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Wir müssen Energieinfrastrukturen am Klimaschutz messen

Montag, 10.01.2022
© Eisenhans / Fotolia

Unser Energiesystem muss so schnell wie möglich fossilfrei werden. Das führt der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC in aller Klarheit und Dringlichkeit vor Augen. Am 1,5-Grad-Ziel müssen sich sowohl die Energieversorgung als auch die -infrastruktur messen lassen. Der Ausstieg aus der Kohleverbrennung ist in Deutschland besiegelt. Doch Kraftwerkbetreiber liebäugeln nun mit Erdgas oder Holzverfeuerung. Mehr Holzverbrennung heißt mehr Raubbau am Wald und weniger Artenvielfalt. Unsere Aufklärungsarbeit hat in Hamburg schon zu einem Umdenken geführt: Pläne für den Import von Holz aus Namibia wurden bis auf weiteres ausgesetzt. Ein neues DUH-Positionspapier wirbt für ein generelles Neujustieren der Bioenergie: Statt Biomasse für die Verbrennung extra anzubauen, sollten nur noch landwirtschaftliche Rest- und Abfallstoffe für Strom und Wärme genutzt werden.

Der angebliche Klimavorteil von Erdgas gegenüber der Kohle ist schnell dahin, wenn man das fossile Gasgenauer betrachtet. Bei seiner Verbrennung entsteht CO2 und an undichten Stellen entlang der gesamten Lieferkette entweicht klimaschädliches Methan. Für Erdgas verlangen wir dringend ein verbindliches Ausstiegsdatum bis spätestens 2040. Erdgas muss – in großem Maßstab – durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, der auf Basis von Erneuerbaren Energien hergestellt wird. Wir wehren uns gegen neue Importwege für fossiles Gas wie die Pipeline Nord Stream 2 und geplante Flüssigerdgas-Terminals. Gemeinsam mit lokalen Initiativen konnten wir dabei einen Erfolg verbuchen: Die Pläne für den Terminal-Standort Wilhelmshaven wurden aufgegeben. Die Pläne für Brunsbüttel und Stade werden wir weiter juristisch und durch Aufklärungsarbeit bekämpfen. 

Regelungslücken im Energiewirtschaftsgesetz erlauben bislang Investitionen, die den Klimaschutzzielen zuwiderlaufen. So werden in den Jahren 2020 bis 2030 rund8,5 Milliarden Euro in neue Gasleitungen investiert. Bei 60 Jahren Lebensdauer wird diese Infrastruktur auch 2080 noch vorhanden sein – zu einem Zeitpunkt, an dem wir längst bei Netto-Null-Emissionen angekommen sein müssen. Klimaschutz muss als übergreifender Zweck des Gesetzes festgelegt werden, deshalb fordern wir eine Novellierung. 

Wir treten für eine echte Energiewende ein: Mehr Wind- und Sonnenenergie statt klimaschädlicher Scheinlösungen. Neu errichtet werden dürfen nur noch Kraftwerke, Leitungen und Heizungen, mit denen sich die notwendige Reduktion der Emissionen auch tatsächlich erreichen lässt. Dafür setzen wir uns ein – in energiepolitischen Fachgremien, mit Hintergrundpapieren, breiter Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt mit unseren Klagen.

Klimaimpulse für unsere Gebäude

Der Gebäudesektor wurde 2021 zum Schauplatz für das klimapolitische Versagen der letzten Bundesregierung. Dass der Sektor die Klimaziele verfehlte, war nach Jahren der politischen Untätigkeit keine große Überraschung. Dennoch reagierten die zuständigen Ministerien mit Ratlosigkeit und legten ein mangelhaftes Sofortprogramm vor. Dafür gab es eine Abmahnung ihres eigenen Expertenrats für Klimafragen.

Die DUH hat immer wieder auf die notwendigen Maßnahmen hingewiesen: Der Energiebedarf der Bestandsgebäude muss massiv gesenkt werden und wir brauchen eine konsequente Umstellung unserer Wärmeversorgung auf regenerative Quellen. Noch immer werden in Deutschland vor allem fossile Heizungen eingebaut. Die DUH leistet daher Aufklärungsarbeit für Verbraucherinnen und Verbraucher, um Vorbehalte und Fehlinformationen bezüglich klimafreundlicher Heizsysteme abzubauen und zu zeigen, dass sie auch für den Einsatz in älteren Gebäuden bestens geeignet sind. Parallel hat sich die DUH für einen sofortigen Förderstopp von Gasheizungen stark gemacht. Staatliche Anreize darf es nur für erneuerbare Wärme geben. Noch immer wissen die Nutzer und Eigentümer viel zu wenig über den energetischen Zustand ihrer Gebäude. Das gilt für öffentliche wie private Gebäude gleichermaßen. Durch die Kooperation mit Frag-den-Staat hat die DUH einen wichtigen Vorstoß für mehr Transparenz geleistet und mit der Plattform Klima-Gebäude-Check ein erstes öffentlich zugängliches Gebäuderegister für Deutschland geschaffen. Die Ergebnisse der aufwändigen Recherche sind erschreckend: Ein Großteil der untersuchten Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig.

Für uns steht Sanierung vor Neubau. Denn der Ressourcen- und Energieeinsatz für das Errichten neuer Gebäude ist gewaltig. Dieser Fakt kommt in der Energiebilanz von Gebäuden bisher viel zu kurz. Eine Wieder- und Weiterverwertung von Baumaterialien findet kaum statt, obwohl hier große Klimaschutzpotenziale bestehen. Die DUH unterstützt daher ganzheitliche Energiebilanzen und engagiert sich für innovative und klimaschonende Konzepte im Bausektor.

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