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Kein Palmöl ist auch keine Lösung

Donnerstag, 09.04.2020

Warum könnte der generelle Verzicht auf Palmöl dem Regenwald mehr schaden als ihm zu helfen? Und wie erkennt man Palmöl aus nachhaltigem Anbau? Die Deutsche Umwelthilfe erklärt die Hintergründe und macht sich für Lösungen stark.

© Imago photo - stock.adobe.com

Der Artikel erschien in der DUHwelt 1/20.

Zu Recht steht konventionell hergestelltes Palmöl in der Kritik. Der globale Durst nach Palmöl hat große Regenwaldgebiete in Südostasien, vor allem in Indonesien und Malaysia, zerstört. Wo Wälder und metertiefe Torfböden brennen, um Anbauflächen zu gewinnen, entweichen Unmengen an Klimagasen.

Vielschichtige Interessen treiben die Rodungen voran

Löst ein Verzicht auf Palmöl das Problem des Waldverlusts? Die Antwort ist „Nein“. Denn Regierungen, Großplantagenbesitzer und Kleinbauern wollen ihre Landwirtschaftsflächen stetig ausweiten. Bezöge die EU als zweitgrößter Importeur kein Palmöl mehr, würde der Überhang von großen Abnehmern wie China und Indien aufgekauft werden. Außerdem veranlasst auch die Holz- und Papierindustrie Rodungen; erst anschließend folgen die Ölpalm-Plantagen. Kautschuk, Kakao und andere tropische Agrarpflanzen sowie der Bergbau – sie alle haben einen Anteil an der Zerstörung von Wäldern.

Ein Verzicht auf Palmöl würde also viele Treiber der Entwaldung gar nicht berühren. Manche Zertifizierungssysteme suchen daher nach Wegen, nicht einzelne Rohstoffe, sondern ganze Regionen einzubinden. Auch der Ersatz von Palmöl durch andere Pflanzenöle birgt Probleme. Raps, Kokospalmen und Soja benötigen im Vergleich zu Ölpalmen die fünf- bis achtfache Anbaufläche für dieselbe Ölausbeute.

Siegel unterstützen den Schutz von Regenwäldern

Oft dürfen nur Flächen, auf denen zuvor kein Wald gerodet worden ist – Stichjahr ist häufig 2008 – für den zertifizierten Ölpalm-Anbau genutzt werden. Auch Moore, Schutzgebiete und sonstige Standorte mit seltenen Artenvorkommen sind tabu. Den Waldbestand überwachen einige Unternehmen mithilfe von Satellitenbildern. So können Lebensräume bedrohter Tierarten wie dem Orang-Utan besser bewahrt werden. Gleichzeitig schreiben die Zertifizierungssysteme einen Anbau gemäß umwelt- und sozialverträglichen Kriterien vor und kontrollieren deren Einhaltung vor Ort. Allerdings gibt es bei allen Siegeln erheblichen Bedarf, die Umsetzung sicherzustellen. Die Politik muss dringend Maßnahmen einleiten, die die Wirksamkeit von Siegeln weiter erhöhen.

Die Sicht der Entwicklungszusammenarbeit

Zertifizierung kann Lieferanten in schlecht regulierten oder von Korruption geplagten Ländern hin zu umweltschonenderen Praktiken beeinflussen. Als Mitverursacherin bisheriger Waldrodungen steht die EU nun in der Verantwortung ausschließlich nachhaltiges Palmöl zu beziehen und den Erhalt der Wälder sicherzustellen. Die Umwelthilfe fordert die Bundesregierung deshalb auf, schnellstmöglich ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmöl – frei von Entwaldung – auf den Markt zu lassen. Parallel muss sie eine Kennzeichnungspflicht für nachhaltige Pflanzenöle in allen Branchen einführen. 

Tipps und Hintergründe

  1. Achte auf eine gesunde Ernährung mit besonders wertvollen Ölen wie Sonnenblumen-, Raps- und Olivenöl. Bevorzuge frische Zutaten gegenüber Fertigprodukten und wähle bei tierischen Lebensmitteln ausschließlich Biozertifizierte Ware. Denn Palmöl steckt in Süßigkeiten, Snacks, Backwaren, Tiefkühl- und anderen Fertigprodukten. Es steckt aber auch in konventionellen Futtermitteln.
  2. Kauf ausschließlich nachhaltig zertifizierte Palmöl-Produkte, auch wenn es bislang nicht das „perfekte Siegel“ gibt. Die Nachfrage ist ein wichtiges Signal und trägt dazu bei, eine nachhaltige Entwicklung der Anbauländer zu fördern. Bevorzuge Biozertifizierte Lebensmittel in Kombination mit einem Fairhandels-Siegel (z.B. Fair for Life, Hand in Hand). RSPO ist ein Mindeststandard, der erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit geht.
  3. Boykottiere Hersteller von Lebensmitteln, Kerzen, Reinigungs-, Pflege- und Kosmetikprodukten, wenn du herausfindest, dass diese nicht-nachhaltiges Palmöl einsetzen. Leider könnt ihr nur bei Lebensmitteln aufgrund der Inhaltsstoffliste sicher erkennen, ob Palmöl enthalten ist. Ob Palmöl aus nachhaltigem Anbau stammt, muss leider immer noch nicht verpflichtend angegeben werden.
  4. Wir sagen: Lebensmittel im Tank sind ein Skandal! Unterstütze unter www.duh.de/regenwald-protest/ unsere Petition zum schnellstmöglichen Verbot von Palm- und Sojaöl im Biodiesel in Deutschland! Denn etwa die Hälfte des hierzulande verbrauchten Palmöls fließt in Biosprit und andere energetische Nutzungen.

Verwaltung als Vorbild

Mit seinen Bildungseinrichtungen, Gerichten und Behörden ist der Staat selbst der größte Konsument im Land. Er hat die Verantwortung, Impulse für den Import nachhaltiger Produkte zu setzen. Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover übernimmt in einem neuen Projekt der Deutschen Umwelthilfe nun eine Vorreiterfunktion hinsichtlich nachhaltigen Palmöl-Konsums. Der zentrale Einkauf beschafft Produkte, etwa für die Gebäudereinigung, und achtet dabei zukünftig auf nachhaltiges Palmöl. Gleichzeitig regen die Stadt und die Deutsche Umwelthilfe in Schulen, Krankenhäusern, Werkstätten und privaten Einrichtungen wie dem Zoo oder der Stadtreinigung, eine Umstellung auf nachhaltige Palmöl-Produkte an. Bürgerinnen und Bürger können sich auf Informationsmaterial und Aktionen rund um Nachhaltigkeitssiegel und Regenwaldschutz freuen. 

Ab sofort können sich weitere Kommunen bei der Umwelthilfe für eine Beratung zur Beschaffung nachhaltiger Palmölprodukte unter kickler@duh.de anmelden.

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