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„Das Gas muss schnellstmöglich vollständig aus den Pipelines entfernt werden“

Donnerstag, 29.09.2022

Derzeit erregen die Leckagen an den Nord-Stream-Pipelines internationales Aufsehen. Im Interview erläutert unser Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner die dramatischen Klimaauswirkungen und wie unsere langjährigen Mahnungen immer wieder von den Behörden in den Wind geschlagen wurden.

© Stefan Wieland

Wie gefährlich ist das Austreten von Gas für Meer, Umwelt und Menschen?

Die größten Gefahren bestehen für Klima und Schiffsverkehr. Gas besteht aus Methan. Methan ist ein hochgefährliches Treibhausgas und schadet dem Klima über den Zeitraum von 20 Jahren 80 Mal so stark wie CO2. Wenn das Gas aus den Pipelines komplett in die Atmosphäre eintreten sollte, hat dies langfristig auch einen gigantischen Effekt auf die Klimabilanz. Außerdem kann Methan sich, sobald es an der Wasseroberfläche mit Sauerstoff in Berührung gerät, spontan entzünden.  Deswegen mussten bereits Bereiche der Ostsee für den Schiffsverkehr gesperrt werden. Der erhebliche Druckabfall, der sowohl bei Nord Stream 1 als auch 2 eingetreten ist, lässt befürchten, dass es sich um eine größere Havarie handelt und bereits erhebliche Mengen Methan in die Ostsee gelangt sind. Wenn nicht schnell gehandelt wird, landet der gesamte Inhalt der beschädigten Pipelines in der Atmosphäre - laut unseren Berechnungen bis zu 356.000 Tonnen Methan. Dies entspricht umgerechnet 28,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, wenn das Methan vollständig in die Atmosphäre entweicht. Nur zum Vergleich: Das entspräche ca. 63% der 2020 in ganz Dänemark aufgetretenen CO2-Emissionen. 

Wie kommen Sie auf diese Zahlen?


Laut Pressemitteilung der Nord Stream 2 AG vom 18. Oktober 2021 waren die Pipelinestränge mit jeweils 177 Millionen Kubikmeter Gas gefüllt. Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 verfügen über jeweils zwei Stränge, die über die gleiche Kapazität verfügen. Bei drei beschädigten Strängen bedeutet dies, dass 3*177 = 531 Millionen Kubikmeter Gas bzw. Methan in die Atmosphäre zu entweichen drohen. Dies entspricht 356.000 Tonnen Methan. 

Ist das Gas auch eine Gefahr für Lebewesen im Wasser?

Kurzfristig sind bei den Explosionen unter Wasser und über lokal auftretenden Erstickungstod wohl auch Meerestiere zu Schaden gekommen. Langfristige Schäden sind aber wohl nicht zu befürchten. Methan ist zum Glück nicht giftig und nur schwer wasserlöslich. 

Was muss jetzt getan werden? Muss die Bundesregierung auch aktiv werden?


Das Gas muss schnellstmöglich vollständig aus den Pipelines entfernt werden. Das ist in 2 Richtungen möglich – über Russland in St. Petersburg und über die deutsche Seite in Lubmin. Da das Gas Russland gehört, steht die russische Seite eigentlich in der Pflicht, etwas dagegen zu tun. Hier kann man nur hoffen, dass Gazprom verantwortungsbewusst handelt. Denn an gefüllten Pipelines können auch keine Schweißarbeiten ausgeführt werden. Auch die Bundesnetzagentur sowie das Verkehrs- und Wirtschaftsministerium stehen in der Pflicht, eine Lösung vorzulegen, wie der Schaden schnell behoben werden kann. Wichtig ist, dass schnellstmöglich das verbleibende Gas aus den Leitungen entfernt wird, um weitere Risiken zu minimieren. Es rächt sich jetzt, dass die zuständigen deutschen Behörden, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie und das Bergamt Stralsund während des Genehmigungsverfahrens für Nord Stream 2 weder auf eine umfassende Klimaverträglichkeitsprüfung der Pipeline noch auf eine unabhängige Überwachung ihrer Sicherheit gedrungen haben. Die Genehmigung der Pipeline muss deshalb aus Sicherheits- und Klimaschutzgründen umgehend zurückgenommen werden.

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