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„Die Förderprogramme müssen einfacher und flexibler werden.“

Freitag, 14.02.2020

Aufwändig, zu bürokratisch und unterfinanziert: Die aktuelle Förderpraxis der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) behindert ein sozialgerechtes und energieeffizientes Bauen. Obwohl der Gebäudesektor ein immens großes Potenzial birgt, klimaschädliches CO2 einzusparen, herrscht hier klimapolitischer Stillstand. Ein Interview mit Bernhard Bihler, Bauherr vom Bodensee.

© privat

Herr Bihler, welche Art von Gebäuden bauen Sie bzw. für welchen Zweck?

Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das Wohnbau und Gewerbeimmobilien ausschließlich zum Zweck der Vermietung baut.

Welche Unterstützung bietet Ihnen die KfW-Bank bei Ihrer Bautätigkeit?

Die Kosten, die durch Mehraufwendungen entstehen, können durch Zuschüsse der KfW teilweise gedeckt werden.

Welche Hürden bestehen für Sie bei der Inanspruchnahme der Fördergelder?

Das Problem ist, dass die Fördergelder der KfW nur in Kombination mit einem Darlehen in Anspruch genommen werden können. Deshalb verzichten viele vor allem aus dem gewerblichen Bereich generell auf KfW-Mittel, eine energetische Sanierung findet dann nicht statt.

Es muss unbedingt eine Wahlmöglichkeit zwischen einem Darlehen, einem direkten Zuschuss oder steuerlicher Abschreibung entwickelt werden.

Die Bundesregierung möchte bis 2050 einen möglichst klimaneutralen Gebäudebestand erreichen. Auch Sie möchten möglichst energieeffizient bauen und zum Klimaschutz beitragen. Lässt sich das verwirklichen?

Rein technisch gesehen ist es gar kein Problem, energieeffizient zu bauen: Zur Zeit bauen wir im KfW-Effizienzhausstandard 40plus, das heißt klimaneutral.

Welche Rolle spielt das Eigeninteresse der KfW bei der Vergabe der Förderung?

Die KfW ist eine Bank, das heißt sie möchte Darlehen vergeben. Ihre Zuschüsse werden so mit den Darlehen verbunden, dass das Eigeninteresse der Bank dabei im Vordergrund steht.

Was müsste sich aus Ihrer Sicht an den Förderbedingungen ändern?

Wie bereits gesagt, sollte es bei den Fördermitteln immer ein Wahlrecht zwischen einem Darlehen, einem Zuschuss oder einer steuerlichen Abschreibung geben. So kann jede*r Investor*in und jedes Unternehmen die für sich beste Möglichkeit auswählen. Besonders bei Bauträgergeschäften und im Industriebau würde dies zu extremen Veränderungen führen.

Die verschiedenen Förderprogramme sollten miteinander kombinierbar sein – das bestehende System behindert die Vereinbarkeit von sozialem Wohnungsbau und energieeffizientem Bauen, indem man sich zwischen den Zielen entscheiden muss. Die Förderprogramme müssen einfacher und flexibler werden.

Außerdem dürfen die Kriterien und die Aufsicht über Zuschüsse nicht einer Bank überlassen werden, sondern müssen durch eine sogenannte Clearingstelle festgelegt werden. Erst dann darf eine Bank eingeschaltet werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Paula Brandmeyer, Stellvertretende Bereichsleiterin Energie- und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe.


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