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Pressemitteilung

Atomenergie ist keine Lösung, sondern ein Problem!

Dienstag, 27.05.2008 Dateien: 1

Hamburg, den 27. Mai 2008: Heute beginnt das Deutsche Atomforum in Hamburg mit seiner Jahrestagung Kerntechnik 2008. Aus Anlass dieser Lobby-Veranstaltung haben die Deutsche Umwelthilfe, ROBIN WOOD und die Koordination Endlagerstandorte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich gemacht, dass die Atomenergie keine Zukunftstechnologie sein kann. Atomenergie hilft nicht beim Klimaschutz und kann aufgrund ihrer enormen Risiken keinen Beitrag für eine ökologische und zukunftsweisende Energiepolitik liefern.

Dr. GERD ROSENKRANZ, Deutsche Umwelthilfe, Leiter Politik und Presse:

Es ist Zeit für eine Neubewertung der Atomenergie. Das Risiko der Atomenergienutzung ist in den letzten Jahren deutlich angewachsen. Die beinahe Katastrophen oder schweren Störfälle in Forsmark, Brunsbüttel etc. haben das deutlich unterstrichen. Die Endlagerfrage ist nach über einem halben Jahrhundert des kommerziellen Einsatzes nicht gelöst. Hinzu kommen neue Risiken: Atommeiler sind zum Ziel terroristischer Aktivitäten geworden. Das AKW Indian Point -  40 Meilen südlich von Manhattan - war in der Zielplanung der Attentäter des 11.9.2001. Die Ausweitung der Atomenergie in weitere Länder würde sie zum Ziel innerstaatlicher Konflikte und kriegerischer Auseinandersetzungen machen und die Weiterverbreitung von Atomwaffen anheizen.   

Einen weltweiten Aufschwung der Atomenergie, wie ihn die Lobby seit Jahren herbeizureden versucht, gibt es nicht. Weltweit sinken sowohl die Zahlen der in Betrieb befindlichen Atommeiler als auch die Zahl der Neubauprojekte. Dabei zeigt sich, dass die wenigen Neubauten vor allem politisch veranlasste Projekte sind, die ohne staatliche Subventionen nicht auskommen. Nach anfänglich geplanten knapp drei Milliarden Euro wird das finnische Neubauprojekt Olkiluoto nach nicht einmal zwei Jahren Bauzeit nun schon deutlich über vier Milliarden Euro kosten. Statt geplanter vier Jahre sind inzwischen mindestens sechs Jahre bis zur Inbetriebnahme zu erwarten.

Wo immer Regierungen ihre Energieversorger zum Bau von Atomkraftwerken drängen, verlangen diese umgehend massive staatliche Subventionen. Nicht nur das Katastrophenrisiko macht Atomkraftwerke einzigartig: Sie sind auch die einzige Technologie, die 54 Jahre nach ihrem kommerziellen Start überall auf der Welt erneut ´Markteinführungshilfen´ erfordert. Nur stört das in diesem Fall viele eingefleischte Marktliberale nicht.

Hanna Poddig, ROBIN WOOD, Fachgruppe Energie:

Um zu verhindern, dass die Uralt-Atomkraftwerke Brunsbüttel, Neckarwestheim 1 und Biblis A noch vor der kommenden Bundestagswahl 2009 endgültig abgeschaltet werden müssen, haben die Betreiber Anträge für die Übertragung von Strommengen von neueren AKWs auf diese Anlagen gestellt.

Klimaschutz und drohende Stromversorgungslücken führen die Stromkonzerne an, um den weiteren Betrieb ihrer gefährlichen Kraftwerke zu begründen.  Doch Stromlücken wird es nicht geben. Das Umweltbundesamt hat zuletzt im April deutlich aufgezeigt, dass Versorgungslücken durch den Atomausstieg nicht zu erwarten sind.

Auch für den Klimaschutz spielen die Atommeiler keine Rolle. Werden die energiepolitischen Vorgaben bei der Stromeinsparung, dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energie eingehalten, werden die CO2-Reduzierungen um 40 Prozent im Jahr 2020 erreicht.

Angesichts der enormen Gefährdungspotenziale kann die Atomenergienutzung keine Alternative für den Klimaschutz darstellen. Das Risiko schwerer Störfälle, die ungelöste Entsorgung der radioaktiven Abfälle, aber auch die drohende Weiterverbreitung von spaltbaren Materialien zum Bau von Atomwaffen – all das sind gewichtige Gründe, die gegen die Atomenergie sprechen.

Wenn die großen Stromkonzerne jetzt die Atommeiler als Klimaretter verkaufen, dann ist das unglaubwürdig.  Die gleichen Konzerne, die bei Atomenergie vom Klimaschutz reden, wollen mindestens 19 neue Kohlekraftwerke bauen. Das würde die CO2-Emissionen für mindestens weitere 40 Jahre auf hohem Niveau festschreiben.

Die Atommeiler sollen länger am Netz bleiben und neue Kohlekraftwerke hinzukommen, um noch höhere Gewinne zu machen. Die Stromkonzerne wollen expandieren: Allein in den beiden letzten Jahren haben sie jeweils rund 19 Terawattstunden Strom mehr exportiert als importiert (Tabelle siehe Anhang). Das entspricht der Leistung von drei bis fünf großen Kraftwerken, die ausschließlich für den Stromexport betrieben werden!

Von den Gewinnen, die die Konzerne damit erlösen, geht jedoch kaum etwas in den Ausbau der erneuerbaren Energie. Aber Milliarden-Beträge werden derzeit in den Neubau von klimaschädlichen Kohlekraftwerken gesteckt.

PETER DICKEL, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. und Koordination Endlagerstandorte:

Die Atomlobby verweist darauf, dass das Endlager SCHACHT KONRAD genehmigt worden sei und die Klagen dagegen weitgehend ablehnt worden sind. Aber sicherheitsrelevante  Fragen - wie der für eine Million Jahre erforderliche Nachweis der Sicherheit oder die enormen Risiken der Atomtransporte zum Endlager - sind von den Gerichten nie behandelt worden.

Für KONRAD und das in Gorleben angestrebte Endlager für hochradioaktiven Atommüll wird die Isolation des Atommülls von der Biosphäre für 1.000.000 Jahre versprochen. In Morsleben und vor allem in der ASSE II bei Wolfenbüttel hat es gerade mal 40 Jahre gedauert, bis der Müll jetzt abzusaufen droht.

Dramatisch ist die Situation bei der ASSE II. Dort könnte der Salzstock, im dem über 100.000 Atommüllfässer mit radioaktiven Abfällen lagern, einstürzen und mit Wasser volllaufen. Neue Studien zeigen, dass dann schon nach nur 150 Jahren die Radioaktivität an die Oberfläche gelangen kann und die Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung deutlich überschritten werden. Dabei sind katastrophale Abläufe auch vorher nicht auszuschließen.

Wer heute in der Auseinandersetzung um den Umgang mit Atommüll öffentlich ernst genommen werden will, kann sich nicht um die desaströsen Erfahrungen aus Morsleben und v.a. ASSE II herumdrücken. Alle Faktoren, die zum Scheitern der ASSE II geführt haben,  sind von Anfang an von Anwohnern und unabhängigen Wissenschaftlern dargelegt worden. Politik und Betreiber haben dieser Kritik widersprochen und sie geleugnet. Wurde die Bevölkerung belogen oder war die Wissenschaft nicht in der Lage, mit ihren Methoden das offensichtliche wahrzunehmen?
Solange diese wesentliche methodische „Randbedingung“ nicht geklärt ist, gibt es keinen Grund, sich über neue oder weitere Endlager-Standorte zu unterhalten.

Kontakt:

Deutsche Umwelthilfe e.V., Gerd Rosenkranz, Tel. 030 / 2400867-0,
Mobil: 0171 / 5660577, rosenkranz@duh.de

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