Die Rückkehr einer Art

Die Kegelrobbe, benannt nach ihrer kegelförmigen Schnauze, ist Deutschlands größtes Raubtier. Nachdem sie jahrzehntelang gejagt wurde, erholen sich die Populationen langsam. Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich für ihren Schutz ein.

Lange Zeit hatte es die Kegelrobbe in deutschen Gewässern schwer. So schwer, dass die Tiere zeitweise in Deutschland sogar als ausgerottet galten. Mittlerweile hat sich neben den Kolonien auf Helgoland und Amrum in der Nordsee auch eine kleine Ostseepopulation in den Gewässern nahe Rügen stabilisiert, bis zu 350 Kegelrobben konnten dort gezählt werden. Besonders im Greifswalder Bodden können vor allem im Winter regelmäßig Gruppen beobachtet werden. Sehr zur Freude von Touristen, die die streng geschützten Meeressäuger von der Küste aus oder auf speziellen Kutterfahrten bestaunen können.

Konflikt mit den Fischern

Kegelrobben wurden Anfang des 20. Jahrhunderts - gegen Prämienzahlung - an der deutschen Ostseeküste so stark gejagt, dass das letzte Tier um 1920 getötet wurde. Nachdem die Robben seit Beginn dieses Jahrhunderts an die Küsten der deutschen Ostsee zurückkehren, sind sie den Fischern erneut ein Dorn im Auge. Da sie besonders den fischereiwirtschaftlich wichtigen Heringsschwärmen folgen, werden sie als Konkurrenz beim Heringsfang im Frühjahr wahrgenommen. Zudem beschädigen sie bei ihren Fischzügen öfter auch die Fischernetze und anderes Material. Mit dem Anstieg der Population der Kegelrobben steigt auch die Zahl der Totfunde , teils auch immer noch als Beifang in Fischernetzen.

Wir fordern einen Kegelrobben-Managementplan und effektive Konzepte für Meeresschutzgebiete

Ansätze, den Konflikt zwischen Mensch und Tier aufzulösen, gibt es bereits. So untersuchen Forschungsvorhaben zum Beispiel alternative Fischfanggeräte, um den Beifang von Meeressäugern und Seevögeln in Fischernetzen zu reduzieren. Im Frühjahr 2018 wurde ein Forschungsprojekt zur Bestandsaufnahme der Kegelrobben in Mecklenburg-Vorpommern und der Konfliktsituation mit Fischern bewilligt, ebenso werden Touristen und Sportbootfahrer über ein angemessenes Verhalten zum Schutz der Kegelrobben aufgeklärt.

Zwischen 2018-2020 wurden auch durch Kegelrobben verursachte Fraßschäden an Fischernetzen analysiert, seit 2020 können Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern für Fangausfälle durch Kegelrobben und beschädigte Netze Ausgleichszahlungen vom Land beantragen.

Und auch wenn ein Fachbeirat ‚Konfliktmangement Fischerei-Kegelrobbe‘ gegründet wurde, fehlt weiterhin ein gemeinsam erarbeiteter, verbindlicher Kegelrobben-Managementplan des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die DUH verlangt hier die Beschleunigung des begonnenen Prozesses, um zum einen die Bedürfnisse der Fischer zu berücksichtigen und zum anderen die Wildtiere konsequent zu schützen.

© A. Kuschel/DUH

Wir setzen uns für ein Miteinander von Fischern und Robben ein und fordern ein konstruktives und präventives Konfliktmanagement, statt die Tiere als bedrohliche Eindringlinge anzusehen. Dabei sprechen wir uns eindeutig gegen die bereits mehrfach geforderte letale Entnahme, d. h. Tötung von Robben, und für eine Beruhigung von deren Liege- und Wurfplätzen aus.

Wir fordern die Erarbeitung und Umsetzung eines umfassenden Schutzkonzeptes für die Meeresschutzgebiete der Ostsee, so dass dank effektiver Managementpläne und angepasster Fischereitechniken ein tatsächlicher Schutz für die marine Biodiversität gewährleistet werden kann.

Mit unseren grenzübergreifenden Projekten zu einem nachhaltigen Fischerei- und Schutzgebietsmanagement für das Stettiner Haff und die Pommersche Bucht setzen wir uns für eine gemeinsame Lösungssuche ein; hier war die deutsch-polnische Fachkonferenz „Meeresschutz ohne Grenzen“ im Oktober 2021 ein wichtiger Meilenstein.

Mit der Unterstützung von Naturtourismus-Angeboten gemeinsam mit dem 2019 gegründeten Verein „Rewilding Oder Delta“ wollen wir dazu beitragen, die Region um das Stettiner Haff in Richtung eines „grünen Tourismus“ langfristig weiterzuentwickeln; die Kegelrobbe ist für Naturbeobachter an der Küste ein hochattraktiver Zugewinn.

© Marco Hoffmann/Fotolia

Zwischen September und Dezember 2017 schwemmte das Meer im Greifswalder Bodden insgesamt 23 junge Kegelrobben an. So viele tote Robben, dass das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund im Januar 2018 Anzeige gegen Unbekannt erstattete, mit dem starken Verdacht auf eine bewusste Tötung der Tiere. Es konnte bereits festgestellt werden, dass die Robben keines natürlichen Todes gestorben waren, sondern ertranken. Die Staatsanwaltschaft ermittelte mit Hilfe von Spezialisten des Meeresmuseums Stralsund und Experten aus ganz Deutschland, denn bei der Tötung von streng geschützten Arten drohen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe.

Im Juli 2018 wurde das Verfahren dann aber im Sommer 2018 unverständlicherweise eingestellt. Obwohl ein Fischer in Verdacht geraten war, Fischreusen absichtlich so gestellt zu haben, damit die Robben sich darin verfangen und ertrinken, konnte kein Tatnachweis mit der für eine Anklage notwendigen Sicherheit angeführt werden, erklärte die Stralsunder Staatsanwaltschaft. Die DUH hatte zur Unterstützung der Beweisführung Mittel für DNA-Tests an den Fischreusen angeboten, worauf die Staatsanwaltschaft aber bedauerlicherweise nicht einging.


Kontakt

Copyright: © Steffen Holzmann

Sabrina Schulz
Stellvertretende Bereichsleiterin Naturschutz und Biologische Vielfalt
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