Feuchtlebensräume im Nessetal schützen und entwickeln
Im FFH-Gebiet „Nessetal – Südlicher Kindel“ sowie in den Gemeinden Nessetal und Hörsel beeinträchtigen Tiefenerosion, Sedimenteinträge und eine fehlende Flussdynamik die Gewässer. Das Projekt Auenland setzt hier an. Ziel ist es, die ökologischen Funktionen der Nesse und ihrer Nebengewässer zu verbessern, Lebensräume wiederherzustellen und die Artenvielfalt zu fördern. Gleichzeitig leistet das Projekt einen Beitrag zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und zur Anpassung an den Klimawandel.
Ziele des Projekts
Das Projekt Auenland verbindet Naturschutz, Gewässerschutz und Klimaanpassung. Durch die Reduzierung von Sedimenteinträgen und die Wiederherstellung natürlicher Flussprozesse sollen Lebensräume verbessert und die Biodiversität gefördert werden. Zudem trägt das Projekt dazu bei, das Verständnis für Kolmation – also die Verstopfung des Bachbodens durch feine Sedimente – zu vertiefen. Ein weiteres Ziel ist es, die Bedeutung von Auenlandschaften stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und ihre ökologische Funktion zu vermitteln.
Mehr Dynamik für die Nesse
Ein gezielter Uferanriss mit einer begleitenden Nebenrinne gibt der Nesse neuen Raum zur Entwicklung. Der Fluss kann dadurch wieder selbstständig Strukturen ausbilden und zwischen Erosion und Ablagerung wechseln. Diese natürliche Dynamik fördert die Vielfalt an Lebensräumen im und am Gewässer. Von den wechselnden Strömungsverhältnissen und den neuen Uferstrukturen profitieren viele Tier- und Pflanzenarten, die auf solche dynamischen Bedingungen angewiesen sind.
Lebensräume für die Gelbbauchunke
Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Schutz der Gelbbauchunke (Bombina variegata). Diese stark gefährdete Amphibienart ist auf temporär wasserführende, sonnenexponierte Kleingewässer angewiesen. Im Rahmen des Projekts entstehen flache Muldenstrukturen, die sich zeitweise mit Wasser füllen und fischfrei bleiben. Sie bieten ideale Laichplätze und Rückzugsräume, in denen der Räuberdruck gering ist und die Konkurrenz durch andere Arten minimiert wird. Auf diese Weise trägt das Projekt dazu bei, die Population der Gelbbauchunke im Nessetal langfristig zu sichern.
Strukturverbesserungen an Nebengewässern
Auch an den Nebengewässern der Nesse werden gezielt Maßnahmen umgesetzt. Viele dieser Bäche sind durch Tiefenerosion und hohe Sedimenteinträge stark beeinträchtigt. Um dem entgegenzuwirken, werden Querriegel errichtet, die Sedimente zurückhalten, die Bachsohle anheben und neue Mikrohabitate schaffen. So gewinnen die Gewässer an Strukturvielfalt, und ihre Fähigkeit, Wasser in Trockenzeiten zurückzuhalten, wird verbessert. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Stabilisierung der ökologischen Funktionen bei, sondern wirken auch den Folgen des Klimawandels entgegen.
Datenerhebung und Monitoring
Damit die Maßnahmen gezielt geplant und ihre Wirkung überprüft werden können, wird das Gewässersystem umfassend untersucht. Sedimentmessungen, Drohnenaufnahmen, Uferkartierungen, Elektrobefischungen und Messungen der Kolmation liefern wertvolle Informationen über die Zustände der Gewässer und deren Veränderungen. Diese Daten bilden die Grundlage für die Planung und Erfolgskontrolle der Maßnahmen und fließen zugleich in die Öffentlichkeitsarbeit ein, um den Projektfortschritt transparent darzustellen.
Wissenstransfer und Beteiligung
Das Projekt verbindet fachliche Arbeit mit Bildung und Beteiligung. Studierende und Freiwillige werden aktiv in Kartierungen, Exkursionen und ein Science Camp eingebunden. Dabei sammeln sie praktische Erfahrungen im Naturschutz und tragen zur Datenerhebung bei. Darüber hinaus finden Austauschformate mit Landwirtinnen, Landwirten und Kommunen statt, um gemeinsam tragfähige Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung der Auenlandschaften zu erarbeiten. Ziel ist es, den Lebensraum Nesse stärker in das Bewusstsein der lokalen Bevölkerung zu rücken und das Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu fördern.
Das Projektgebiet
Das Projektgebiet umfasst das FFH-Gebiet „Nessetal – Südlicher Kindel“ sowie angrenzende Flächen in den Gemeinden Nessetal und Hörsel. Es liegt westlich von Gotha, etwa zehn Kilometer östlich von Eisenach und rund 45 Kilometer westlich von Erfurt. Die Nesse prägt das Landschaftsbild dieser Region und bildet die Grundlage für ein wertvolles Netzwerk von Feuchtlebensräumen, das im Rahmen des Projekts geschützt und weiterentwickelt wird.
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Kontakt
Erik Rohe
Projektmanager Auenland
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