Bioenergie - Chance für das 3. Jahrtausend
Bioenergie ist vielfältig, in Ihrer Form ebenso wie bei Ihrem Einsatz. Die Verfeuerung von Holzpellets und Hackschnitzeln, die Vergärung von Biomasse zu Biogas und die Gewinnung von Kraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sind nur einige Beispiele, wie die Energieträger der Zukunft bereits heute aussehen können. Ob Wärme, Motorkraft oder Strom, alle Energieformen die wir in unserem Leben benötigen lassen sich auch aus biologischen, nachwachsenden Rohstoffen herstellen.
Die Nutzung solcher Brennstoffe soll nicht nur das globale Ressourcenproblem entschärfen, sondern auch die Klimaerwärmung eindämmen. Weil Energiepflanzen der Atmosphäre während ihrer Wachstumsphase das Kohlendioxid (CO2) entziehen, das bei ihrer Verbrennung wieder frei wird, entsteht ein Kreislauf, der sich allein aus der Kraft der Sonne speist. Perfekt wäre dieser Kreislauf jedoch erst, wenn ausschließlich nachwachsende Rohstoffe die Weltenergieversorgung übernähmen. Die Menschheit lebte dann nicht mehr vom gespeicherten solaren Erbe, das sich in Gestalt der fossilen Brennstoffe Kohle, Öl und Erdgas über hunderte von Millionen Jahren gebildet hat, sondern – wie in vorindustrieller Zeit - von den „laufenden Einnahmen“, die die Sonne zur Verfügung stellt. Der so genannte Treibhauseffekt spielt beim konsequenten Einsatz von Bioenergie keine Rolle mehr.
Kein "Rundum-Sorglos"-Konzept
Eine solche Perspektive bleibt jedoch vorerst Vision. Trotz der unbestreitbarem Vorteile, die der Einsatz von Bioenergie mit sich bringt, ist sie auf absehbare Zeit kein „Allheilmittel“ für den Energiehunger einer wachsenden Menschheit. Dies beginnt damit, dass nicht nur Autos und Glühbirnen für ihren „Betrieb“ Bioenergie benötigen , sondern auch Mensch und Tier. Konkret: Auf Flächen, auf denen Energiepflanzen wie Raps, Mais oder Zuckerrohr zur Biomasseproduktion angebaut werden, können nicht gleichzeitig Kartoffeln oder Weizen für Mensch und Tier wachsen. Gerade unter den Bedingungen des nach wie vor rasant wachsenden globalen Energiehungers wird die Flächenkonkurrenz zwischen Energie- und Nahrungsmittelproduktion erkennbar schnell zu einem zentralen Problem.
Vor allem in Entwicklungsländern besteht die Gefahr, dass landwirtschaftliche Nutzflächen künftig stärker für den lukrativeren Anbau von Energiepflanzen genutzt werden, und der Hunger in diesen Teilen der Erde weiter wächst. Darüber hinaus gefährdet der zusätzliche Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen mehr noch als bereits heute ökologisch unersetzliche Lebensräume wie die tropischen Regenwälder. Das Risiko ist durchaus real, dass Pellets aus Tropenholz den Weg in europäische Heizungen finden, von Flächen die anschließend dem industriellen Anbau von Nutzpflanzen wie Soja, Zuckerrohr, Mais oder Raps anheim fallen. Eine solche Entwicklung wäre nicht nur eine Gefahr für den sozialen und ökologischen Rahmen in unserer Welt, sondern sie würde auch prinzipiell umwelt- und klimafreundliche Technologien in Misskredit bringen.