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Silvester 2.0

Donnerstag, 19.12.2019

Immer mehr Menschen können sich ein Silvester ohne Feuerwerk vorstellen: Die gesundheitlichen Risiken durch den enormen Anstieg der Feinstaubbelastung wollen sie nicht mehr in Kauf nehmen.

© P.Dziurman/REPORTER
Brandenburg Gate in Berlin, Germany

Der Artikel erschien in der DUHwelt 4/19.

Rund um den Jahreswechsel werden in Deutschland jedes Jahr bis zu 5.000 Tonnen Feinstaub (PM10) freigesetzt. Das entspricht in etwa einem Sechstel der Menge, die alle Fahrzeuge zusammen innerhalb eines Jahres ausstoßen. Bei ungünstiger Wetterlage ist die Feinstaubkonzentration über Stunden hinweg so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Vielerorts steigt sie auf über 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter im Stundenmittel. Zusätzlich belasten toxische Substanzen aus den Feuerwerkskörpern die Atemluft. Der Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen warnt: „Feinstaubspitzenbelastungen durch Silvesterfeuerwerk führen zu fünf bis sechs Tage anhaltenden Beschwerden. Silvesterfeuerwerk schädigt die Lungen von Kranken, Kindern und Gesunden in gleichem Maße, nur leiden Gesunde weniger. Aber die Lunge vergisst nichts!“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Grenzwert von maximal 20 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter im Jahresmittel. Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Feinstaub unbedenklich wäre. Die DUH zeigt emissionsarme Alternativen auf und fordert ein Umdenken sowie mehr Handlungsmöglichkeiten für Städte und Gemeinden. In 98 Kommunen hat sie die zuständigen Behörden aufgefordert, die Feinstaubbelastung an Silvester durch Restriktionen privater Feuerwerke zu reduzieren. Mehr als 100.000 Menschen haben unsere bundesweite Petition unterschrieben, um auf eine Anpassung des Bundesimmissionsschutzgesetzes und der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz zu drängen.

Bundesinnenminister Seehofer hat eine Gesetzesänderung in Aussicht gestellt, wenn auch erst frühestens Ende 2021. Gleichzeitig ruft die DUH dazu auf, Petitionen am eigenen Wohnort zu starten, damit die dort Verantwortlichen den bereits vorhandenen Spielraum zur Eindämmung der Böllerei nutzen. Um das neue Jahr farbenfroh und feierlich begrüßen zu können, gibt es Alternativen zu schwarzpulverbasierten Feuerwerken. So gibt es in Graz eine Wassershow mit virtuellen Inszenierungen und in Paris, Turin und Landshut Licht- und Lasershows.

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