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„Der Erhalt der Biodiversität ist eine globale Aufgabe“

Berlin, Freitag, 23.12.2016

Im mexikanischen Cancún fand Mitte Dezember 2016 die 13. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (kurz: COP 13 (Conference of the Parties) der CBD (Convention on Biological Diversity)) statt. Auf diesen Zusammenkünften oder COPs, die alle zwei Jahre in unterschiedlichen Ländern stattfinden, verhandeln und beschließen die 196 Vertragsstaaten internationale Verpflichtungen bezüglich des Erhalts und der nachhaltigen Nutzung der Biodiversität. Unser Leiter für Naturschutz Ulrich Stöcker war vor Ort.

© DUH
© DUH


22. Dezember 2016

>Mainstreaming Biodiversity< war das zentrale Motto der Cancún-Konferenz. Was ist damit gemeint?

Damit ist die Integration des Naturschutzes in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft und auch in den Tourismus gemeint. Wie wichtig eine nachhaltige Nutzung unserer Natur ist, sehen wir in Deutschland vor allem daran, dass die agrarindustrielle Landnutzung die Hauptursache für den Rückgang unserer biologischen Vielfalt ist. Je stärker wir auf konventionelle Methoden setzen, desto größer ist der Schaden an der Natur.

Im Vorfeld der Konferenz wurde gesagt: Es sollen keine neuen Ziele vereinbart werden, sondern bereits beschlossene Ziele umgesetzt werden. Hat man diese Zielsetzung einhalten können?

Im Wesentlichen Ja; hier wurden teilweise konkrete Aktionspläne zur Umsetzung bereits bestehender Ziele wie etwa der Abbau aller für die biologische Vielfalt schädlicher Subventionen beschlossen. Das betrifft vor allem die Landwirtschafts- und Fischereipolitik der EU und Deutschlands, aber etwa auch den Braunkohlenbergbau.

Welche zentralen Themen wurden auf der Konferenz in Cancún noch diskutiert?

Neben der zentralen Frage der Umsetzung des strategischen Plans mit den 20 sog. Aichi-Zielen haben sich die 196 Mitgliedstaaten auf zusätzliche Meeresschutzgebiete verständigt. Außerdem sollen Klimaschutzmaßnahmen nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt gehen dürfen. In beidem hat gerade Deutschland teilweise erheblichen Nachholbedarf. Weiterhin gründete sich eine „Koalition der Willigen“ zum Schutz bestäubender Insekten und anderer Kleintiere insbesondere vor Pestiziden, der auch Deutschland angehört. Dies wird von uns als Deutscher Umwelthilfe sehr begrüßt, nachdem wir bereits im April auf die ungeheure Dimension des Rückgangs von Bestäubern hingewiesen hatten.

Ein Ziel der internationalen Biodiversitäts-Konvention (Convention on Biological Diversity, CBD) ist es, bis 2020 den Wert der biologischen Vielfalt in die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einzubeziehen.  Was bedeutet das konkret?

Das bedeutet konkret eine Abkehr vom Bruttosozialprodukt als alleinigem Bewertungsmaßstab, in dem bisher ja sogar Umweltschäden positiv veranschlagt  werden. Vielmehr sollen, was die DUH bereits 2012 bei der COP 11 im indischen Hyderabad gefordert hat, die Leistungen der Ökosysteme wie auch ihre Schäden gebührenden Niederschlag in der Gesamtrechnung der Bundesregierung finden. Viele Güter und Leistungen der Natur sind die Grundlage unseres Wohlergehens – das fängt bei frischer Luft und sauberem Wasser an und hört beim Spaziergang im Grünen noch lange nicht auf. Nicht immer sind wir uns dieser Ökosystemleistungen bewusst; bei privaten, unternehmerischen und politischen Entscheidungen werden sie bisher nicht angemessen berücksichtigt.

Was nehmen Sie für die nationale Naturschutz-Arbeit aus Mexiko mit?

Drei Dinge: Erstens weiten die Kontakte mit engagierten Naturschützern aus vielen verschiedenen Ländern den Blick dafür, wie global die Probleme beim Erhalt der Biodiversität sind. Dies betrifft nicht nur die Wilderei etwa von Nashörnern, Tigern und Schuppentieren und den Wildtierschmuggel oder das nach wie vor kaum gebremste Abschlachten von Haien in unseren Weltmeeren. Sondern vor allem auch die Folgen unseres Konsums in Europa und Nordamerika wie etwa der viel zu hohe Fleischkonsum.

Zweitens ist mir – auch durch sehr positive Rückmeldungen vor Ort - sehr klar geworden, dass die intensive Befassung der DUH mit dem Konzept der Inwertsetzung von Ökosystemleistungen den richtigen Weg verfolgt und mit diesem Ansatz der Naturschutz international gestärkt werden kann wie etwa beim Aufbau des mexikanischen Schutzgebietssystems deutlich wird. 

Drittens schließlich trifft das auch auf weitere Themen unserer Naturschutzarbeit zu, wie etwa auf unsere Wildnis-Projekte. So habe ich in Cancún erste Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen aus Kanada, Mexico, Brasilien, Singapur und China in Vorbereitung des nächsten Welt-Wildnis-Kongresses 2018 in Peking und Yunnan treffen können, um bis dahin unsere gemeinsame Arbeit zu den „Wild Cities“ weiter voranbringen zu können.

Die Fragen stellte Laura Holzäpfel.

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