Wiederansiedlung des Haselhuhns im Frankenwald

Lange Zeit war das Haselhuhn im Frankenwald heimisch. Die Umstrukturierung des ursprünglich naturnahen Waldes zum „aufgeräumten“ Wirtschaftsforst führte zu schlechteren Lebensraumbedingungen und sorgte damit für das extreme Schrumpfen der ansässigen Population. Um das lokale Aussterben der Art zu verhindern, versucht die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach bereits seit einige Jahren, das Haselhuhn aktiv in das Gebiet zurückzuholen. Dies geschieht durch Optimierung des Haselhuhnlebensraumes und durch Auswilderung von Zuchttieren, bzw. Umsiedlung wild lebender Tiere aus Österreich, wo heute noch größere Vorkommen zu finden sind.

Das schutzbedürftige Haselhuhn braucht Verstecke im Wald

So groß wie eine Taube und damit der kleinste Vertreter der Raufußhühner ist das Haselhuhn (Tetrastes bonasia, Synonym: Bonasa bonasia) nur für geduldige und gute Beobachter sichtbar. Durch sein Federkleid optimal getarnt, hält es sich viel am Boden auf und versteckt sich geschickt vor seinen natürlichen Fressfeinden wie Marder, Fuchs oder Habicht. Sein Gefieder ist am Rücken grau, die Seiten sind rostbraun und schwarz gezeichnet, die Unterseite ist weiß mit tropfenartigen schwarzbraunen Flecken. Haselhahn und Haselhenne unterscheiden sich nur wenig, der Haselhahn hat allerdings einen schwarzen, weiß umgrenzten, Kehlfleck. Das kleine Waldhuhn ist sehr standorttreu und wenig ausbreitungsfreudig. Es bewohnt abwechslungsreiche, große Wälder mit einer dichten Kraut- und Strauchschicht, die eine gute Deckung und ein ausreichendes Angebot an Nahrung – Beeren, Baumkätzchen, Blatt- und Blütenknospen – bieten.

Haselhahn in Ruhehaltung. Die schwarz-weiße Schwanzbinde ist ein typisches Erkennungsmerkmal. (Fotos: Siegfried Klaus)

Fehlender Lebensraum bedroht das Haselhuhn

Noch vor 100 Jahren war das Haselhuhn in fast allen deutschen Mittelgebirgen verbreitet. Heute ist es aufgrund schlechter Lebensraumbedingungen nur noch in wenigen Wäldern Süddeutschlands anzutreffen. Das Haselhuhn gehörte einst neben Auer- und Birkhuhn zu den Charakterarten des Frankenwaldes. Die Umstrukturierung des ursprünglich bunt gemischten und mehrstufigen Waldes zum „aufgeräumten“ Wirtschaftsforst im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nahm der ausgesprochen schutzbedürftigen Art jedoch elementare Unterschlupfmöglichkeiten sowie Nahrung und sorgte für ein Schrumpfen der ansässigen Population. Sein Aussterben erfolgte sehr früh – im Thüringer Anteil des Frankenwaldes wohl schon vor 1900. Da das Haselhuhn extrem sesshaft ist und auch keine benachbarten „Quellpopulationen“ existieren, ist eine natürliche Wiedereinwanderung nicht zu erwarten.
Das Haselhuhn gehört zu den besonders geschützten Arten (Bundesnaturschutzgesetz, Europäische Vogelschutzrichtlinie Anhang I) und ist nach der Roten Liste Deutschlands stark gefährdet (2) sowie nach der Roten Liste Thüringens sogar vom Aussterben bedroht (1) (2009).

Birken, Buchen und Heidelbeerflächen in enger Verzahnung - hier hat naturnahe Forstwirtschaft schon einen für das Haselhuhn geeigneten Lebensraum geschaffen (Foto: Siegfried Klaus)© Siegfried Klaus)
Enge Nachbarschaft von Erlen (Nahrung) und Fichten (Deckung) bilden den idealen Winter-Lebensraum des Haselhuhns (Foto: Siegfried Klaus)© Siegfried Klaus)

Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn

Die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach verfolgt das Ziel, die ehemalige Charakterart des Frankenwaldes aktiv in das Gebiet zurückzuholen und beschreitet hierbei zwei Wege:

1. Optimierung des Haselhuhnlebensraums:
Durch Entfernung von Fichten entlang der Bergbäche und Förderung von Laubhölzern (Erlen, Ebereschen, Buchen) entstehen gemischte, ungleichaltrige, lückige, durchsonnte Waldteile, die kleinräumig für Licht sorgen und die Kükenaufzucht ermöglichen, dem Haselhuhn aber gleichzeitig ausreichend Schutz und Nahrung bieten. Diese Maßnahmen kommen nicht nur dem Haselhuhn zugute, sondern auch zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten, die nur in möglichst naturnahen Wäldern geeignete Lebensräume finden.

2. Vergrößerung der Population:
Haselhühner aus naturnaher Aufzucht werden im Projektgebiet ausgewildert, und Wildfänge aus Österreich, wo heute noch größere Vorkommen zu finden sind, werden in das Projektgebiet umgesiedelt. Ziel ist es, eine vitale, sich selbst reproduzierende und sich ausdehnende Population zu schaffen. 

Heidelbeersträucher und lückenreiche Naturverjüngung sind wichtige Komponenten des Haselhuhnlebensraums (Fotos: Siegfried Klaus)
Haselhuhn (Fotos: Siegfried Klaus)© 

Pressemitteilung: Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn
Start des Wiederansiedlungsprojekts für den scheuen Vogel - Gemeinsames Projekt mit Deutscher Umwelthilfe und Telekom, vom 13.08.2010

Die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach realisiert auf einer Fläche von 2.500 Hektar bereits seit Jahren im Rahmen ihrer naturnahen Forstwirtschaft Naturschutzmaßnahmen. Aus diesem Grund wurde das Revier auch in das Europäische Vogelschutzgebiet Nr. 37 „Frankenwald-Schieferbrüche um Lehesten“ aufgenommen. Mit einem Waldanteil von 90 Prozent und einer sehr komplexen Naturausstattung stellt das Gebiet ein bedeutendes Refugium für zahlreiche streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie z. B. Schwarzstorch und Uhu dar.

 

 

Der Schwarzstorch gehört zu den Gewinnern in haselhuhnfreundlichen Wäldern (Foto: Siegfried Klaus)© Siegfried Klaus

Vorteilhaft ist auch die Eingliederung des Grünen Bandes in das Projektgebiet, auf dem die ehemalige deutsch-deutsche Grenze verlief. Durch diesen Umstand entsteht ein Biotopverbund, der für das Projekt ausgezeichnete Bedingungen schafft.

Das grüne Band des ehemaligen Grenzstreifens vernetzt die Lebensräume des Haselhuhns (Foto: Siegfried Klaus)© Siegfried Klaus)

Unterstützung bekommen die engagierten Wald- und Haselhuhnexperten auch von Jugendlichen aus aller Welt. Diese arbeiten im Rahmen eines Jugendcamps mit, um für die seltene Vogelart geeignete Strukturen im Wald zu schaffen. So entstehen durch Entfernung von Fichten und Anpflanzung von Laubhölzern (Erlen, Ebereschen, Buchen) gemischte, lichtdurchflutete Waldbestände.

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Ulrich Stöcker
Teamleiter Wildnis und Naturkapitalungen
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