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Pressemitteilung

Schleppende Energiewende kostet die Steuerzahler künftig Milliarden für CO2-Zertifikate

Freitag, 30.11.2018 Dateien: 1

Deutschland hält Zusagen zur CO2-Reduktion nicht ein und muss allein im Dezember 2018 etwa 660 Millionen Euro Steuergeld für CO2-Zertifikate ausgeben – Investitionen in erneuerbare Energien, klimafreundliche Verkehrssysteme und Gebäude würden Haushalt und Klima langfristig entlasten – Kurzfristige Reduktionsmaßnahmen stehen bereit, werden aber nicht umgesetzt

© VRD/ Fotolia

Berlin, 30.11.2018: Im Dezember 2018 muss die Bundesregierung erstmals CO2-Zertifikate zukaufen, weil das auf EU-Ebene versprochene Reduktionsziel in den Sektoren Gebäude und Verkehr nicht erreicht wird. Für jede Tonne zu viel ausgestoßenes CO2 muss Deutschland nun Zertifikate von anderen EU-Ländern kaufen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die Bundesregierung auf, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, statt den Bundeshaushalt mit unnötigen Ausgaben zu belasten.

Bleibt der bisherige CO2-Ausstoß unverändert, müssen Deutschlands Steuerzahler jährlich draufzahlen. Bis Ende 2020 entstehen so Mehrkosten von etwa 2 Milliarden Euro für eine verfehlte Klimapolitik. Bis Ende 2030 können noch einmal 30 bis 60 Milliarden Euro dazu kommen, da die Preise für CO2-Zertifikate voraussichtlich stark ansteigen werden. Dieses Geld fehlt für den nachhaltigen Klimaschutz in Deutschland.

Maßnahmen im Verkehrssektor könnten CO2 einsparen und das Klima langfristig entlasten. So würden beispielsweise ein Tempolimit auf Autobahnen, die Besteuerung von Kraftstoffen wie Kerosin oder Diesel nach CO2-Gehalt und eine Änderung der Dienstwagenbesteuerung schon kurzfristig zur Senkung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor führen.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Wegen der Versäumnisse der Bundesregierung beim Klimaschutz, müssen die Steuerzahler nun für CO2-Zertifikate zahlen. Ein besonderer Skandal ist, dass der Steuerzahler einerseits für Privilegien wie Dienstwagen aufkommen muss, diese aber andererseits so klimaschädlich sind, dass sie sich negativ auf Deutschlands CO2-Bilanz auswirken. Hier finanziert der Steuerzahler klimaschädliche Anwendungen, um anschließend auch noch den Schaden zu begleichen. Dies ist eine versteckte Erhöhung der Privilegien. Das Geld sollte besser in klimafreundliche Wärme und Mobilität fließen.“

Auch bei Gebäuden ist das CO2-Einsparpotenzial enorm. Hier sollte künftig jede ohnehin anfallende Instandhaltung der Fassade mit einer energetischen Modernisierung gekoppelt werden, um die Gebäudehülle für mehr Effizienz auf Vordermann zu bringen. Anstehende Heizungswechsel sollten für den Umstieg auf erneuerbare Wärme genutzt werden. Flankierend braucht es die richtigen staatlichen Vorgaben und Fördermaßnahmen, um sowohl die Sanierungsrate aber auch die Sanierungstiefe zu steigern.

Erneuerbarer Strom ist eine wesentliche Voraussetzung, um Treibhausgasemissionen im Wärme- und Mobilitätssektor zu verringern. Neben Energieeinsparung und mehr Effizienz spielen zunehmend elektrisch betriebene Wärmepumpen und Fahrzeuge eine wichtige Rolle. „Hierfür benötigen wir zusätzliche erneuerbare Energien als Antriebsenergie“, meint Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH. Um klimafreundlicher als die bisherige Technik zu sein, müssen sie mit erneuerbarem Strom betrieben werden. Schiffe, Flugzeuge und Teile des Schwerlastverkehrs werden zukünftig auf synthetische Kraftstoffe angewiesen sein, die gleichfalls auf Basis von erneuerbarem Strom erzeugt werden.

Der Ausstoß von CO2 wird derzeit nicht mit angemessenen Kosten belegt. „Energie wird falsch besteuert. Klimafreundliche Energie muss günstiger sein als fossile Energie aus z.B. Braunkohle. Wir brauchen eine Steuerpolitik, die Klimafreundlichkeit belohnt. Durch die dann sinkenden CO2-Emissionen wird der Zukauf von Zertifikaten vermieden“, so Ahmels weiter. So wird z.B. Strom – auch erneuerbarer Strom – im Vergleich zu Erdgas und Heizöl deutlich höher besteuert. Energieeinsparung, Investitionen in Energieeffizienz und der Umstieg auf erneuerbare Energien werden nicht ausreichend mit Anreizen belegt.

Hintergrund:

Die Mitgliedstaaten der EU sind in den Bereichen, die nicht vom EU-Emissionshandel (EU ETS) abgedeckt werden, zur Reduktion der CO2-Emissionen verpflichtet. Werden die Ziele verfehlt, müssen für jede Tonne Treibhausgas, die zu viel ausgestoßen wurde, Zertifikate bei anderen EU-Ländern gekauft werden, die ihre Ziele übererfüllt haben. 2017 hat Deutschland sein Ziel für die Bereiche Gebäude und Verkehr erstmals deutlich verfehlt, konnte das Defizit jedoch durch bestehende Gutschriften ausgleichen. Seit Dezember 2018 sind auch diese rechnerisch verbraucht und Deutschland muss Zertifikate zukaufen.

•    Erlaubte Emissionen 2017: 432 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
•    Tatsächliche Emissionen 2017: 465 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
•    Zu viel ausgestoßen 2017: 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
•    Kosten für Zukauf von CO2-Zertifikaten bei angenommenem Börsenpreis/Tonne CO2 von 20 Euro: 660 Millionen Euro (für 2018 wird hier von einer vergleichbaren Situation wie 2017 ausgegangen)
•    Mehrausstoß kumuliert bis einschl. 2020: geschätzt 100 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
•    Kosten für CO2-Zertifikate kumuliert bis einschl. 2020 bei angenommenem Börsenpreis/Tonne CO2 von 20 Euro: 2 Milliarden Euro
•    Mehrausstoß kumuliert 2020-2030: 616 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
•    Kosten für CO2-Zertifikate kumuliert 2020-2030 bei angenommenem Börsenpreis/Tonne CO2 von 50 bis 100 Euro: 30 - 60 Milliarden Euro

Links:

Das Positionspapier der DUH zur Sektorenkopplung finden Sie am Ende dieser Seite.

Kontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz
0151 16225863, ahmels@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

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