Pressemitteilung
Deutsche Umwelthilfe begrüßt Absage für neue Erdgas-Förderung in Bayern, fordert von Wintershall Dea jedoch Stopp weiterer fossiler Projekte
Berlin, 28.1.2022: Der Erdöl- und Erdgaskonzern Wintershall Dea hat angekündigt, die erneute Aufnahme der Erdgasförderung in Irlach nahe Halfing in Bayern aufzugeben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt den Stopp des Projektes in Bayern als richtigen Schritt. Gleichzeitig fordert sie den Konzern auf, den Antrag für neue Ölbohrungen ausgerechnet im Nationalpark Wattenmeer ebenso umgehend zurückzuziehen und den Ausstieg aus Öl- und Gasförderung in Übereinstimmung mit den Pariser Klimaschutzzielen einzuleiten. Bereits 2019 hatte Wintershall Dea einen Antrag gestellt, um bis zum Jahr 2069 Öl aus der Nordsee fördern zu können.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Wintershall Dea hat mit der Absage an neue Bohrungen in Irlach einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Trotzdem ist die Entscheidung angesichts des weiterhin komplett fossilen Geschäftsmodells des Konzerns nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir fordern, dass Wintershall jetzt endlich der Wahrheit ins Auge blickt und sein Geschäft konsequent am Klimaschutz ausrichtet. Der nächste wichtige Schritt dafür ist der Stopp jeglicher Expansionsbestrebungen von Wintershall zur Förderung von mehr Öl und Gas. Insbesondere die Pläne für neue Ölbohrungen im Nationalpark Wattenmeer müssen unverzüglich gestoppt werden. Wintershall muss seine Öl- und Gasförderung in Übereinstimmung mit den Pariser Klimaschutzzielen beenden, so wie wir es in unserer Klimaklage gegen das Unternehmen aktuell einfordern.“
Seit mehreren Jahren leisten lokale Bürgerinitiativen gegen das nun abgesagte Vorhaben von Wintershall Widerstand – zuletzt auch unterstützt durch die DUH. Die Bürgerinitiative „Gegen Gasbohren Halfing“ befürchtet unter anderem eine Verschmutzung des Trinkwassers sowie die Schädigung eines nahegelegenen Moors, das im von Wintershall Dea durchgeführten Biomonitoring nicht berücksichtigt wurde.
Andrea Aicher von der Bürgerinitiative „Gegen Gasbohren Halfing“: „Wir sind sehr erleichtert, dass Wintershall seine Pläne aufgibt. Damit hat sich der monatelange Widerstand vieler engagierter Menschen vor Ort für unsere Umwelt und Natur gelohnt. Doch Wintershall möchte seine Aufsuchungserlaubnis nicht zurückgeben, sondern auslaufen lassen. Das reicht nicht: Der Konzern muss seine Erlaubnis jetzt nach geltendem Bergrecht aufheben.“
Hintergrund:
Der Konzern Wintershall Dea ist eines der klimaschädlichsten Unternehmen Deutschlands und Europas. Das Unternehmen ist 2018 aus dem Zusammenschluss der Mineralöl- bzw. Erdgas-Sparten von BASF (Wintershall) und RWE (Dea) entstanden. Wintershall Dea gehört zu 67 Prozent der BASF SE. Die übrigen 33 Prozent gehören dem russischen Oligarchen Mikhail Fridman. Der Konzern ist weltweit tätig, insbesondere in Russland, Europa, Nordafrika, Südamerika und dem Mittleren Osten. Erst vergangene Woche hat Wintershall Dea seine Aktivitäten in Brasilien eingestellt, zwei Fracking-Blöcke in Argentinien verkauft und sieben neue Lizenzen in Norwegen erhalten. Trotz des Verkaufs der zwei Fracking-Blöcke will das Unternehmen weiterhin Fracking in Argentinien betreiben. Der Konzern plant eine Produktionssteigerung um 30 Prozent bis Ende 2023.In die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, das größte fossile Projekt Europas, hat das Unternehmen 730 Millionen Euro investiert. Im Oktober 2021 hatte die DUH Klimaklage gegen den Konzern eingereicht. Wintershall Dea hatte zuvor abgelehnt, sich zur Einhaltung eines CO2-Budgets auf Basis der Pariser Klimaziele zu verpflichten.
Links:
Die Klageschrift der Klimaklage gegen Wintershall Dea finden Sie unten im Download.
Kontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 903 54 509, mueller-kraenner@duh.de
Andrea Aicher, Mitglied der Bürgerinitiative „Gegen Gasbohren Halfing“
0176 960 33 717, andrea.aicher@aicher-holzhaus.de
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de