Entwaldungsrisiko: Stirbt für das Leder unserer Sneaker der Regenwald?
Allein im August 2022 wurde im Amazonasgebiet eine Fläche so groß wie London abgeholzt. Ein Grund dafür: Die Rinderhaltung in Brasilien ist mit Abstand der größte Treiber für Entwaldung in Südamerika. Derzeit werden in Brasilien 215 Millionen Rinder gehalten – zur Produktion von Fleisch und Leder. Anders als von der Lederindustrie behauptet, ist Leder kein Nebenprodukt der Rinderhaltung, sondern ein riesiges Milliardengeschäft. Rund 80 Prozent des Leders werden exportiert – nach Europa und China – und machen Brasilien zum größten Rindsleder-Exporteur weltweit.
Adidas und Nike können Entwaldung nicht ausschließen
Wir alle lieben sie und jeder Deutsche hat im Schnitt 15 Paar Schuhe im Regal. Doch was die wenigsten von uns über Sneaker, Sport- und Fußballschuhe wissen: Das Leder dieser Schuhe kann auch von Unternehmen wie JBS stammen, die ein hohes Entwaldungsrisiko haben. Der Großkonzern ist der weltweit der größte Rindfleischproduzent aus Brasilien und steht in Verbindung mit 1,5 Millionen Hektar Entwaldung seit 2008 in Brasilien. JBS bezieht außerdem Leder von Farmen, die illegal entwaldet haben und wird mit moderner Sklaverei und Landraub in Verbindung gebracht. Sportschuhhersteller wie Nike und Adidas wissen von der Problematik, aber sind entgegen eigener Verpflichtungen noch immer über ihre Lieferkette mit JBS verbunden.
Sowohl Nike als auch Adidas haben erklärt, kein Leder mehr aus dem Amazonas verwenden zu wollen und wollen Entwaldung und Landraub in ihren Lieferketten vermeiden. Beide Unternehmen beziehen sich in ihren Nachhaltigkeitsstrategien häufig auf Zertifizierungen der Leather Working Group (LWG). Das Problem: Die LWG-Zertifizierungen sind keine Garantie für abholzungsfreie Lederlieferketten. Denn bisher werden Rinder nur bis zum Schlachthof zurückverfolgt und nicht, wie eigentlich dringend nötig, bis hin ihrer Geburtsfarm. Das geben die Sporthersteller sogar selbst zu.
WM in Katar: Riskantes Spiel mit Leder
Die Großkonzerne Adidas und Nike sind in diesem Jahr Hauptausstatter der Fußball-Weltmeisterschaft und nationale sowie internationale Marktführer im Segment der Fußballschuhe. Für beide Marken ist die WM in Katar eine wichtige Einnahmequelle. Von der Sichtbarkeit vor Ort erhoffen sich beide zusätzliche Verkäufe von Trikots, Fußbällen und eben Schuhen. Gerade in Deutschland ist Fußball ein wichtiger Markt, da die Sportart hier zum Breitensport zählt. Entsprechend groß ist auch der Absatz von Sportartikeln mit Bezug zum Fußball.
Obwohl sich das Material für Fußballschuhe im Laufe der Zeit verändert hat, ist Leder immer noch ein wichtiger Rohstoff. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 2,3 Millionen Paar Fußballschuhe aus Leder verkauft. Für die Großveranstaltung in Katar werden außerdem eigene Fußballschuhlinien entwickelt und großflächig beworben. Entsprechend hoch dürften die Erwartungen an den Verkauf von Fußballschuhen mit Rindsleder im Breitensport sein.
Schluss mit der Zerstörung von Wäldern für das Leder in unseren Schuhen!
Es kann nicht sein, dass für die Herstellung von Sneakern, Sport- und Fußballschuhen elementar wichtige Ökosysteme wie der Cerrado, das Pantanal und der Amazonas zerstört werden. Denn einfache Bekenntnisse oder die Mitgliedschaft bei der Leather Working Group reichen nicht aus, um Entwaldung und Landraub sicher auszuschließen. Solange die Herkunft des Leders für Sportschuhe nicht bis zur Geburtsfarm nachverfolgt werden kann, müssen die Hersteller sich von ihren Zulieferern trennen.
Die DUH fordert die Sportmarken Adidas und Nike auf, ihre Lieferketten transparent zu gestalten und sich zu Beginn des Sportereignisses am 21. November 2022 von Zulieferern zu trennen, die in Zusammenhang mit der Abholzung von Wäldern in Südamerika stehen.
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Tina Lutz
Campaignerin Naturschutz und Biologische Vielfalt
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Derzeit werden in Brasilien knapp 215 Millionen Rinder gehalten – zur Produktion von Fleisch und Leder. Das Fleisch wird zu etwa 80 Prozent in Brasilien selbst verbraucht, das Leder hingegen zu etwa 80 Prozent exportiert. Damit ist Brasilien der größte Rindsleder-Exporteur weltweit. Dort, wo Rinder nicht auf länger existierenden Weiden gehalten werden, sondern Wald oder Buschland gerodet wird, um Weideland zu gewinnen, geht die Rinderhaltung nicht nur auf Kosten des Klimas und der Biodiversität, sondern betrifft auch die lokale Bevölkerung, die häufig mit Gewalt aus ihren seit bewohnten Gebieten vertrieben wird.
Nicht nur liegt im August 2022 die Abholzungsrate im Amazonas 81% über dem Vorjahresmonat und erreichte damit insgesamt eine Größe der Region Greater London, sondern auch im Cerrado, ein Savannengebiet von der Größe Mexikos, das sich von Brasilien bis nach Bolivien und Paraguay ausdehnt, wurden erst kürzlich traurige Rekordhöhen der Abholzung erreicht. 2020 erlebte auch das Pantanal, eines der größten Feuchtgebiete weltweit, die stärksten Brände seit Jahrzehnten, wobei die Rodung für Weideland eine der Hauptursachen für die Ausbrüche war.
Aus dem brasilianischen Leder werden Produkte angefertigt, die überall auf der Welt auf dem Markt landen. In Deutschland und der EU findet sich das Leder beispielsweise in Autositzen, Sneakern und Sportschuhen wieder. Verbraucherinnen und Verbraucher können beim Kauf eines neuen Paares Turnschuhe mit Lederanteil nicht ausschließen, dass diese mit Brandrodung und Landraub in Verbindung stehen.
Die Lieferkette für Rindsleder ist komplex. Das Entwaldungsrisiko von Leder ist unter anderem deshalb höher, weil frisches Rindfleisch, das für die EU bestimmt ist, Inspektionen und Rückverfolgbarkeit im Hinblick auf hygienische Anforderungen unterliegt. Dagegen ist dies bei Non-Food-Produkten, einschließlich Leder, nicht der Fall. Aus diesem Grund beziehen viele Gerbereien ihre Häute von Abpackbetrieben, die sich nicht an die strengeren Anforderungen für den Rindfleischexport halten. Daher ist es wahrscheinlicher, dass Leder und Lederprodukte, die in die EU gelangen, von Ranches stammen, die in indigenes Land und geschützte Gebiete eindringen und die Arbeitskräfte unter sklavenähnlichen Bedingungen halten.
Ein weiteres Problem ist die „Reinwaschung“ der Wertschöpfungskette. Wie eine Investigativ-Recherche der New York Times zeigte, werden Tiere von illegal gerodeten Flächen vor der Schlachtung zu anderen Farmen gebracht, die auf legalen Flächen stehen. Diese transportieren dann alle Tiere zu den Schlachthöfen, wo diese üblicherweise mit dem Ursprung der letzten Farm gekennzeichnet werden. Somit verschwinden die Tiere, die auf illegal gerodeten Flächen gemästet werden in der legalen Wertschöpfungskette. Das Problem zeigt wie wichtig es ist, nicht nur die letzte Farm vor der Schlachtung zu erfassen. Es ist gängige Praxis, auch unabhängig von der „Rinderwaschung“, dass die Tiere im Verlauf ihres Lebens die Farmen wechseln. Schätzungsweise 8 % der brasilianischen Häute stammen aus dieser illegalen Praxis.
Aus Brasilien wird das Leder dann häufig nach Asien und andere Nicht-EU Regionen transportiert und dort weiterverarbeitet. Die fertigen Schuhe beziehen Nike, Adidas und Co. beispielsweise von dort ansässigen Firmen. Durch die langen und unübersichtlichen Wege des Leders wird nicht nur die Nachverfolgung schwieriger, sondern auch EU-Verordnungen umgangen.
Die Ausweitung der Weidegebiete für die Rinderhaltung erfolgt häufig auf sensiblen und für das Ökosystem wichtigen Flächen, die in Teilen auch bereits durch indigene und traditionelle Bevölkerungsgruppen besiedelt sind. Verdrängung und Landraub im Zuge (illegaler) Rodung von Flächen nimmt dabei immense Ausmaße an. Während der Feuersaison 2021 wurden in Brasilien mehr als 170.000 Feueralarme in den Einkaufsgebieten der nach Europa exportierenden Gerbereien festgestellt.
Repórter Brasil, eine journalistisch arbeitende NGO, deckte auf, dass u.a. JBS, der weltweit größte Rindfleischproduzent der Welt, Rinder von Farmen bezieht, bei denen Arbeiterinnen und Arbeiter unter sklavenähnlichen Zuständen arbeiten. Seit 1995 wurden dabei alleine 55.000 Personen von staatlichen Inspekteuren aus den katastrophalen Zuständen mit improvisierten Hütten, fehlenden Badezimmern, Toiletten oder fließendem Wasser befreit.
JBS ist der weltweit größten Fleisch- und Lederproduzenten und steht in Verbindung mit verheerenden Waldbränden, Landraub, Naturzerstörung, moderner Sklavenarbeit und gewaltsamen Übergriffen auf das Land indigener Gemeinschaften. In einigen Regionen Brasiliens bezieht JBS bis zu ein Drittel seiner Rinder von Farmen, die illegal gerodet haben.
JBS ist das Unternehmen mit dem größten Risiko an der Zerstörung von Wald- und Steppenregionen in Südamerika. Diese sind wichtige Lebensräume, Biodiversitätsgebiete und besonders klimaschutzrelevant. Die Lieferketten von JBS stehen in Verbindung mit Millionen Hektar Entwaldung im letzten Jahrzehnt allein im Amazonasbecken und in anderen Biodiversitätshotspots (z. B. Cerrado und Pantanal) in Südamerika, der Heimat von Jaguar, Ameisenbär und Gürteltier.
Nike und Adidas gehören zu den weltweit größten Unternehmen für Sportartikel und sitzen damit an einem langen Hebel. Die Großunternehmen produzieren, vertreiben und vermarkten Schuhe, Bekleidung und Zubehör für Sport und Freizeit mit Umsätzen bis zu EUR 37,6 Mrd. (Nike). Das wichtigste Segment machen dabei Schuhe aus, mit Umsatzanteilen von teilweise 50% und mehr.
Die beiden Unternehmen wissen von den Umweltproblemen und Menschenrechtsverletzungen bei der Herstellung ihrer Rohstoffe. Sie wurden bereits in der Vergangenheit mit ihren Unternehmenspraktiken konfrontiert. Nike und Adidas versuchen sich bereits teilweise in größerer Transparenz und dem Nachweis von Nachhaltigkeitsaktivitäten. Allerdings liegt der vollständige Ausschluss von Leder mit Entwaldungsrisiko noch in weiter Ferne. Die Sportartikelhersteller (Adidas, Nike) haben sich zum Teil verpflichtet, kein Leder aus der Amazonasregion zu beziehen. Sie beziehen sich bei ihren Strategien zur Vermeidung von Umwelt- und Menschenrechtsproblemen aber meist auf Zertifizierungen, wie die der Leather Working Group (LWG). Das Zertifikat reicht aber nicht aus, um Entwaldung ausschließen zu können. Nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Transparenz der Wertschöpfungsketten bis hin zum Geburtsort der Tiere. Daher können Konsument:innen in Deutschland und Europa nicht ausschließen, dass ihre Adidas oder Nike Schuhe mit Lederanteil unter Schädigung von Umwelt und Menschenleben erzeugt wurden.
Mit Ihrer enormen Marktmacht sollten Unternehmen wie Nike und Adidas Verantwortung übernehmen und ihre Lieferketten endlich transparent machen. Bis sie das Entwaldungsrisiko nicht vollständig ausschließen können, sollten Sie ihre Zusammenarbeit mit Firmen, die Ihr Leder von JBS beziehen, beenden.
Die Leather Working Group (LWG) ist eine seit 2005 bestehende globale Multi-Stakeholder Organisation mit Akteuren aus großen Unternehmen im Vorstand. Die LWG zertifiziert mit Hilfe von Umwelt- und Sozialstandards die Leder-Lieferkette. Gerbereien werden etwa hinsichtlich ihres Wasser- und Energieverbrauchs, Abfallwirtschaft, Luftverschmutzung und Lärmbelästigung sowie Chemikalienmanagement bewertet. Aber auch Händler und Lieferanten werden auf ihre Fähigkeit geprüft, ihre Produkte zurückzuverfolgen.
Hauptproblem mit der LWG Zertifizierung ist, dass sie bisher keine gesicherte Rückverfolgbarkeit über alle Stationen des Rindes bin hin zur Geburtsfarm sicherstellt. Dies wäre notwendig, um Naturzerstörung sicher auszuschließen. LWG stellt bisher nur eine Rückverfolgung bis zum Schlachthof sicher. Dabei besitzen aber auch Schlachthöfe mit einem hohen Risiko für Entwaldungen, darunter auch Anlagen von JBS, eine LWG-Zertifizierung – und das sogar (überwiegend) in der höchsten LWG-Bewertungskategorie Gold.
LWG hat sich selbst zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2030 entwaldungs- und umwandlungsfrei zu werden. Die LWG verweist darauf, dass sie in Zukunft eine Rückverfolgung über den gesamten Lebenszyklus der Rinder sicherstellen wollen. Allerdings gibt es noch keine Aussage bis wann 100% der Rinder rückverfolgbar sein sollen. Mit anderen Worten: Eine LWG-Zertifizierung ist bislang keine Garantie für abholzungsfreie Lederlieferketten. Solange diese Transparenz zur Rückverfolgbarkeit der Tiere zu den Aufzuchtfarmen und den Geburtsorten nicht besteht, kann eine Abholzung für das Leder der Lieferkette nicht sicher ausgeschlossen werden. Das bestätigen auch die Sportartikelhersteller selbst.
Durch eine EU-einheitliche Regelung können Wettbewerbsverzerrungen innerhalb Europas und Deutschlands verhindert und die Unternehmen, die freiwillig höhere Standards anstreben, geschützt werden. Allerdings deckt die Verordnung, die derzeit noch im letzten Detail ausgearbeitet wird, bisher nicht alle entwaldungsrelevanten Rohstoffe und Produkte ab. So wird zum Beispiel nur Leder, nicht aber Lederprodukte, abgedeckt. Durch dieses Schlupfloch können z.B. Lederschuhe und Sneaker, die in Asien mit Leder aus Entwaldung produziert wurden, ungehindert auf den europäischen Markt gelangen.
Außerdem umfasst die Verordnung bisher nur Wälder nicht aber Waldökosysteme wie zum Beispiel bewaldete Savannen, wie den Cerrado in Brasilien. Auch für die Artenvielfalt und den Klimaschutz unverzichtbare Ökosysteme wie Moore und andere Feuchtgebiete sollen zunächst nicht geschützt werden. Derzeit klafft eine Lücke in Europa zwischen den (geplanten) gesetzlichen Vorgaben und der Erwartungshaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher, dass entwaldungskritische Produkte nicht auf den EU-Markt gelangen sollten.
Die marktmächtigen Sportartikelhersteller haben als Akteure am Ende der Wertschöpfungskette mit großen Abnahmemengen einen bedeutenden Einfluss auf die vorgelagerten Stufen. Daher fordern wir von den Sportschuhherstellern Nike und Adidas:
- Handelsbeziehungen mit Lederlieferanten mit klaren Beziehungen zu Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zu beenden, bis diese Transparenz und Rückverfolgbarkeit bis zur Geburtsfarm sicherstellen sowie die Beziehungen zu Farmen mit Beziehungen zu Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen beenden.
- Druck auf die Leather Working Group auszuüben, um schnellstmöglich die komplette Rückverfolgbarkeit über die gesamte Rinderlieferkette bis zurück zur Geburtsfarm zu bewirken.
- Druck auf den EU-Gesetzgebungsprozess auszuüben, damit die segregierte Rückverfolgbarkeit von Rindern mit Geokoordinaten über alle Stationen bis hin zur Geburtsfarm und die Aufnahme von Lederprodukten im Review-Prozess sichergestellt wird.
Für eine effektive Gesetzgebung müssen die EU-Organe ein wirksames Gesetz gegen Entwaldung und Naturschädigung umsetzen, dass die folgenden Punkte enthalten sollte:
- Die Liste von entwaldungskritischen Materialien muss um Rohstoffe wie Kautschuk und Mais sowie weiterverbarbeitete Produkte wie Schuhe aus Leder ergänzt werden.
- Sofortiger Schutz von "anderen holzbestandenen Flächen" („other wooded land“) wie dem Cerrado und eine Verpflichtung zur Ausweitung der Verordnung zum Schutz weiterer natürlicher Ökosysteme (wie Savannen, Moor- und weiterer Feuchtgebiete) innerhalb eines Jahres.
- Die Verankerung der internationalen Menschenrechte, insbesondere der Rechte indigener Völker, lokaler Gemeinschaften und von Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, sowie spezifische Instrumente wie das Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC).
- Strenge Sorgfaltspflichten für Marktteilnehmer:innen und große Händler:innen, die eine vollständige Rückverfolgbarkeit auf der Grundlage der Geolokalisierung zu allen Polygonen, für alle Rohstoffe und Produkte ohne Ausnahmen verlangen. Die Einhaltung der Vorschriften sollte in Erklärungen zur Sorgfaltspflicht bestätigt werden, und die zur Einhaltung der Vorschriften ergriffenen Maßnahmen in regelmäßigen öffentlichen Berichten ausführlich dargelegt werden.
- Eine nur begrenzte Rolle für die Zertifizierung als "ergänzende Maßnahme", die die Marktteilnehmer:innen oder Händler:innen - wie von der Kommission vorgeschlagen - nicht von ihren Sorgfaltspflichten entbindet.
- Ein starker und umfassender Durchsetzungsrahmen, der obligatorische Mindestkontrollen - wie vom Parlament vorgeschlagen - und abschreckende, einheitliche Sanktionen sowie starke Mechanismen für den Zugang zur Justiz umfasst.
- Einen Stichtag für Entwaldungen, der - wie vom Parlament vorgeschlagen - spätestens auf den 31. Dezember 2019 festgelegt werden sollte.
- Maßnahmen zur Unterstützung vulnerabler Interessengruppen in den Erzeugerländern, insbesondere zur Stärkung indigener Völker, lokaler Gemeinschaften, Frauen, Kleinbauern und -bäuerinnen sowie der Zivilgesellschaft.
- Die in der Verordnung angestrebte segregierte Rückverfolgbarkeit von Rindern mit Geokoordinaten über alle Stationen bis hin zur Geburtsfarm darf nicht aufgeweicht werden.
Worauf kann ich beim Kauf von (Leder-)Schuhe achten? Sind Schuhe aus veganem Leder die bessere Wahl?
Der beste Schuh ist der, den Du schon hast. Wer mit gutem Gewissen Leder nutzen will, sollte nach Möglichkeit Second-Hand-Produkte nutzen. Wenn es unbedingt neue Schuhe sein müssen, dann hochwertige robuste Produkte, die eine lange Nutzungszeit ermöglichen. Wenn Leder nachhaltig gewonnen wird, kann es ein wertvolles Naturprodukt sein. Bisher gibt es kein Siegel, das die entwaldungsfreie Herkunft von Lederprodukten sicherstellt. Auf jeden Fall sollte man auf Ökosiegel hinsichtlich der verwendeten Chemikalien achten (etwa IVN oder OEKO-TEX).
Das gilt im Übrigen auch für Lederalternativen, denn auch diese können die Umwelt belasten. Auch in Lederimitaten können gesundheits- und umweltschädliche Zusätze enthalten sein (Schwermetalle, Weichmacher, Flammschutzmittel etc.). Lederersatz sollte außerdem frei von PVC sein. Schuhe aus veganem Leder sind nicht per se die bessere Wahl. Es kommt dabei auch auf die Nachhaltigkeit des jeweiligen Materials an. So hat z. B. auch die Verwendung von Lederalternativen aus Kunststoff den Nachteil, dass diese aus Erdöl hergestellt werden und schlecht abbaubar sind. Eine bessere Alternative sind daher Schuhe aus nachwachsenden Rohstoffen. Dabei kommt bereits eine Vielzahl an Rohstoffen zum Einsatz, z. B. Ananas, Kakteen, Kork oder das Wurzelgeflecht von Pilzen (Myzel). Diese Rohstoffe kommen bislang nicht großflächig bei der Herstellung von Schuhen zum Einsatz. Inwiefern diese Materialen in Zukunft in Konkurrenz mit anderen Lebensmitteln oder Produkten treten und wie diese dann angebaut werden bleibt abzuwarten – dies ist wichtig für die Bewertung der Nachhaltigkeit.