Pressemitteilung
Deutsche Umwelthilfe fordert: Weichen für den Schutz der biologischen Vielfalt jetzt stellen
Am morgigen Freitag (2. Dezember 2016) beginnt in Cancún, Mexiko, die 13. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die Biologische Vielfalt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wird die Konferenz kritisch begleiten. In Cancún soll über die Bereitschaft der 196 Vertragsstaaten der Biodiversitäts-Konvention (Convention on Biological Diversity, CBD) verhandelt werden, bis 2020 das voranschreitende Artensterben aufzuhalten. Bislang sind die eingeleiteten Maßnahmen dafür keinesfalls ausreichend.
2010 einigten sich die Vertragsstaaten und damit auch Deutschland und die EU auf den sogenannten strategischen Plan, mit dem das Artensterben und der ungebremste Verlust an Ökosystemen innerhalb von zehn Jahren, also bis 2020, zu stoppen ist. Auch kamen sie überein, dass damit begonnen werden sollte, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen. Die Fortschritte sind aus Sicht der DUH längst nicht so groß, wie sie sein müssten, um der fatalen Abwärtsspirale Einhalt zu gebieten.
Eine Mitverantwortung dafür trägt in Deutschland aus Sicht der DUH die Agrarindustrie. Deren Massenhaltung von Schweinen, Rindern und Hühnern produziert Millionen Tonnen an reaktiven Stickstoffverbindungen mit Gülle und bringt diese auf Äcker und Wiesen aus. „Die hohen Nährstoffbelastungen aus der Landwirtschaft in Deutschland sind die Hauptursache für den schlechten Zustand vieler Flüsse, Seen, Küstengewässer und unseres Grundwassers. Sie führen zu gravierendem Verlust an biologischer Vielfalt sowie schweren gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir fordern auch von der deutschen Bundesregierung und der EU-Kommission die Abschaffung aller biodiversitätsschädlichen Subventionen bis 2020, so wie es der strategische Plan vorgibt.“
Der rote Faden dieser Vertragsstaatenkonferenz sind die sogenannten Ökosystemleistungen. Zu diesem Thema engagiert sich die DUH seit Jahren intensiv mit verschiedenen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um den vielfältigen Nutzen, den die Natur den Menschen stiftet, zu vermitteln. Viele Güter und Leistungen der Natur sind die Grundlage unseres Wohlergehens – das fängt bei frischer Luft und sauberem Wasser an und hört beim Spaziergang im Grünen noch lange nicht auf. Ein breites Bewusstsein für diese sogenannten Ökosystemleistungen fehlt bislang jedoch.
In Cancún moderiert DUH-Abteilungsleiter Naturschutz Ulrich Stöcker am 5.12.2016 eine Veranstaltung zu den Chancen und Risiken einer ökonomischen Bewertung von Natur basierend auf Erfahrungen aus Mexiko und Deutschland. Teilnehmer sind Elsa Nickel (Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Andrew Rhodes (Mexikanische Schutzgebietskommission), Carolin Boßmeyer (Initiative „Biodiversity in Good Company“) sowie Beatriz Padilla von der Initiative „Bosque de Agua“ (Wasserwald). Die Ökosystemleistungen, die dieser „Wasserwald" in Zentralmexiko liefert, sind beträchtlich – allen voran: Wasser für über 23 Millionen Menschen. Die Ersatzkosten im Falle des Verlustes dieses bedrohten Waldgebiets wurden einer Studie zufolge mit 30 Milliarden US-Dollar beziffert.
„Biologische Vielfalt betrifft uns alle. Denn das Wohl der Menschen ist abhängig vom Wohl einer gesunden Natur. Solange kurzfristige Profitinteressen nicht einem langfristigen und nachhaltig denkenden Umgang mit unserer Umwelt und ihren Tieren und Pflanzen weichen, ist die Biologische Vielfalt als unser aller Lebensgrundlage in Gefahr“, sagt Stöcker unter Bezugnahme auf das Motto der Konferenz ‚Mainstreaming biodiversity for well-being‘. Auch die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt der Bundesregierung könne nur Erfolg haben, wenn die Subventionen für naturschädliche Landnutzungen bis 2020 eingestellt werden.
Kontakt:
Sie erreichen DUH-Experte Ulrich Stöcker vom 2. bis 11.12.2016 in Cancún über stoecker@duh.de oder über Skype unter ulrich_stoecker. Bitte beachten Sie die Zeitverschiebung! Cancún liegt zeitlich sechs Stunden hinter Deutschland.
DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe