@communicationsinc.co.uk, +56 9 6735 4769



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