Fast Fashion – Müllproblem und Gesundheitsgefahr
Billig produziert, kurz getragen, schnell entsorgt – unsere Kleidung ist zum Plastik-Wegwerfprodukt geworden. Wir brauchen jetzt die Transformation - für Mode, die Zukunft hat und für Marken, die Verantwortung tragen!
Unsere Kleidung – gewebte Wegwerf-Plastiktüten?!
Die Textilindustrie ist jahrelang unter dem politischen Radar geflogen, dabei gehört sie zu den ressourcenintensivsten und umweltschädlichsten Branchen der Welt: Fast 70 Prozent aller weltweit hergestellten Textilien bestehen heute aus erdölbasierten Kunstfasern – Polyester, Nylon oder Elastan. Sie machen Kleidung dehnbar, leicht und billig, doch sie verbinden die Modeindustrie untrennbar mit dem fossilen Zeitalter.
Schon heute verursacht die Herstellung dieser Fasern rund 880 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jährlich. 2030 werden es voraussichtlich 1,2 Milliarden Tonnen sein – so viel, wie wenn alle 49 Millionen Autos in Deutschland 25-mal im Kreis um den Globus fahren würden.
Bei der Produktion und jedem Waschgang lösen sich zudem Millionen winziger Mikroplastikfasern, die oft kaum gefiltert in die Luft und Flüsse und Meere gelangen. Kleidung ist längst nicht mehr nur ein Umweltproblem, sie ist auch ein Gesundheitsrisiko.
Slow Fashion statt Fast Fashion!
Modemarken müssen endlich Verantwortung tragen: Fordere mit uns einen Wandel in der Textilindustrie!
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© Christian Jansen Viola Wohlgemuth
Senior Expert Textil und Kreislaufwirtschaft
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Das lineare Geschäftsmodell der Zerstörung
Mode ist zum Massenprodukt geworden, ihr Lebenszyklus verkürzt sich stetig. Die Ultra-Fast-Fashion-Plattform SHEIN bringt täglich 6.000 bis 9.000 neue Designs online, und über 400.000 Pakete von SHEIN und TEMU erreichen jeden Tag Deutschland – größtenteils per Luftpost. Diese Geschwindigkeit hat ihren Preis: Sie verschärft Ausbeutung, Überproduktion und Umweltzerstörung. Jede Sekunde wird irgendwo auf der Welt eine LKW-Ladung Kleidung verbrannt oder deponiert.
Auch in Deutschland zeigt sich die Dimension: Wir konsumieren jährlich etwa 1,56 Millionen Tonnen Textilien – das sind rund 19 Kilogramm pro Person. Fast alles wird importiert, und der größte Teil landet nach kurzer Nutzung im Abfall und Export. In Ländern wie Ghana oder Chile ersticken Strände, Märkte und Wasserläufe unter den Alttextilien Europas.
Das Recycling-Märchen der Modeindustrie
Mit steigender Kritik und wachsendem Umweltbewusstsein der Menschen verkauft sich nun auch die Modeindustrie als Vorreiterin der Kreislaufwirtschaft. Doch der schöne Schein täuscht: Weniger als 1 Prozent der gesammelten Textilien wird tatsächlich Faser-zu-Faser recycelt, also zu neuer Kleidung verarbeitet. Nur 3 Prozent der verkauften Kleidung bestehen überhaupt aus recycelten Materialien – und selbst diese bestehen überwiegend aus recyceltem Polyester aus PET-Flaschen.
Das bedeutet: Wenn „Recycling“ auf einem Label steht, stammt das Material fast immer aus Flaschen der Getränkeindustrie, nicht aus alter Kleidung. Das entzieht dem sauberen PET-Strom wertvolle Ressourcen für das Recycling von Lebensmittelverpackungen und schafft keine echten Textilkreisläufe.
Ein System am Limit – und was sich ändern muss
Damit sich am Geschäftsmodell - basierend auf Wachstum durch Verschwendung - etwas ändert, müssen Hersteller Verantwortung übernehmen. Konkret: Kleidung muss rücknehmbar, reparierbar, wiederverwertbar und am Lebensende auch recyclebar sein sein. Unternehmen müssen dafür zahlen, wenn sie Umwelt und Ressourcen belasten – und profitieren, wenn sie Kreisläufe schaffen.
Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR): Jetzt ist der Moment für Veränderung
Noch nie war der politische Moment günstiger: Mit der Einführung einer Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien bietet sich jetzt die einmalige Chance, die Weichen für eine zukunftsfähige Textilwirtschaft zu stellen und gesetzlich festzulegen, dass die Verantwortung der Hersteller nicht am Verkauf endet, sondern bis zum Lebensende eines Produkts reicht. Die DUH fordert deshalb eine EPR, die diesen Namen verdient:
- Verbindliche Zielvorgaben: Für weniger Textilabfälle und hohe Wiederverwendungsquoten innerhalb und außerhalb Deutschlands.
- Finanzielle Anreize und Malus-Systeme: Hersteller, die langlebige, reparierbare und recyclingfähige Produkte auf den Markt bringen, zahlen weniger. Fast-Fashion-Anbieter und Mischfaserproduzenten zahlen mehr.
- Zielkontrolle und Sanktionen: Das Umweltbundesamt muss die Einhaltung der Umweltziele regelmäßig prüfen und Verstöße ahnden.
- Verbindliche Zweckbindung der EPR-Mittel: Mindestens 25 Prozent der Beiträge müssen in Fonds fließen, die Second Hand-, Reparatur- und Sharing-Strukturen fördern.
Unsere Vision: Mode, die bleibt
Wir wollen Mode, die nicht zerstört, sondern schützt – vor Ausbeutung, Müllbergen und Mikroplastik. Unsere Vision ist eine Textilwirtschaft, in der Kleidung zu leihen, zu reparieren, zu tauschen oder upzucyceln die neue Normalität sind. Wir brauchen einen flächendeckenden, alltagstauglichen und bezahlbaren Zugang zu zirkulären Konsumangeboten. Dafür braucht es eine politische Förderung der Infrastruktur und öffentliche Sichtbarkeit, denn immer mehr Menschen wollen bereits nachhaltiger konsumieren. Mode darf nicht länger Teil der globalen Müllkrise sein. Sie muss Teil der Lösung werden – für Umwelt, Klima und Gerechtigkeit weltweit.




