Pressemitteilung
Antarktis-Treffen: Aufruf an die Regierungen, die Antarktis und ihre Tierwelt inmitten der eskalierenden Klimakrise zu schützen
Kochi, 20.5.2024: Das 46. Antarctic Treaty Consultative Meeting (ATCM) beginnt diese Woche in Kochi, Indien, inmitten wachsender Besorgnis über die Auswirkungen der Klimakrise, menschlicher Aktivitäten und der Vogelgrippe auf die empfindlichen Ökosysteme und die einzigartige Tierwelt der Antarktis. Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) fordert die Vertragsparteien des Antarktisvertrags auf, sich auf den Geist der Zusammenarbeit zu besinnen, der dem Vertrag zugrunde liegt, und diese Gelegenheit zu nutzen, um robuste Maßnahmen zur Verringerung und Verhinderung der negativen Auswirkungen auf die antarktischen Ökosysteme zu ergreifen.
Als Reaktion auf das stetige Wachstum des Antarktis-Tourismus wird das diesjährige ATCM einen besonderen Schwerpunkt auf den Tourismus legen und voraussichtlich mit der Arbeit an einem umfassenden Rahmen für die Bewältigung der Auswirkungen der stetig steigenden Zahl von Antarktis-Besucherinnen und Besuchern beginnen, einschließlich durchsetzbarer Regeln und Vorschriften. ASOC und ihre Mitglieder setzen sich für einen ganzheitlichen Ansatz und eine rasche Ausweitung des Schutzes im Einklang mit dem Ziel des globalen Übereinkommens über die biologische Vielfalt ein, das einen Schutz von mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete vorsieht.
"Die formale Regulierung des Tourismus in der Antarktis wurde schon zu lange hinausgezögert. Die bevorstehende Antarktis-Konferenz bietet jedoch eine entscheidende Gelegenheit, endlich durchsetzbare Vorschriften zu erlassen und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Antarktis zu verhindern", sagte Claire Christian, Geschäftsführerin von ASOC.
Die zunehmende Zahl von Touristen sowie Forschungsstationen in der Region bedeutet auch, dass mehr Mikroplastik und "graues Wasser" - Wasser, das zum Baden, Waschen usw. verwendet wird - in die Gewässer der Antarktis eingeleitet wird. Die Einleitung von Grauwasser, das oft Mikroplastikfasern aus synthetischen Bekleidungsstoffen enthält, ist derzeit nicht geregelt. Mikroplastik wurde bereits in antarktischen Gewässern und in Arten nachgewiesen. Um diese neue Bedrohung zu bekämpfen, fordern ASOC und ihre Mitglieder die ATCM-Mitgliedsstaaten auf, strengere Anforderungen an Schiffe und Forschungsstationen zu stellen.
ASOC unterstützt auch die Ausweisung des Kaiserpinguins als besonders geschützte Art. Sein Bestand droht bis zum Jahr 2100 aufgrund des sich beschleunigenden Klimawandels in der Region stark abzunehmen. Der Vorschlag wird durch eine aktuelle Studie des British Antarctic Survey unterstrichen, die feststellte, dass der rekordverdächtig niedrige Meereisstand im vergangenen Jahr zum Tod ganzer Kolonien von Kaiserpinguinküken führte. Sie warnte davor, dass die Kaiserpinguin-Populationen bis zum Ende des Jahrhunderts um 99 Prozent zurückgehen könnten. Das ATCM war in den vergangenen Jahren trotz eindeutiger und zwingender Beweise nicht in der Lage, einen Konsens über diesen Vorschlag zu erzielen, muss aber jetzt handeln, um diese ikonische Art zu schützen.
ASOC und seine Partner, die Deutsche Umwelthilfe, das Umweltbundesamt und das Nationale Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Indien, werden außerdem ein Programm - "Youth for Antarctica" - starten und Aktivitäten mit Kindern in Kochi veranstalten. Am 22. Mai wird ein Terrakotta-Wandbild, das von Kindern und Jugendlichen gestaltet wurde, den Delegierten vorgestellt. Es stellt acht ikonische Antarktische Spezies und ihre Verbindung im Nahrungsnetz dar. Im Anschluss an die Antarktis-Konferenz wird es im Nationalen Zentrum für Polar- und Meeresforschung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Weitere Informationen finden Sie hier.
Zitate von Partnern:
„Unsere Kinder und zukünftige Generationen werden die schlimmsten Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise zu tragen haben. Die Staats- und Regierungschefs müssen jetzt handeln, wenn sie sich beim ATCM und CCAMLR treffen, um die Zukunft unserer Kinder und kommender Generationen zu sichern. Der Schutz von 30 Prozent unserer Meeres- und Landflächen bis 2030 ist entscheidend für die Bewahrung der Artenvielfalt und die Klimastabilität unseres Planeten. Die Zeit zum Handeln ist jetzt, um sicherzustellen, dass die Wunder der Antarktis und des Südpolarmeeres für künftige Generationen erhalten bleiben", sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
"Das antarktische Ökosystem spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Klimas auf unserem Planeten, indem es Kohlenstoff speichert, Nährstoffe recycelt und lebenserhaltenden Sauerstoff produziert. Diese empfindliche Region ist jedoch zunehmend durch den Klimawandel, die konzentrierte Fischerei und die Umweltverschmutzung bedroht, was ihre wesentlichen Funktionen und das Wohlergehen unseres gesamten Planeten gefährdet. Da sich die Staats- und Regierungschefs der Welt verpflichtet haben, bis 2030 mindestens 30% der Weltmeere zu schützen, bietet die bevorstehende Jahrestagung der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis eine gute Gelegenheit, durch die Ausweisung neuer Schutzgebiete auf der Antarktischen Halbinsel einen wichtigen Schritt in Richtung dieses Ziels zu tun. Durch den Schutz des Südpolarmeeres können unsere Staats- und Regierungschefs beweisen, dass sie ihre Verantwortung als Umweltschützer ernst nehmen", sagte Andrea Kavanagh, Direktorin des Pew Bertarelli Ocean Legacy Project.
"Die Klimakrise entwickelt sich in einem alarmierenden Tempo und die Kryosphäre - ein entscheidender Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts unseres Planeten - trägt die Hauptlast dieser Krise mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit und Schwere.Wie unser Bericht über den Zustand der Kryosphäre 2023 warnte, würde bereits eine globale Erwärmung von 2°C einen Verlust bedeuten, welcher zu einem unumkehrbaren und katastrophalen Anstieg des Meeresspiegels führen würde. Es ist an der Zeit, dass das ATCM die globale Bedeutung der wichtigsten "Ökosystemdienstleistung" der Antarktis anerkennt: Die Erhaltung ihrer Eisschilde durch schnelle und umfassende Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen fossiler Brennstoffe. Nur so können wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die gefährdeten tiefliegenden Regionen fernab der Pole verlangsamen. Das Schicksal der Antarktis und damit des Planeten, wie ihn die Menschheit bisher kannte, steht auf dem Spiel", sagte Pam Pearson, Direktorin des ICCI.
"Die sich abzeichnende Bedrohung durch die Klima- und Biodiversitätskrise gefährdet die wesentlichen Funktionen der Antarktis und des sie umgebenden Südpolarmeeres.Sowohl die ATCM-Vertragsparteien als auch die CCAMLR-Mitglieder, die sich Ende Oktober treffen, haben die zwingende Verantwortung, Maßnahmen zum Schutz dieses lebenswichtigen Ökosystems und aller wichtigen Arten zu ergreifen, die auf einen gesunden Lebensraum angewiesen sind, einschließlich des charismatischen Kaiserpinguins", sagte Emily Grilly, Antarctic Conservation Manager, WWF-Australia.
Ansprechpartner für die Medien:
Patricia Roy (Englisch, Französisch, Spanisch)- +34696 905 907, patricia@communicationsinc.co.uk
Meike Schützek (Deutsch, Englisch) - 0176 82797897, info@meikeschuetzek.com
Hinweise für die Redaktion:
Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) ist ein Zusammenschluss von Naturschutzorganisationen aus der ganzen Welt, um die Integrität der Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeers vor den Eingriffen des Menschen zu schützen. Ihre Aufgabe ist es, die einzigartigen und gefährdeten Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeeres zu schützen, indem sie der NGO-Gemeinschaft eine einheitliche Stimme verleiht.
Über den Antarktis-Vertrag: Vor etwas mehr als 60 Jahren, im Jahr 1959 - am Rande des Kalten Krieges - schlossen 12 Länder den Antarktisvertrag ab. Der zentrale Gedanke des Vertrages war die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung in der Antarktis und die friedliche Nutzung des Kontinents. Im Laufe der Jahre traten weitere Länder bei. Heute sind 56 Länder Teil des Antarktisvertrags. Er ruft alle Länder der Antarktis zur Zusammenarbeit auf, um den Planeten auf der Grundlage der Grundwerte von Frieden und Wissenschaft zu schützen.
Die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources, CCAMLR) ist das internationale Gremium, das für die Umsetzung des Übereinkommens und den Schutz des Südpolarmeeres zuständig ist. Obwohl das ATCM von CCAMLR getrennt ist und sich nicht an Entscheidungen über Vorschläge zur Einrichtung neuer MPAs im Südpolarmeer beteiligt, fallen beide Gremien unter das Antarktis-Vertragssystem. Außerdem sind 27 der Vertragsparteien des Antarktisvertrags auch Mitglieder von CCAMLR. Somit haben CCAMLR und ATCM ein gemeinsames Ziel - die Erhaltung der Gesundheit der antarktischen Arten und Ökosysteme - und müssen ähnliche Strategien verfolgen, um auf die Bedrohung durch die Klimakrise zu reagieren und die biologische Vielfalt zu schützen. Die nächste CCAMLR Jahrestagung findet im Oktober 2024 statt.
Weitere Informationen:
● Politischer Hintergrund ATCM 2024
● Antarktis-Jugendveranstaltung auf der ATCM in Kochi
Interviewpartner:
1. Claire Christian, Geschäftsführerin, Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC)
2. Andrea Kavanagh, Direktorin, das Pew Bertarelli Ocean Legacy Project
3. Meike Schützek, Beraterin für die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC)
4. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe (DUH)