F-Gase: Treiber der Klima- und PFAS-Krise
Neben der Klimakrise und dem Verlust der biologischen Vielfalt sind wir mit einer weiteren, unsichtbaren Krise konfrontiert: Der chemischen Verschmutzung. Bereits im letzten Jahr wurden die planetaren Grenzen für chemische Verschmutzung überschritten. Die Gruppe der per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) stellt einen wesentlichen Teil dieses Problems dar.
PFAS werden auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet, da sie nicht auf natürliche Weise abgebaut werden können und sich zunehmend in unseren Ökosystemen anreichern. Expert*innen auf der ganzen Welt, darunter auch die europäischen Umwelt- und Chemikalienagenturen, äußern ihre Besorgnis und bezeichnen PFAS als eine globale Bedrohung für die Gesundheit von Menschen und Umwelt.
Der größte Teil der PFAS-Emissionen stammt von fluorierten Gasen (F-Gase), die hauptsächlich als Kältemittel in Kühl- und Heizanwendungen eingesetzt werden. Ursprünglich ozonschädigend, dann extrem klimaschädlich, ist die neuste Generation der synthetisch hergestellten Gase Teil der PFAS Gruppe und sehr umweltschädlich. Im Gegensatz zu einigen PFAS-Anwendungen, die derzeit nur schwer zu ersetzen sind, können F-Gas-Anwendungen gut durch klima- und umweltfreundliche Lösungen auf der Grundlage natürlicher Alternativen wie CO2, Ammoniak, Kohlenwasserstoffe oder sogar Wasser ersetzt werden. Diese naturbasierten Technologien stehen bereits jetzt für einen breiten Einsatz zur Verfügung, doch mangelndes Bewusstsein bei politischen Entscheidungsträger*innen und Anwenderi*nnen sowie die starke Lobbyarbeit der chemischen Industrie behindern ihre Etablierung.
Umweltverschmutzung durch Abbauprodukt TFA
Gasförmige PFAS-Chemikalien werden häufig als Kältemittel verwendet. Bei ihrer Produktion und während oder nach ihrer Nutzung gelangen sie ungewollt oft in großen Mengen in die Atmosphäre. Dort zerfallen sie und bilden das Abbauprodukt Trifluoracetat (TFA), was durch Niederschlag in den Gewässerkreislauf kommt und zur Umweltverschmutzung beiträgt.
In Grund- und Oberflächengewässern ist TFA fast überall nachweisbar und die Konzentrationen steigen bedenklich an. Das Problem: TFA ist sehr mobil und verteilt sich schnell in Gewässern und kann nicht durch natürliche Prozesse abgebaut werden, d.h. es ist sehr persistent. Dadurch belastet es Ökosysteme und Trinkwasserressourcen, denn TFA ist nicht mit herkömmlichen oder ökonomisch machbaren Methoden der Trinkwasseraufbereitung entfernbar. So wird jedes einzelne TFA-Molekül über Generationen in unseren Gewässern verbleiben und das mit potenziell gesundheitsgefährdenden Folgen:
Deutsche Behörden haben im Juni 2024 einen Vorschlag für eine verschärfte (Neu-) Einstufung von TFA als reproduktionstoxisch Kat. 1B bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA eingereicht mit dem Gefahrensatz H360Df: "Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen."
Zusammenfassend kann für TFA festgehalten werden: Es ist eine nicht abbaubare synthetische Chemikalie, die sich überall im Wasserkreislauf verteilt, steigende Konzentrationen seit einiger Zeit dokumentiert werden, wobei TFA nicht wieder entfernt werden kann – und das bei womöglich so schwerwiegenden toxischen Effekten. Im Sinne des Vorsorgeprinzips ist es daher unerlässlich TFA-bildende Stoffe wie F-Gase zu verbieten, um weitere TFA-Einträge zu verhindern.
Auch Pestizide, die der Gruppe der PFAS-Chemikalien angehören, können sich in TFA abbauen. Deshalb gehen wir auch gegen diese Stoffe vor.
Mit Unterstützung eines EU-weiten Netzwerkes kämpfen wir für einen Wandel in Politik, Industrie und Gesellschaft hin zu nachhaltigen Praktiken, indem wir mit wichtigen Akteuren sprechen und strategisch an der EU- und nationalen Politik arbeiten. Auf EU-Ebene bilden der EU Green Deal und sein Ziel der Nullverschmutzung die Grundlage für unsere Bemühungen. F-Gase sind zwar in der EU-F-Gas-Verordnung geregelt, diese geht aber nicht auf die Umweltauswirkungen von F-Gasen ein, sondern berücksichtigt nur die Klimaauswirkungen. Eine Beschränkung von PFAS im Rahmen der Chemikalienverordnung REACH ist daher von zentraler Bedeutung.
Finden Sie weitere Informationen in unserem PFAS-Hintergrundpapier.

Christine Lützkendorf
Referentin F-Gase
E-Mail: Mail schreiben