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Pressemitteilung

Palmöl blutet den Regenwald aus – Deutsche Umwelthilfe deckt steigenden Anteil im Biodiesel auf

Montag, 10.12.2018 Dateien: 1

Deutsche Umwelthilfe hat Dieselproben verschiedener Kraftstoffhersteller auf Palmöl untersucht – Anteil von Palmöl im Biodiesel stark angestiegen – DUH startet mit bildstarker Aktion europaweite Kampagne: EU-Kommission muss rechtskräftigen Ausstieg aus Palmöl im Diesel beschließen – Palmöl im Sprit ist keine Lösung für den Klimawandel

© Thorsten Katz / Fotolia

Berlin, 10.12.2018: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) startet heute, den 10. Dezember 2018, die erste Aktion in einer Kampagne, um auf die Zerstörung von artenreichen Regenwald- und Torfgebieten aufmerksam zu machen. Seit Jahren vernichtet die zunehmende Palmölproduktion die Regenwälder Südostasiens. Das wertvolle Speiseöl wird immer mehr im Biodiesel beigemischt. Das zeigt auch eine von der DUH durchgeführte stichprobenartige Messung des Palmöl-Gehalts in Sprit-Proben. Die DUH kritisiert die energetische Nutzung des Pflanzenöls speziell als Beimischung zum Biodiesel und appelliert an die EU-Kommission, Palmöl bis 2030 komplett aus dem Tank zu verbannen.

Innerhalb der Kampagne „Not in my Tank“ machte die DUH mit einer „Blutspende“-Aktion mit verkleideten Orang-Utans auf das Problem aufmerksam, das mit einem sinnlosen Sterben dieser und anderer bedrohter Arten durch den Verlust ihres Lebensraumes einhergeht.

Hierzu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Wertvolle Speiseöle als Kraftstoffzusatz zu verwenden ist absolut widersinnig, zumal sie das Klima nicht schützen, sondern eine katastrophale CO2-Bilanz aufweisen. Wir fordern die EU-Kommission auf, das Auslaufen der Beimischung von Palmöl im Diesel entgegen aller Widerstände seitens der palmölproduzierenden Lobby konsequent und rechtsverbindlich durchzusetzen. Palmöl ist ein wichtiges Lebensmittel – was an zertifiziertem Palmöl in der energetischen Nutzung eingespart wird, kann anderen Sektoren, wie dem Lebensmittelsektor zur Verfügung stehen.“

Die DUH hat zehn Biodiesel-Proben verschiedener Kraftstoffhersteller auf ihren Palmöl-Anteil untersucht. Entnommen wurden die Proben an verschiedenen Tankstellen in Nord- und Süddeutschland der Marken Shell, Aral, JET, ESSO, TOTAL und AVIA. Die Analyse ergab einen Durchschnittswert von rund 23 Prozent Palmölmethylester am siebenprozentigen Biomasseanteil der Dieselproben. Zum Vergleich: Untersuchungen von Greenpeace aus den Jahren 2009 bis 2011 ergaben Laborergebnisse zwischen 8 bis 11 Prozent – ein signifikanter Anstieg der Palmölbeimischung um das Doppelte. In Süddeutschland fallen ARAL und Shell mit Maximalgehalten von rund einem Drittel Palmöl im siebenprozentigen Biomasseanteil des Diesels auf, während im Norden ESSO und JET jeweils Anteile von 22 Prozent aufweisen.

Der Import billigen Palmöls in die EU zerstört tropische Ökosysteme in den Produktionsländern Südostasiens. Dies bedroht dort lebende Tierarten wie den Orang-Utan. Durch die Umwandlung von Wald- und Torfböden in Ölpalmen-Plantagen werden zudem enorme CO2-Emissionen frei, die nicht in der Klimabilanz des als klimafreundlich bezeichneten Biodiesels auftauchen. Zahlreiche Studien belegen, dass pflanzlicher Biodiesel in der Klimabilanz um 80 Prozent schlechter und Palmöl-Biodiesel um das Dreifache schlechter ist als fossiles Öl.

Die DUH setzt sich innerhalb des europaweiten Kampagnenbündnisses „Not in my Tank“ für eine rechtskräftige Umsetzung der bestehenden EU-Pläne zum Ausstieg aus der Palmölbeimischung zum Biodiesel bis 2030 ein. Beteiligt sind 13 Organisationen aus elf EU-Ländern. Der Aktion am heutigen Montag werden zwei weitere öffentlichkeitswirksame Events folgen.

Hintergrund:

Fast 19 Millionen Hektar nehmen die Palmöl-Plantagen in den Anbauländern Südostasiens ein. Das entspricht mehr als der Hälfte der Fläche Deutschlands. Mitverantwortlich ist Europas Durst nach Biodiesel: 4,3 Millionen Tonnen Palmöl landen jedes Jahr von den EU-Bürgern fast unbemerkt in deren Autotanks. Mehr als die Hälfte des gesamten Palmöls in Europa wird somit im Verkehrssektor verbrannt.

Nach der Biokraftstoff-Richtlinie und der Energiesteuer-Richtlinie von 2003 sowie der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) von 2009, müssen EU-Mitgliedsstaaten aktuell gewährleisten, dass der Endenergiebedarf im Verkehrssektor zu mindestens 10 Prozent durch erneuerbare Energien abgedeckt wird. Die Beimischung von Biomasse zum Sprit galt als einfache und billige Lösung für die Mineralölkonzerne. Als billiger Rohstoff wurde Palmöl schnell zum Vorreiter unten den beigemischten Pflanzenölen. Im Mai 2018 hat die EU-Kommission mit den Verhandlungen zur neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) ein Auslaufen der Beimischung von wertvollen Speiseölen, wie Palmöl, auf den Weg gebracht.

Die RED II verpflichtet die EU-Kommission, bis zum 1. Februar 2019 einen delegierten Rechtsakt zur Bestimmung der Biokraftstoffe mit hohem indirektem Landnutzungsänderungsrisiko (ILUC) zu erlassen, bei denen eine erhebliche Ausweitung der Produktionsfläche beobachtet wird, die zu hohen CO2-Emissionen durch den Anbau des Rohstoffes führen. Entwaldung durch Brandrodung und die Entwässerung von Mooren für das Anlegen von Palmöl-Plantagen führen zu so hohen CO2-Emissionen, dass der Rohstoff Palmöl ganz klar als „risikoreich“ zu klassifizieren ist. Gleichzeitig müssen die Kriterien für die Zertifizierung von Biokraftstoffen mit niedrigem indirektem ILUC festgelegt werden. Der Anteil der Rohstoffe der identifizierten Biokraftstoffe mit hohem ILUC-Risiko wird zunächst bis 2023, basierend auf dem Niveau von 2019, eingefroren und dann bis zum Jahr 2030 gänzlich aus den Tanks verbannt. Dies kann jedoch nur mit der rechtlichen Festsetzung durch die EU-Kommission geschehen. 

Links:

  • Das Hintergrundpapier „Dieselproben“, in dem Sie unsere Messergebnisse nachlesen können, finden Sie am Ende der Seite.
  • Zur Kampagnenwebseite „ Blutdiesel“ https://www.duh.de/regenwald/ und „Kein Palmöl in den Tank“ http://l.duh.de/p309s

Kontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de  

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

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