Neue Wildnis in Bergbaufolgelandschaften

Im Lausitzer Revier in den Ländern Brandenburg und Sachsen hat die Braunkohleförderung eine lange Tradition. Vor allem bis 1989 wurden hier große Mengen des „braunen Goldes“ abgebaut, denn die Energieversorgung der DDR stützte sich vor allem auf diesen umweltschädlichen Energieträger.

Nach der Wende in der DDR sank der Bedarf an Braunkohle als Energieträger und viele Tagebaue wurden geschlossen. Zurück blieben Tagebaurestlöcher und Kippen – die Bergbaufolgelandschaften. Charakteristisch für die gesperrten Bergbaufolgeflächen ist eine mosaikartige Struktur verschiedenster Lebensräume. Dies macht sie für viele bedrohte Arten interessant, die in der normalen, landwirtschaftlich intensiv genutzten Kulturlandschaft oft nicht mehr überleben können.

© Peter Radke/LMBV
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Der Grundwasseranstieg und die Flutung der Tagebaue sorgen zunehmend für Probleme: Seit 2010 verflüssigt sich der Boden auf einzelnen Flächen, was bereits imposante Erdrutsche und Grundbrüche zur Folge hatte. Große Areale wurden daraufhin gesperrt, um Personen- und Sachschäden zu verhindern. In der Lausitz sind derzeit rund 30.000 ha Bergbaufolgeflächen nicht befahr- oder begehbar. Um die Flächen entsprechend den Vorgaben des Bergrechts wieder nutzbar zu machen, ist es notwendig, eine Verdichtung des sandigen Bodens der Lausitz, der infolge der Abbautätigkeiten und durch Wasseranreicherungen zusätzlich an Stabilität verloren hat, zu erreichen. Hierfür ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) zuständig. Auch die Sperrbereiche unterliegen einer geotechnischen Bewertung durch die LMBV.

Die Sanierung dieser Gebiete ist jedoch nicht nur ausgesprochen zeit-, sondern auch kostenaufwändig. Allein für die Sanierung des Areals um den Bergener See (ca. 500 ha) im ehemaligen Tagebau Spreetal und ehemaligen DUH-Projektgebiet Lausitzer Seenland werden 110 bis 200 Mio. Euro veranschlagt.

Nicht zuletzt diese unfassbaren Folgekosten des Raubbaus an der Natur waren für die DUH ausschlaggebend, sich mit Alternativen zu befassen. Wildnisgebiete versprechen gleich mehrfachen Nutzen: Zum einen lassen sich Sanierungskosten einsparen und zum anderen das enorme Entwicklungspotenzial der Landschaft bewahren. Wildnisgebiete bedürfen keiner Nutzungsstandards, so dass keine flächenhafte und aufwändige Sanierung notwendig ist. Deshalb möchte die DUH die Politik davon überzeugen, nicht alle gesperrten Flächen zu sanieren, sondern die Natur sich selbst zu überlassen. Die DUH hat die Suchräume identifiziert, die ein entsprechendes naturschutzfachliches Potential aufweisen.

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft als Partner

Zwar ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) bemüht, bei der Entwicklung ihrer Sanierungsmethoden auf sanfte Techniken zu setzen. Dennoch stellt eine Sanierung immer einen großen Eingriff in den Naturhaushalt dar und schafft Bedingungen, die dynamische Prozesse nicht gerade fördern.

Die LMBV kann auf die Gestaltung Einfluss nehmen und so können durch enge Kontakte/Absprachen  naturverträgliche Lösungen erreicht werden.

Insbesondere Flächeneigentümer haben die Möglichkeit, auf ihren eigenen Flächen Wildnis zuzulassen. Die LMBV zeigt sich individuellen Ansprüchen gegenüber grundsätzlich kompromissbereit. Dies zeigen einige Beispiele von naturschutzfreundlich gesinnten Flächeneigentümern, die bereits optimistisch stimmende Lösungen in die Tat umgesetzt haben oder dabei sind, dies zu tun.

Naturparkzentrum Wanninchen der Heinz Sielmann Stiftung im Naturpark Niederlausitzer Landrücken

In Schlabendorf arbeiten Heinz Sielmann Stiftung und LMBV bereits seit Beginn der 1990er Jahre am Masterplan Schlabendorf für die Tornower Niederung und Wanninchen, der die konzeptionelle Umsetzung von Naturschutzzielen vorsieht. Dieser Masterplan fungiert als Arbeitsgrundlage und bindet die Beteiligten an eine kooperative Zusammenarbeit. Eine Überarbeitung war auf Grund der Grundbruchereignisse notwendig geworden. Einige Teilflächen wurden bereits erfolgreich entwickelt. 

NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe"

Die NABU-Stiftung und die LMBV konnten für das Gebiet Grünhaus die Durchführung eines Flurneuordnungsverfahrens bewirken. Die Flächenarrondierung in diesem Verfahren führte schließlich zu Änderungen im Abschlussbetriebsplan. Auf den zusammenhängenden rund 2.000 ha, die sich heute im Besitz der NABU-Stiftung befinden, darf sich die ehemalige Tagebaufläche nun zu einem Wildnisgebiet entwickeln, auf dem Brach- und Heideflächen ebenso ihren Platz haben wie Feuchtgebiete und Kiefern-Laubmischwälder.

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Im Besitz des NaturSchutzFonds Brandenburg befindet sich eine kleine naturschutzfachlich interessante Fläche – die Geigerschen Alpen bei Lauchhammer. Hier wurde in Absprache mit der LMBV und dem Landesbergamt auf die Sanierung verzichtet. Die eingesparten Sanierungskosten wurden zur Herstellung der Verkehrssicherheit in Form von Zäunen und Dornenhecken zur Abschirmung verwendet. Auch dieses Beispiel zeigt, was mit Engagement erreicht werden kann.

Die im Rahmen des Projektes geführten Gespräche mit Entscheidungsträgern und weiteren Akteuren haben gezeigt, dass eine große Offenheit für Naturentwicklung besteht. Nachdem die DUH aufbauend auf Gesprächen mit Akteuren erste Suchräume als potentielle Wildnisflächen identifiziert hat, gilt es im Folgenden, die Eigentumsverhältnisse in den potentiellen Wildnisgebieten zu analysieren.

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft ist auch eine enge Zusammenarbeit der involvierten Behörden – z. B. Bergämter, LMBV, Naturschutz- und Wasserabteilungen der Landesumweltämter. Derzeit besteht auch noch große Unsicherheit bezüglich der Verkehrssicherheit und Haftung auf Prozessschutzflächen in der Bergbaufolgelandschaft. Dies stellt eine mögliche Hürde bei der Entscheidung für einen Sanierungsverzicht dar.

Zu berücksichtigen ist, dass durch den für Wildnis geschaffenen Raum häufig die Flächenkategorie Offenland gefährdet ist. Denn die Sukzession kann Offenlandanteile zurück- oder ganz verdrängen. Weiterhin ist es überlegenswert, auch in aktive Tagebaue den Wildnisgedanken einzubeziehen. Denn hier besteht die Chance, bereits in einem frühen Planungsprozess Flächen für Wildnisgebiete als Ziel in die bergbaulichen Betriebspläne zu definieren und zu gestalten.

Wildnis bietet darüber hinaus Potenziale für die Wertschöpfung in der Region. Angebote für Naturliebhaber bringen nicht nur Interessierte aus der Umgebung in die Gemeinden.

Kontakt

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Ulrich Stöcker
Teamleiter Wildnis und Naturkapitalungen
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