Pressemitteilung
Dorschbestand in der östlichen Ostsee kollabiert – Umweltverbände fordern sofortigen Fangstopp
Berlin, 11.4.2019: Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) befindet sich der östliche Dorschbestand in der Ostsee in einem so kritischen Zustand, dass er selbst nach einem sofortigen Fangstopp noch immer im roten Bereich bliebe.
Bereits seit Jahren warnen Wissenschaftler davor, dass der östliche Dorschbestand in Gefahr ist. Besonders besorgniserregend sind die geringe Bestandsgröße und das unzureichende Nahrungsangebot. Im Januar dieses Jahres präsentierten Wissenschaftler Daten von Forschungsfahrten in der östlichen Ostsee aus 2018. Das alarmierende Ergebnis: Oft blieben die Fangnetze weitestgehend leer.
Angesichts der aktuellen Bestandslage fordern die fünf Umweltverbände Coalition Clean Baltic, Deutsche Umwelthilfe, Oceana, Our Fish und WWF:
„Der neue ICES-Bericht sowie die Daten der Forschungsfahrten in der Ostsee von 2018 liefern schockierende Beweise für die verheerend geringe Populationsgröße, auf die der östliche Dorschbestand geschrumpft ist. Die Fischereiminister der Ostseestaaten und die Europäische Kommission müssen unverzüglich Sofortmaßnahmen ergreifen und den Fischfang stoppen. Andernfalls tragen sie Verantwortung für das kommerzielle Aussterben des Dorsches in der östlichen Ostsee."
Die wissenschaftlichen Empfehlungen von ICES für alle kommerziell genutzten Ostseebestände, die jährlich Ende Mai veröffentlicht werden, bilden den Auftakt im Prozess zur Festlegung der Fangquoten. Im Oktober entscheiden dann die EU-Fischereiminister über die zulässigen Fangmengen und andere Erhaltungsmaßnahmen auf dem Treffen des AGRIFISH-Rates.
„Wenn wir darauf warten, dass die üblichen politischen Prozesse ihren Lauf nehmen, bedeutet das den Abschied vom östlichen Dorsch in der Ostsee. Denn in der Zwischenzeit werden Fangschiffe die letzten Dorsche wegfischen, die sich in der im Mai beginnenden Laichzeit fortpflanzen könnten. Zu kleine Dorsche drohen zu allem Überfluss in vielen Fällen auch noch illegal zurück ins Meer geworfen zu werden.“
Die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der EU bietet Handlungsmöglichkeiten für eine solche Situation. Sie enthält Bestimmungen, wie mit dieser ernsthaften Bedrohung der Meeresumwelt umgegangen werden soll. Artikel 12 und 13 der GFP ermächtigen die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. In einem offenen Brief an die baltischen Fischereiminister rufen die europäischen Umweltorganisationen dazu auf, nationale Sofortmaßnahmen durchzuführen oder von der EU-Kommission initiierte Maßnahmen zu unterstützen.
Links:
- Den offenen Brief der Umweltorganisationen finden Sie am Ende dieser Seite.
- Zum ICES-Bericht: www.ices.dk/sites/pub/Publication%20Reports/Expert%20Group%20Report/acom/2019/WKBALTCOD2/WKBALTCOD2%202019.pdf
- Zur Pressemitteilung über die wissenschaftlichen Fangfahrten 2018: our.fish/press/more-garbage-caught-than-cod-ngos-call-for-emergency-measures-to-protect-eastern-baltic-cod/
Kontakt:
Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz DUH
030 2400867-895, hockun@duh.de
Dave Walsh, Communications Advisor, Our Fish (EU-weit)
+34 691826764, dave@our.fish
Nils Hoglund, Fishery Policy Officer Coalition Clean Baltic (Schweden)
+46 708 679 249, nils.hoglund@ccb.se
Andrzej Białaś, Policy Advisor, Oceana (Polen)
+48 501588833, abialas@oceana.org
Ottilia Thoreson, Director, WWF Baltic Ecoregion Programme (Schweden)
+46 8 6247415, ottilia.thoreson@wwf.se
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de